Ehrendoktorat für Jägerstätter-Biografin Erna Putz
Die Katholische Privat-Universität (KU) Linz hat der Jägerstätter-Biografin Erna Putz ein Ehrendoktorat der Theologie verliehen. Die 71-jährige studierte Theologin sowie Politik- und Kommunikationswissenschaftlerin widmete ihr Leben der Forschung rund um Franz Jägerstätter und trug so wesentlich zu seiner Seligsprechung bei, teilte die Diözese Linz über die am Dienstagabend erfolgte Auszeichnung mit. An der Feier nahmen hochrangige Vertreter der Kirche - darunter der Linzer Bischof Manfred Scheuer und seine beiden Vorgänger Ludwig Schwarz und Maximilian Aichern -, sowie der Wissenschaft und der Politik teil.
Scheuer, ehemaliger Postulator im Seligsprechungsverfahren, sagte in seinem Grußwort, Selige und Märtyrer wie Franz Jägerstätter würden mit Jesus die Solidarität mit den Menschen in der jeweiligen Zeit mitvollziehen. Jägerstätter habe am Schweigen der Kirche während der NS-Zeit gelitten und ihr Verhalten im Jahr 1938 als ein "Sich-gefangennehmen-Lassen" empfunden; zugleich habe er durch sein Leben und Sterben "Kirche gelebt und aufgebaut", so Scheuer. Ein Leiden mit und an der Kirche und eine große Liebe zur Kirche verspüre er auch bei Erna Putz, ebenso "Feuer, verbunden mit einer großen Beharrlichkeit". Der Bischof wörtlich zur Ehrendoktorin: "Ohne dein umfangreiches Engagement wäre Franz Jägerstätter sicher im Himmel, es wäre aber wohl nicht zu seiner Seligsprechung gekommen."
Scheuer würdigte auch das Anliegen von Erna Putz, andere Glaubenszeugen der NS-Zeit bekannt zu machen. An sie gewandt sagte er: "Das Vergessen dieser Zeugen hast du immer als große Lieblosigkeit charakterisiert. Die Erinnerung lebendig zu halten ist Ausdruck einer inneren Verbundenheit und Ausdruck der Liebe."
In seinen Begrüßungsworten bezeichnete KU-Rektor Franz Gruber Jägerstätter als einen "Leuchtturm" für Kirche, Gesellschaft und Politik. Der Selige dürfe, solle und werde nicht mehr vergessen werden. "Dazu bedarf es Menschen wie Erna Putz, die das kollektive Gedächtnis formen", unterstrich Gruber.
In seiner Laudatio betonte der Kirchenrechtler und Linzer Generalvikar Severin Lederhilger, Putz sei das beste Beispiel dafür, dass Menschen, die sich auf das Lebens- und Glaubenszeugnis von Franz und Franziska Jägerstätter einlassen, selbst verändert würden. Mit zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen, akademischen Vorträgen und Referaten habe sich die Jägerstätter-Biografin "für ein weltweites Netzwerk der Verehrung dieses vorbildhaften christlichen Zeugen unserer Diözese eingesetzt".
"Dieser Mensch ist kein Sonderling"
Ehrendoktorin Erna Putz erinnerte in ihren Dankesworten an ihre "Jägerstätter-Anfänge". Im Rahmen einer Recherche über St. Radegund kam die damalige Redakteurin der Kirchenzeitungs-Kooperationsredaktion in Salzburg 1979 zufällig mit Franziska Jägerstätter in Kontakt. Sie gab in der Folge ihren Beruf auf und wurde 1980 Pfarrhaushälterin in Ostermiething. Durch die örtliche und persönliche Nähe zu Franziska Jägerstätter konnte sie 1985 die bis heute maßgebliche Biografie über Franz Jägerstätter verfassen und die Briefe sowie Schriften Jägerstätters herausgeben. "In dem Moment, in dem ich Franz' Schriften zum ersten Mal in der Hand hatte, spürte ich: Dieser Mensch ist kein Sonderling, der hat eine Erfahrung mit Gott gemacht. Und: Es würde mir die Hände verbrennen, wenn ich dies nicht weitergäbe", so Putz wörtlich.
Franz Jägerstätter habe den von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieg als Unrecht gesehen, als Verbrechen, an dem er sich als gläubiger Mensch nicht beteiligen konnte. Putz bezeichnete ihn als Reibebaum, an dem sich die Kirche in ihrer Diskussion um die Gewissensfreiheit des Einzelnen abgearbeitet habe: "Beim Zweiten Vatikanischen Konzil war der Fall Jägerstätter ein Mosaikstein in den Diskussionen zu Gewissensfreiheit, die zu einem neuen Menschenbild führten."
Erna Putz wurde am 3. Mai 1946 geboren, absolvierte eine Ausbildung zur Seelsorgehelferin und Religionslehrerin, ihre späteres Studium beendete sie mit einer Dissertation über Franz Jägerstätter. Seit 2008 ist Putz als Haushälterin in Pension und lebt in ihrer Heimat Ohlsdorf. Für ihr Engagement wurde sie mehrfach geehrt, im Dezember 2013 ernannte Papst Franziskus sie zur "Komturdame des Päpstlichen Ordens vom Hl. Papst Silvester".
Quelle: kathpress