"Alles tun, um Religionsfrieden im Land zu erhalten"
"Wir müssen alles tun, damit der Religionsfriede in unserem Land erhalten bleibt." Diesen Appell hat Kardinal Christoph Schönborn am Mittwochabend beim traditionellen Sommerempfang für Vertreter von Medien, Wirtschaft und Kultur im Wiener Erzbischöflichen Palais an die Anwesenden gerichtet. Österreich sei geprägt von der Tradition des gegenseitigen Respekts. Und es gelte auch weiterhin, aufeinander zuzugehen, den Dialog zu suchen und diesen auch von anderen einzufordern.
"Es hilft nichts, die islamischen Mitbürger auf Kontroversthemen zu fixieren", so der Kardinal. Es müsse auch das viele Gemeinsame im Alltag in den Blick genommen werden. Ein Leben in Vielfalt sei eine Herausforderung, aber möglich. Schönborn: "Spielen wir nicht denen in die Hände, die diesen Religionsfrieden nicht wollen."
Der Kardinal ging in seinem Grußwort auch auf die Situation der verfolgten Minderheiten weltweit ein und gedachte u.a. der koptischen Opfer der jüngsten Anschläge durch IS-Terroristen in Ägypten. Er habe sich bei seinem Besuch im letzten Oktober in Ägypten selbst von der Lebendigkeit der koptischen Kirche ein Bild machen können, so Schönborn.
Er verwies auch auf seinen jüngsten Besuch in Washington, wo er gemeinsam mit dem chaldäischen Patriarchen Louis Raphael I. Sako, dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Ignatius Afrem II. Karim und dem syrisch-katholischen Patriarchen Ignatius Joseph III. Younan das Gespräch mit Verantwortlichen der US-Regierung gesucht hatte; u.a. auch mit US-Vizepräsident Mike Pence.
Ziel der Mission sei es gewesen, die US-Regierung für das Los der Minderheiten im Nahen Osten - "Christen, aber auch viele andere" - zu sensibilisieren, so Schönborn. Es brauche dringend eine politische Lösung für den Nahen Osten. Das gelte für Syrien aber beispielsweise auch für den Irak, wo der IS zwar aus der Ninive-Ebene vertrieben werden konnte, von wirklicher Sicherheit und Frieden sei man aber noch weit entfernt.
Lebendige Kirche in Wien
Schönborn wies weiters auf einige gelungene kirchliche Projekte in der Erzdiözese Wien hin. So etwa auf das Hilfsprojekt "LeO" der Wiener Caritas, wo in 20 Pfarren Lebensmittel zu besonders günstigen Preisen an Bedürftige ausgegeben werden und zugleich auch eine Sozialberatung angeboten wird. Weiters nahm der Erzbischof den "Verein für Integrationshilfe" in den Blick, der sich seit vielen Jahrzehnten um die Integration Haftentlassener bemüht. Beide Initiativen würden vor allem von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen, strich Schönborn hervor.
Ebenfalls vor den Vorhang stellte der Kardinal die St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien. In deren Schwangerenberatungsstelle wird Frauen, die aufgrund oder während einer Schwangerschaft in Not geraten sind, Beratung, finanzielle Hilfe und Unterstützung durch Sachspenden angeboten - ungeachtet ihrer Herkunft, Religion und Nationalität.
Und schließlich wies Schönborn noch auf das Projekt "Hands On"der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien hin. Hier setzen sich ehrenamtliche Mentoren dafür ein, dass Jugendliche mit unterschiedlichsten Problemen eine Ausbildung absolvieren können bzw. den Berufseinstieg schaffen.
Für die musikalische Einstimmung beim Empfang des Kardinals sorgte heuer das Jugend- und Kammerorchester des Vereins "Superar". Hinter dieser Initiative stehen die Wiener Caritas, die Sängerknaben und des Wiener Konzerthauses. "Superar" bietet Kindern aus sozial und ökonomisch schwächeren Verhältnissen eine kostenlose musikalische Förderung. Rund 2.000 "Superar"-Kinder musizieren oder singen bis zu vier mal pro Woche gemeinsam, hieß es dazu von Seiten der Caritas. Musik sei eine universale Sprache und "Superar" könne diese Sprache möglichst vielen jungen Menschen kostenlos zugänglich machen, unabhängig von Herkunft, religiöser Zugehörigkeit, Bildungsstand und Muttersprache. Die Begegnung in und durch Musik helfe den Kindern, "den eigenen Selbstwert zu stärken, Veränderungen und Herausforderungen anzunehmen und Toleranz für sich und andere zu leben". Kardinal Schönborn sprach von einem "äußerst gelungenen Beispiel von Integration".
Quelle: kathpress