Orden wollen "Umkehr im Wirtschaften" vorantreiben
Österreichs Frauen- und Männerorden wollen ihren Fokus auf konkret gelebte Nachhaltigkeit schärfen und haben ihre Wirtschaftstagung in Salzburg am Dienstag und Mittwoch der Papst-Enzyklika "Laudato si" gewidmet. Solidarisches Wirtschaften sei den Klöstern ohnehin in die Wiege gelegt, sagte Magdalena Holztrattner, Direktorin der Katholischen Sozialakademie (ksoe) und eine der Hauptreferentinnen, zu den 80 Ordensvertretern. Daraus erwachse jedoch auch Verantwortung, sei doch Orientierung am Gemeinwohl als "goldene Regel" heute verdrängt und vielen Menschen nicht mehr zugänglich.
Neues Wirtschaften sei aus einer tiefen Sorge um die Erde als das "gemeinsame Haus" heraus nötig, betonte Holztrattner. "Was wir der Erde antun, das tun wir uns selbst an." Das durch die Umweltzerstörung verursachte Leid der Armen und Ausgegrenzten erfordere eine "globale ökologische Umkehr im Sinne von Konversion" hin zum Gemeinwohl, so die ksoe-Chefin. Schritte zu unternehmen gelte es auch gegen die Wegwerfkultur - "Wegwerfen ist Diebstahl" - sowie die "Verschnellerung", die nämlich Leerräume und damit auch "Muße, Stille, Erinnerung, Zweckfreiheit und Gebet" verdränge.
Christen seien stets dazu verpflichtet, Partei für die Armen zu ergreifen, betonte die Kirchenexpertin. Aus dem Glauben müsse sozialpolitisches Engagement erwachsen, da Christsein immer mit Politik zu tun habe. Holztrattner: "Gute Politik ist die nachhaltigste Form der Nächstenliebe." Auch auf die eigene Lebensgestaltung komme es an: "Von uns wird ein ökologischer und nachhaltiger Lebensstil erwartet, mit einer tiefen Herzensbildung." In der Erziehung gelte es zudem ganzheitliches ökologisches Bewusstsein zu fördern, um damit neue Produktionsweisen und Konsumgewohnheiten zu ermöglichen.
"Richtiges richtig machen und gute Entscheidungen auf lange Sicht treffen" beschrieb die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter als anzustrebendes Ziel. Wirtschaftstreibende müssten ihr Zeitgefühl erweitern. "Wir entscheiden heute über Jahrtausende. Die apokalyptische Gefahr lässt sich dabei aber nur durch tägliche Akte abschaffen", so die Professorin der Universität Klagenfurt. Im heutigen "Zeitalter der Nebenwirkungen und der heimtückischen Probleme" sei es wichtig, täglich die Balance zwischen Anforderungen aus dem Wirtschaft-, Sozial- und Umweltbereich zu finden und dabei nicht dauerhaft ökologische Grenzen zu überschreiten.
Winiwarter bezeichnete es als "bemerkenswerte" Merkmale der Papst-Enzyklika "Laudato si", "dass es ein Eingeständnis des Klimawandels gibt, ein klarer Zusammenhang zwischen Nord und Süd benannt, dass Nachhaltigkeit gerade in ihrer sozialen Dimension gesehen wird." Allerdings habe der Papst das sozial-ökologische Wirtschaften sowie auch die Altlasten der Nuklearsprengköpfe nicht direkt erwähnt. Dies beanstande sie deshalb, da Friedens- und Umweltbewegungen wieder zusammengeführt werden müssten. Winiwarter: "Es gibt genug Nahrung und Ressourcen für alle. Aber es ist nicht genug da, wenn diese Ressourcen absichtlich durch Kriege vernichtet werden."
Da es bei vielen Problemen keine win-win-Lösung geben werde, seien Regelungen für die klare Benennung und Zuteilung von Folgekosten nötig, da diese nicht länger ausgelagert werden sollten. "Vorsorgende Innovation" sei im Umgang mit neuen Risiken wie etaw der Nano-Technologie vonnöten, betonte Winiwarter. Völlig falsch sei es hingegen, vor Altlasten die Augen zu verschließen und somit künftigen Generationen die Kosten dafür aufzuhalsen.
Weitere Impulsgeber der Wirtschaftstagung, die im Rahmen des Orden-Themenblocks "#GerechtigkeitGeht" stattfand, waren u.a. Druckerei-Chef Ernst Gugler, Abt Johannes Perkmann von der Benediktinerabei Michaelbeuern sowie der Religionslehrer, Friedensaktivist und Vorsitzende der Katholischen Aktion Innsbruck, Klaus Heidegger.
Quelle: kathpress