Life-Ball-Organisator Keszler: "Ich bete oft"
Er ist bekennender Homosexueller, HIV-positiv und steht als Organisator des Wiener Life Balls im Rampenlicht. Im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe) hat er über eine andere Facette seines Lebens gesprochen: seinen Glauben. "Ich bete oft. Ich bete zu einem wohlwollenden Gott. Zu etwas, das unteilbare Liebe ist und überhaupt Existenz für mich begründet", so Keszler wörtlich.
Religion hat im Leben des 53-jährigen gelernten Feinmechanikers immer eine Rolle gespielt. Ob bei seinen Reisen durch Australien und Südostasien in den 1980er-Jahren oder in seinem Engagement für HIV-Positive oder an AIDS erkrankten Menschen. "Mir ist es wichtig, Gutes zu tun und zum Leben auf der Erde beizutragen. Es wäre schrecklich, wenn wir alles nur machen würden, ohne dass letztlich die Welt besser wird." An seine eigene Erlösung nach christlicher Vorstellung denke er dabei nicht. "Ich möchte im Hier und Jetzt etwas bewegen. Da geht es mir nicht um die Sorge, ob es nach dem Tod aus ist oder das Leben ewig ist. Wünschen würde ich es mir natürlich."
Als junger Erwachsener hatte sich Keszler mit dem HIV-Virus angesteckt. Halt gebe ihm im Leben auch der Glaube. "Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, gleichzeitig zweifle ich aber auch viel. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob das wirklich ein Glaube oder nicht nur ein starkes Wünschen ist."
Dankbar ist Keszler für das Engagement der Kirche für HIV/AIDS-kranke Menschen. Schon als er mit Elton John zum ersten Mal gemeinsame Projekt in Afrika unterstützt hat, sei ihm bewusst geworden, wie viel die Kirche für diese tut. "Die katholische Kirche gehörte schon damals zu den erfolgreichsten Institutionen, die sich engagiert haben. Und das einfach aus Nächstenliebe, aus dem Gefühl des Mitleids."
Klar sei für ihn aber auch, die Kirche müsse modernen werden. "Da braucht es noch viel Dialog. Gerade auch, damit die Kirche von der jetzigen Generation verstanden wird." Für ihn selber habe 2015 mit der Kirche ein besonderer Dialog begonnen: Bei einem Abendessen mit Freunden hatte er zum ersten Mal Kardinal Christoph Schönborn getroffen. Seither treffen sich die beiden mehrmals im Jahr zum Austausch. "Diese Begegnungen sind mir wichtig", so Keszler. Die Gespräche würden ihn zum Nachdenken bringen: "Ohne Druck und ohne Vorschrift haben wir einfach Freude am Dialog."
Bewusstsein für HIV schaffen
Seit 1993 veranstaltet Keszler den Life Ball. Er wolle damit Bewusstsein für die Krankheit schaffen und sie enttabuisieren. Er sei davon überzeugt, dass sich Menschen von Vorurteilen lösen und das Leben in den Mittelpunkt stellen müssen. "Der christliche Glaube, und auch die anderen Weltreligionen, sind dafür da, den Menschen zu erhöhen. In der Gemeinschaft soll deutlich werden, dass jeder Mensch ein wertvoller Teil der Gesellschaft ist."
Nach einer einjährigen Life-Ball-Pause will er sich 2017 auf sein ursprüngliches Ziel besinnen: den Kampf gegen Aids, ohne einen Hype um Persönlichkeiten. Er würde sich auch wünschen, dass "Pater Schönborn" auf den Ball kommt. Der Life Ball und die Kirche hätten auf jeden Fall das gleiche Ziel, so Keszler: Beide eine der Einsatz für die Schwachen, für Respekt und Toleranz, für das Leben.
Quelle: kathpress