Turnovszky für Miteinander von neuen Bewegungen und Ortskirche
Die katholische Charismatische Erneuerung (CE) begeht dieser Tage ihr 50-Jahr-Jubiläum. Sie ist eine von vielen größeren und kleineren neuen religiösen Bewegungen innerhalb der katholischen Kirche. Von Seiten der heimischen Bischofskonferenz ist der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky für den Kontakt zu diesen Bewegungen zuständig. Im "Kathpress"-Interview würdigte Turnovszky die CE, betonte zugleich aber auch die Notwendigkeit, dass alle neuen Bewegungen immer auch mit der jeweiligen Ortskirche verbunden sind.
Die Charismatische Erneuerung sei eine Bereicherung für die Kirche, so Weihbischof Turnovszky. Dabei gehe freilich die Frage, ob CE-Mitglieder oder Mitglieder anderer Bewegungen die "besseren" Christen seien, ins Leere. Es dürfe nie darum gehen, wer besser sei, vielmehr müsse sich jeder stets die Frage stellen "Bin ich heute ein besserer Christ als ich es gestern war?"
An der Charismatischen Erneuerung schätze er vor allem den frischen Wind und das Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes, das sie in den Vordergrund ihres Wirkens stelle, zudem die ökumenische Offenheit. Letztere sei freilich auch gründungsbedingt, betonte Turnovszky. Die CE existiere schon viel länger als 50 Jahre, sie sei im freikirchlichen Bereich entstanden, vor 50 Jahren dann aber in die katholische Kirche integriert worden.
Turnovsky war schon vor seiner Zeit als Geistlicher in Kontakt mit der CE, war dann auch als Priester immer wieder von Amtskollegen beeindruckt, die der Bewegung angehören, und er ist auch als Jugendbischof mit der "Jugendabteilung" der CE in Kontakt. Am kommenden Jubiläumsfest zu Pfingsten in Rom werde er zwar nicht teilnehmen, wohl aber am Jubiläumsfest der CE Österreich und Südtirol von 23. bis 26. August im oberösterreichischen Windischgarsten. Die Tage stehen unter dem biblischen Motto "... denn die Freude am Herrn ist unsere Stärke". Selbst gehört Turnovszky nicht der CE an, wie auch keiner anderen der neuen Bewegungen.
Für die Bischöfe zentral sei die Notwendigkeit, dass alle Bewegungen in der jeweiligen Ortskirche bzw. der Diözese verortet sind, und nicht allein auf sich selbst bezogen leben, so der Bischof. Grundsätzlich würden die Bewegungen das positive kirchliche Spannungsfeld zwischen Ortskirche und universaler Kirche widerspiegeln.
Neue Bewegungen seien im Übrigen kein Phänomen des 21. oder 20. Jahrhunderts. "Die hat es immer schon gegeben und wird es auch immer geben. Das gehört einfach zur Kirche dazu. Das ist der Kirche quasi eingeschrieben." Die große Herausforderung für die religiösen Bewegungen liege vor allem darin, wie es in der zweiten Generation, nach dem Ableben der starken Gründungspersönlichkeiten, weitergehe, so der Bischof.
Turnovszky verwies in diesem Zusammenhang auch auf Kardinal Joseph Ratzinger, der einst zwischen religiösen "Bewegungen" und "Strömungen" unterschieden habe. Unter Bewegungen habe er beispielsweise Gruppen wie die Fokolare oder die Loretto-Gemeinschaft verstanden, mit starken Gründungspersönlichkeiten. Strömungen seien dagegen etwa die breiter angelegte Liturgische Bewegung, oder auch die Marianische Bewegung. Zu diesen "Strömungen im großen breiten Fluss der Kirche" würde er auch eher die CE zählen.
Dass viele Jugendliche in den einzelnen und zum Teil sehr unterschiedlichen Bewegungen eine kirchliche Heimat gefunden haben, erklärte der Bischof u.a. damit, dass die Bewegungen ein sehr konkretes Profil hätten, das viele anspreche. Turnovsky ist auch der "Jugendbischof" in der Österreichischen Bischofskonferenz.
Wie viele neue religiöse Bewegungen es in Österreich eigentlich gibt, ist nicht leicht zu beantworten. Ein Indiz bietet ist die Koordinierungsstelle "Jakob", die im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz die verschiedenen Bewegungen und Gruppierung im Jugendbereich vernetzt. Laut "Jakob" sind dies u.a. "33 Bewegungen, 27 Initiativen und Gebetskreise, sowie 17 befreundete Gruppierungen". Das sei freilich nur die Untergenze, so Weihbischof Turnovszky.
Quelle: kathpress