Schönborn gibt Startschuss zu neuer "Akademie am Dom"
Den Startschuss zur neuen "Akademie am Dom" der Theologischen Kurse hat Kardinal Christoph Schönborn am Freitagabend bei einem Symposium in Wien gegeben. Die "Akademie am Dom" ist die Fortführung der traditionsreichen "Wiener Katholischen Akademie". Zentrale Grundlage der neuen Akademie sind die bewährten Jahresthema-Schwerpunkte der Theologischen Kurse mit öffentlichen Vorträgen renommierter Experten zu aktuellen theologischen und gesellschaftlichen Fragen. Sie gehen mit der bisherigen "Wiener Katholischen Akademie" und neuen "Akademie am Dom" eine Synergie ein und werden durch interdisziplinäre Veranstaltungen und Angebote im Bereich Kunst und Kultur ausgebaut.
Kardinal Schönborn nahm den Relaunch am Freitag zum Anlass, die Akademie zu würdigen und einen kurzen Umriss ihrer Wandlungen bis ins Heute zu geben. Dass sie bis jetzt besteht, verdankt sie dem 1991 frisch in sein Amt berufenen Schönborn als Weihbischof der Erzdiözese Wien für Kunst, Kultur und Wissenschaft. Von der Schließung bedroht, habe er den damaligen Erzbischof, Kardinal Hermann Groer, davon überzeugt, "dass die Akademie eine Lebenschance hat und mit großem Schwung haben wir begonnen, sie aus dem Dornröschenschlaf zu wecken".
Ein "Glücksgriff" sei ihm 1993 mit der späteren Generalsekretärin der Akademie geglückt, der Bruckner-Kennerin Elisabeth Maier. Ihr sei es gelungen, "mit ihrem Talent, Menschen zusammenzubringen, der kleinen aber sehr feinen Akademie wieder Leben einzuhauchen". Unter ihr habe die Akademie eine Wandlung von ihrer ursprünglichen Intention, Katholischen Wissenschaftlern ein Forum für den Austausch zu bieten, hin zu einer Erwachsenenbildungs-Einrichtung genommen. Ein "Glücksfall" sei auch kürzlich die Begegnung mit den Theologischen Kursen gewesen, "die in Zukunft eine wirklich fruchtvolle Synergie verspricht", zeigte sich Kardinal Schönborn überzeugt.
Weitere Referenten der Veranstaltung unter dem Titel "Jedem Abschied wohnt ein Zauber inne ... Vom Reifen und Neuanfangen" waren die Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Stadtkirche Wien, Ines Knoll, der Theologe Ludger Schwienhorst-Schönberger sowie der Philosoph Günther Pöltner, die das Thema literarisch, biblisch und existenziell beleuchten. Im Zuge des Symposions wurde auch die langjährige Generalsekretärin und Präsidentin der Wiener Katholischen Akademie, Elisabeth Maier, verabschiedet.
Wissenschaftlichkeit, Lebens- und Glaubensrelevanz
Markenzeichen des Programms der neuen, am Stephansplatz beheimateten "Akadmie am Dom - Katholische Akadmie Wien" werde die Verbindung von Wissenschaftlichkeit und Lebens- wie Glaubensrelevanz sein, so der Leiter der Theologischen Kurse, Erhard Lesacher, im Gespräch mit "Kathpress". Offiziell eröffnet wird das Bildungsprogramm im Oktober mit einer Veranstaltung zum Thema "Christentum als Bildungsreligion" und Vorträgen des deutschen Theologen Thomas Söding sowie der an der Universität Wien lehrenden Religionspädagogin Andrea Lehner-Hartmann.
Die von den Theologischen Kursen bewährte Fokussierung auf Jahresschwerpunkte wird mit der "Akademie am Dom" beibehalten: 2017/2018 stehen die öffentlichen Vorträge und Veranstaltungen unter dem Leitmotto "Wege aus der Angst". Geboten werden Vorträge renommierter Theologen sowie interdisziplinäre Veranstaltungen mit Beiträgen aus Philosophie, Psychiatrie, Rechtswissenschaften, Musik- und Sprachwissenschaften. Zu den geplanten Referenten zählen etwa der bekannte Psychiater Reinhard Haller, die Ordensfrau und Bestsellerautorin Sr. Melanie Wolfers oder der Theologieprofessor Karl-Josef Kuschel.
Im Bereich "Kunst und Kultur" wird das Bildungsangebot der neuen Akadmie mit "Dom Museum Wien Backstage" ein Angebot zu den Sonderausstellungen des Wiener Dommuseums bieten. Eine eigene Programmschiene für junge Erwachsene ("U35") wird außerdem Themen wie "Schöpfung und Evolution" oder "Religion und Gewalt" zur Diskussion stellen.
Traditionsreiche Akademie
Die "Wiener Katholische Akademie" war 1945 von Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) mitten im Chaos der ersten Nachkriegsmonate als Nachfolgerin der 1939 aufgelösten Leo-Gesellschaft und wissenschaftliches Institut der Erzdiözese Wien ins Leben gerufen worden. Ziel und Aufgabe der Akademie war in den vergangenen Jahrzehnten die umfassende Diskussion aller weltanschaulich bedeutsamen Fragen, wie etwa der Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben.
In den ersten Nachkriegsjahren bot die Wiener Katholische Akadmie noch einen umfassenden Vorlesungsbetrieb mit täglichen Vorträgen an. Dabei umfasste die Lehrtätigkeit der Akademie ein breites Spektrum von Theologie, Philosophie und Pädagogik bis hin zu Geschichte, Staatswissenschaft, naturwissenschaftlichen Fragen, Soziologie, Musik-, Literatur- und Kunstwissenschaft.
Im Lauf der Jahrzehnte veränderte sich das Profil der Katholischen Akademie mehrmals. Die ab 1993 amtierende Generalsekretärin Elisabeth Maier setzte mit öffentlich zugänglichen Vorträgen und Kursen verstärkt auf die "Kernkompetenz" der Akademie im Bereich von theologischen und philosophischen Fragestellungen. Immer wieder veranstaltete die im Edith-Stein-Haus in der Ebendorferstraße untergebrachte Katholische Akademie, der Maier seit 2014 als Präsidentin vorstand, auch große Tagungen in Wien; darunter in den Jahren 2002 und 2003 zwei internationale wissenschaftliche Kongresse zum Turiner Grabtuch oder 2007 über die "Geschichte der Mission".
Quelle: kathpress