Christen im Irak nicht im Stich lassen
Die letzten Christen im Irak brauchen die Solidarität des Westens und dürfen nicht im Stich gelassen werden: Das hat Generaldechant Slawomir Dadas, Obmann des österreichischen Hilfswerks "Initiative Christlicher Orient" (ICO), in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz betont. Die Hilfe müsse nun vor allem jenen christlichen Flüchtlingen gelten, die in ihre vom IS befreiten Dörfer und Städte in der nordirakischen Ninive-Ebene zurückkehren wollen.
Dadas begleitete jüngst den Linzer Bischof Manfred Scheuer bei dessen Lokalaugenschein im Nordirak. Er berichtete nun in der Kirchenzeitung von "Geisterdörfern, total menschenleer, mindestens die Hälfte aller Häuser völlig unbewohnbar". Am tiefsten hätten sich ihm die Bilder von schmutzigen Schultaschen und Spielzeug eingeprägt, die auf der Straße lagen. Dabei seien ihm die Jahre bewusst geworden, die diese Kinder verloren haben, "unbeschwerte Jahre des Spielens, die sie nie mehr nachholen können, natürlich auch die fehlenden Schuljahre". Die ICO wolle vor allem dazu beitragen, "dass die Kinder wieder Zukunft haben".
Dazu wolle man die zurückkehrenden Dorfbewohner "mit dem unterstützen, worum sie uns bitten. Wir werden ihnen nichts überstülpen." Zurzeit fehle es an allem Materiellen, nicht aber am Glauben. Dadas: "Das hat mich sehr beeindruckt. Ihr tiefes Gottvertrauen ist bewundernswert."
Die Hilfe sei freilich nicht nur nicht einfach, sondern müsse auch über Jahre fortdauern, so der ICO-Obmann: "Aber als ICO werden wir bei den Menschen bleiben und Schritt für Schritt mit ihnen gehen. Dazu gehört die Unterstützung für die Renovierung von Häusern oder der Wiederaufbau von Pfarrzentren und Kirchen." Auch Therapeuten würden nötig sein, und: "Vor allem müssen wir persönlich Kontakt mit den betroffenen Menschen halten."
Bei seinen Begegnungen im Irak habe er erlebt, "dass sich die Leute von der ganzen Welt verlassen fühlen". Besuche seien deshalb enorm wichtig, so Dadas. "Wir sind einer Gruppe von jungen Leuten aus Frankreich begegnet, die den Einheimischen beim Wegräumen der Trümmer geholfen haben. Natürlich weiß ich, dass nur die wenigsten von uns das tun können. Aber wir müssen den Christen im Irak das Gefühl geben, dass wir an sie denken." Eine Form des "An-sie-denkens" bestehe im Gebet, eine andere in der finanziellen Unterstützung. Darum wolle er sehr darum bitten, "dass wir unseren Schwestern und Brüdern im Irak die Solidarität zeigen, die jedem von uns möglich ist".
Die "Initiative Christlicher Orient" unterstützt seit vielen Jahren die Christen in Syrien, im Irak, im Libanon und im anatolischen Tur Abdin. (Infos: www.christlicher-orient.at; Spenden: ICO, Hypo Oberösterreich, IBAN: AT425400000000454546, Kennwort "Wiederaufbau Irak")
Quelle: kathpress