"Lange Nacht" in Graz zeigt Solidarität mit religiös Verfolgten
In der "Langen Nacht der Kirchen" am 9. Juni wird der Uhrturm am Grazer Schlossberg als Mahnmal für religiös Verfolgte in rotes Licht getaucht. Zudem wird an allen Veranstaltungsorten in der Steiermark von 22 Uhr bis 22.10 Uhr ein stilles Gedenken für all jene Menschen abgehalten, die wegen ihres Glaubens verfolgt oder diskriminiert werden. Das gaben die steirischen Verantwortlichen der "Langen Nacht" am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz in Graz bekannt. In der Steiermark findet die Lange Nacht heuer zum elften Mal statt. An 100 Orten werden rund 500 Programmpunkte geboten. Zwei weitere Schwerpunkte sind heuer das Reformationsjubiläum und das Jubiläum "20 Jahre Zweite Europäische Ökumenische Versammlung in Graz".
Die Pressekonferenz fand in der koptisch-orthodoxen Kirche in der Grazer Wienerstraße statt. Schon seit Jahren engagiert sich die koptische Gemeinde bei der "Langen Nacht" und im Rahmen der Ökumene. Zudem wolle man auch ein Zeichen der Solidarität gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Anschläge auf koptische Christen in Ägypten setzen, wie Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz erläuterte.
Das gemeinsame Innehalten am 9. Juni wird in der gesamten Steiermark mit einem besonderen Gebet und Glockengeläut abgeschlossen. Die Aktion des Ökumenischen Forums der christlichen Kirchen in der Steiermark steht unter dem Titel: "Net nix". - "Stille, Gebet und Gedenken, das ist nicht nichts, sondern vielmehr eine Kraft, die von dieser Nacht ausgehen kann", zeigte sich Leibnitz überzeugt.
Der evangelische Superintendent Hermann Miklas präsentierte den zweiten Schwerpunkt der "Langen Nacht": das Reformationsjubiläum. In der Grazer Heilandskirche macht man sich beispielsweise Gedanken darüber, was "typisch evangelisch" sei, von Johann Sebastian Bach beginnend bis zu originalen Luthertexten, stimmgewaltig präsentiert von Schauspieler Gerhard Ernst unter dem Titel: "Was sich der Luther wieder erlaubt!" Auf der Fassade der Evangelischen Kreuzkirche wiederum entsteht im Rahmen von "Pray and Spray" eine Kreuzigungsszene in Graffitikunst und in der evangelisch-methodistischen Kirche beleuchtet man das Werk der Brüder John und Charles Wesley.
Der dritte Schwerpunkt ist dem Jubiläum "20 Jahre Zweite Europäische Ökumenische Versammlung in Graz" gewidmet. Zu diesem Thema wird unter anderem eine familienfreundliche Fahrradtour angeboten, die zu verschiedenen christlichen Kirchen führt und bei der man Ökumene "erfahren" kann. Superintendent Miklas ist auch selbst im Einsatz, wenn er in der Stadtpfarrkirche Graz unter dem Motto "Sing mit!" gemeinsam mit Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz katholische, evangelische und ökumenische Lieder vorstellen und vorsingen wird.
Am Ende der Pressekonferenz gab Amir Istfanous von der koptischen Gemeinde noch Einblick in das Leben der Gemeinde. So existiert die koptische Gemeinde in Graz seit den 1980er Jahren. Mit dem raschen Zuwachs in den 1990ern, als auch Istfanous nach Österreich gekommen war, wurde es nötig, ein eigenes Kirchengebäude zu errichten. Die Kirche Hl. Johannes der Täufer entstand damals und wurde vom koptischen Papst-Patriarchen Schenouda III. eingeweiht. In Graz leben derzeit rund tausend Kopten, eine kleinere Gemeinde gibt es auch in Bruck an der Mur.
Istfanous kam auch auf die jüngsten Anschläge auf Kopten in Ägypten zu sprechen. "Es ist nicht selbstverständlich in Frieden zu leben", schloss er und zitierte aus dem biblischen Psalm 133: "Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!".
Die "Lange Nacht der Kirchen" wird am 9. Juni um 18 Uhr mit Glocken eingeläutet und endet in der Steiermark gegen Mitternacht mit einem ökumenischen Segensgebet im Hof des Grazer Priesterseminars mit Bischof Wilhelm Krautwaschl.
(Infos: www.langenachtderkirchen.at)