Aktion Leben warnt vor "Parteien-Hick-Hack"
Die Lebensschutzorganisation "Aktion Leben" kritisiert die am Mittwoch im Parlament gefallene Entscheidung gegen die Schaffung einer bundesweiten Beratungsstelle für ungewollt Schwangere. Die Diskussion um zusätzliche Schwangerenberatungsstellen zeige aber, "dass Schwangerenberatung grob unterschätzt wird und Fachkenntnis fehlt", erklärte die Generalsekretärin der Organisation, Martina Kronthaler, am Donnerstag in einer Aussendung.
Das Thema sei zu ernst, es sollte nicht dem "Parteien-Hick-Hack" ausgeliefert werden, betonte Kronthaler. "Aktion Leben" appelliert an den Nationalrat, das Thema sachgerecht und auf der Basis von soliden Informationen zu behandeln. "Österreich hat noch immer keine Zahlen und keine aktuellen wissenschaftlichen Studien über Schwangerschaftsabbrüche. Unsere Bürgerinitiative ,Fakten helfen!' fordert genau das, und wie sich zeigt, wäre es überaus notwendig, um auf ein anderes Niveau der Auseinandersetzung zu kommen", so Kronthaler.
Am Mittwoch hatte der fraktionslose Mandatar Macus Franz einen Antrag auf eine bundesweite Beratungsstelle für ungewollt Schwangere im Nationalrat gestellt. Dieser wurde mehrheitlich abgelehnt, wobei dies die SPÖ mit einem Eingriff in Frauenrechte begründete, während die ÖVP auf die vorhandenen 380 Beratungsstellen in Österreich verwies. Auf Seiten der Opposition stieß der Antrag auf geteilte Meinung; FPÖ und Team Stronach begrüßten ihn mit Hinweis auf die psychische Belastung der Betroffenen, während ihn Grüne und NEOS ablehnten mit der Begründung, Verhütung gehöre zur Freiheit von Frauen.
Auf diese Kritik reagierte die "Aktion Leben" mit Unverständnis. "Die Wortmeldung im Parlament, die Schwangerenberatung Manipulation unterstellen, zeugen von wenig Fachkenntnis." Ebenso falsch sei die Vorstellung, ungeplante Schwangerschaften könnten durch kostenlose Verhütung weitgehend vermieden werden. Leistbare Verhütung sei wichtig, aber es sei ein Mythos, dass sich das Kinderbekommen zu 100 Prozent planen lasse, sagte Kronthaler.
Von den rund 380 Familienberatungsstellen seien wenige auf Schwangerenberatung spezialisiert. Frauen erhielten zudem zu wenige Informationen, dass es solche Beratungseinrichtungen gibt. Ein Negativbeispiel sei die Stadt Wien, die beispielsweise in ihren einschlägigen Broschüren und Homepages gar keinen Hinweis auf die Beratungsleistung von "Aktion Leben" gebe.
Kronthaler: "Psychosoziale Schwangerenberatung vor einem Abbruch ist in Österreich nicht verpflichtend und wir finden das auch gut so. Die Frauen sollen selbst entscheiden, ob sie das brauchen und nützen wollen. Sie müssen dieses Angebot aber zumindest auf den entsprechenden Informations-Seiten finden, um sich damit auseinandersetzen zu können." Es sei also zu bemängeln, dass es zu wenige spezialisierte Beratungsstellen gibt, dass diese zu wenig bekannt sind und dass sie stark unterdotiert sind. Praktische Hilfen würden ausschließlich aus Spenden getätigt.
Die Organisation wünscht sich mehr Beratungsstellen und eine ergebnisoffene Beratung. Denn diese stabilisiere Frauen in einer besonders sensiblen Lebenslage, unterstützte durch Gespräche und Informationen bei der Entscheidungsfindung und begleite Frauen und Männer dabei, hineinzuwachsen in die neue Rolle als Vater und Mutter. "Die hat langfristig positive Wirkung für die Kinder und das gesamte Familiengefüge und ist von hohem Wert für die ganze Gesellschaft", so Kronthaler.
Quelle: kathpress