Mit Mut auf junge Menschen zugehen
Den Hauptgrund für den derzeitigen Priestermangel in der katholischen Kirche sieht der designierte Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer in einer "gewissen Glaubensnot". Aufgabe der Kirche sei es deshalb, "das Verständnis für den Dienst als Priester zu wecken und den Glauben in den Familien zu stärken". Ein lebendiger Glaube in den Familien bringe auch mehr Berufungen hervor. "Wir müssen den Mut haben, auf die jungen Menschen zuzugehen und sie für geistliche Berufe anzusprechen", so Hofer wörtlich. Er äußerte sich im Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" (Freitag-Ausgabe).
Lobende Worte fand Hofer für den Pfingstkongress der Lorettogemeinschaft, zu dem rund 7.000 Jugendliche dieser Tage nach Salzburg kommen: "Ich schätze den Pfingstkongress sehr. Da kommen Menschen mit so viel Glaubensfreude und erfahren, dass sie damit nicht allein sind. Das stärkt sie in ihrer Arbeit in den Gemeinden." Mittlerweile entstünden in immer mehr Pfarren Lorettogruppen, "die sehr engagiert sind. Wo gebetet wird, entsteht viel Gutes."
Auf den Zölibat angesprochen meinte Hofer, dass die Ehelosigkeit der Priester ein "großes Gut" in der Kirche sei. Nachsatz: "Das dürfen wir nicht aufgeben." Die Ehelosigkeit könne ein Impuls dafür sein, "dass die Menschen spüren, dass es auch eine andere Dimension als unsere irdische Welt gibt".
Freilich solle man über die Priesterweihe verheirateter Männer auch nachdenken, wie dies Papst Franziskus einfordert. "Nachdenken soll man. Mir ist die Gemeinschaft mit dem Papst in dieser Frage sehr wichtig", so der neue Weihbischof: "Ich möchte dem Heiligen Geist keinen Riegel vorschieben, er wird uns zeigen, in welche Richtung die Kirche gemeinsam gehen soll."
Zum Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen sagte Hofer wörtlich: "Ich bin Papst Franziskus sehr dankbar, dass er die Diskussion darüber ermöglicht hat. Natürlich braucht es in dieser Frage einen allgemeinen Rahmen, aber vor allem Gespräche. Die betroffenen Menschen müssen spüren, dass es der Kirche ein Anliegen ist, ihre individuelle Situation zu verstehen." Die Kommunion dürfe niemandem verweigert werden, der darum bittet, "aber wenn man die Situation eines Menschen kennt, sollte man sich um ein Gespräch bemühen und versuchen, die Dinge zu ordnen".
In der persönlichen Zuwendung sieht Hofer ganz generell einen Schwerpunkt seines seelsorglichen Wirkens: "Ich bin kein Mann der großen Worte. Mir ist das Zuhören sehr wichtig. Im direkten Gespräch kann man den Menschen die Positionen der Kirche erklären und ihnen einen Zugang zum Glauben ermöglichen."
Auf die Diözese Innsbruck angesprochen, die nun schon seit rund eineinhalb Jahren keinen Bischof hat, sagte Hofer: "Ich hoffe und bete, dass es bald einen Bischof in Tirol gibt. Es ist eine enorme Herausforderung, wenn eine Diözese so lange ohne Bischof ist."
Warum dauert das so lange? "Das kann ich nicht beurteilen. Es gibt ein sehr intensives Auswahlverfahren für so ein wichtiges Amt."
Quelle: kathpress