Sonderausstellung zum Turiner Grabtuch
Das Wiener Erzbischöfliche Palais öffnet - was eher selten ist - für die Öffentlichkeit die Tore und ist Veranstaltungsort einer Sonderausstellung zum Turiner Grabtuch. Die Schau unter dem Titel "Wer ist der Mann auf dem Tuch? Eine Spurensuche" ist vom 8. Juni bis 16. Juli zu sehen und stellt sowohl wissenschaftliche Forschungsergebnisse wie auch theologische Sichtweisen vor. Kernstücke der Ausstellung sind das Grabtuch in einer originalgroßen Kopie und eine dem Abdruck des Tuches entsprechende Figur. Aber auch weitere Ausstellungsstücke wie eine Dornenhaube und Nägel, die vor rund 2.000 Jahren bei einer Kreuzigung verwendet wurden, sind im Rahmen der Ausstellung zu sehen.
Organisiert wird die Ausstellung vom Malteser-Orden. Sie ist als Wanderausstellung konzipiert und wurde bereits an vielen Orten im deutschen Sprachraum gezeigt, u.a. auch in Kärnten und Salzburg. Die Ausstellung verbinde Glauben und Wissen, wie es von Seiten der Veranstalter heißt: "Texte der Heiligen Schrift zu Leiden und Kreuzigung Jesu Christi, wissenschaftliche Untersuchungen über den Abdruck eines Mannes auf dem Turiner Grabtuch und historische Forschungsen verdichten die Annahme, dass der Mann auf dem Tuch Jesus von Nazareth war und dieses Tuch seinen Leichnam umhüllte."
Das Turiner Grabtuch ist 4,36 mal 1,10 Meter groß und zeigt den Doppel-Abdruck eines kräftig gebauten, 1,81 Meter großen Mannes mit langen Haaren, Schnurr- und geteiltem Backenbart. In den Haaren und im Gesicht sind Blutspuren sichtbar, die Gesichtszüge lassen auf zahlreiche Verletzungen wie Schwellungen unter dem Auge und am Unterkiefer schließen. Auf der rechten Seite des Oberkörpers sieht man eine Schnittwunde, die einen großen Blutfleck hinterließ. Weiters weist der Körper zahlreiche Verletzungen auf, die von Geißelungen her rühren.
Seit mehr als hundert Jahren versuchen Wissenschaftler aus aller Welt das Geheimnis des Turiner Grabtuchs zu enträtseln: Ist das Grabtuch echt, oder ist es eine Fälschung aus dem Mittelalter? Lag in der Leinen-Stoffbahn vor 2.000 Jahren wirklich der Leichnam Jesu vor seiner Auferstehung? Auch wenn es keine letzten wissenschaftlichen Beweise gibt, sind viele Menschen davon überzeugt, dass es sich um das Grabtuch Jesu handelt.
Einig sind sich die Forscher, dass der "Mann des Grabtuchs" alle Merkmale der in der Bibel beschriebenen Kreuzigung aufweist. Trotzdem: Das Grabtuch wird von der Katholischen Kirche offiziell nicht als Reliquie anerkannt. Im vatikanischen Sprachgebrauch wird dafür von einer "Ikone" gesprochen.
Die Frage der "Echtheit" ist für die Kirche allerdings auch sekundär. Das Grabtuch ist nicht Grundlage oder Beweis für den christlichen Glauben, kann diesen aber fördern. Papst Franziskus erklärt sich die große Anziehungskraft der Ikone damit, dass "der Mann des Grabtuchs uns einlädt, Jesus von Nazareth zu betrachten".
Die Ausstellung im Wiener Erzbischöflichen Palais (Wollzeile 2, 1010 Wien) ist von 8. Juni bis 16. Juli zu sehen. Öffnungszeiten: jeweils Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr und Sonntag von 10 bis 14 Uhr. Eine besonders günstige Gelegenheit zur Besichtigung bietet sich im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen" am 9. Juni. An diesem Tag ist die Ausstellung bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Spenden an den Malteserorden für Familien in Not sind erbeten.
(Infos: www.turinergrabtuch.at)
Quelle: kathpress