Diözese Innsbruck trauert um Maria Schiestl
Diözese Innsbruck trauert um Maria Schiestl, die "Ärztin der Massai". Die 65-jährige Zillertaler Oskar-Romero-Preisträgerin verstarb überraschend am Sonntag in Nairobi an einer Gehirnblutung. Die Ärztin aus dem Zillertal leitete seit Jahren das von ihr maßgeblich entwickelte Krankenhaus Entasekera in Kenia. "Ihre leidenschaftliche Menschenliebe, ihr stetes Bemühen um eine verbesserte medizinische Versorgung im Massai-Land, ihr höchst persönlicher Einsatz im Klinik-Alltag und ihr Bemühen um eine nachhaltige Lösung ihres Lebenswerkes werden in Erinnerung bleiben", hielt die Diözese Innsbruck in einer Aussendung fest.
Schiestl habe mit ihrem Engagement die Welt ein Stück menschlicher gemacht, so Diözesanadministrator Jakob Bürgler: "Mit Entschiedenheit und Eifer hat Maria Schiestl ihren Kindheitstraum verwirklicht. Was zuerst unmöglich war, konnte sie mit Treue und Durchhaltevermögen in die Tat umsetzen. Gute Dinge können nur mit innerer und nachhaltiger Dynamik wachsen."
Bürgler weiter: "Maria Schiestl war eine mutige Frau. Sie wagte es, in die Armut 'einzusteigen'. Es gehörte eine ordentliche Portion Mut dazu, 'alles auf eine Karte' zu setzen. Mutige Menschen machen Mut. Durch ihr Engagement und ihre konkrete soziale Arbeit konnte das Herz von Tirol bis nach Afrika schlagen. Ein Stück Tiroler Samen blühte dort auf und wird hoffentlich lange reiche Frucht tragen."
Auch der Tiroler Caritasdirektor Georg Schärmer würdigte die Verstorbene: "Maria Schiestl verstand es nicht nur die Krankheiten der Menschen zu lindern und zu heilen, sondern auch die Herzen der Menschen für das Gute und Notwendige zu begeistern."
Erst Lehrerin, dann "Daktari"
1952 in Zell am Ziller geboren, war Maria Schiestl zunächst einige Jahre lang Hauptschullehrerin in Tirol. 1979 ging sie nach Kenia, wo sie in einer Mädchenschule im Maasailand tätig war, bevor sie Leitung einer Mädchenschule in Westkenia übernahm. Konfrontiert mit der schwierigen Lebenssituation vieler Maasai und der schlechten Gesundheitsversorgung, entschloss sie sich im Alter von 37 Jahren, ein Medizinstudium zu beginnen.
Nach Abschluss von Studium und Turnuszeit in Schwaz und an der Innsbrucker Uniklinik ging Schiestl 2005 zurück nach Kenia. In Entasekera hatten österreichische Ärzte dort unter schwierigsten Bedingungen mit dem Aufbau eines Gesundheits- und Bildungszentrums begonnen. "Daktari Maria", wie sie von ihren Patienten genannt wird, kümmert sich seither federführend um das mittlerweile fertiggestellte Health Care Center, das die einzige funktionierende Gesundheitseinrichtung für bis zu 27.000 Loita-Maasai in einem Umkreis von 60 Kilometern ist. Neben der Gesundheitsstation leitet Schiestl - seit ihrem Pensionsantritt Ende 2012 ehrenamtlich - mehrere mobile Gesundheitsteams, die Kinder, Frauen und Männer aus dem Massai-Volk in besonders entlegenen Gebieten erreichen können.
Bei ihrer Tätigkeit erkannte Schiestl schnell, dass in der stark traditionell geprägten Gesellschaft des Loita-Maasai-Volks mehr Bewusstsein besonders für die Rechte von Frauen und Kindern und eine Gesundheitsvorsorge nur mit umfangreicher Bewusstseinsbildung erreichbar sind. Zusätzlich zum Health Care Center wird daher in Entasekera auch ein Bildungszentrum betrieben, in dem laufend Kurse und Treffen zu Themen wie Frauenrechte, Menschenrechte, Bürgerrechte, Gesundheitsvorsorge, Hygiene, Ernährung, Familienplanung, Mutter-Kind-Themen, HIV/Aids angeboten.
Erst im vergangenen Herbst wurde die Zillertaler Ärztin für ihren Einsatz mit dem Oskar-Romero-Preis der Katholischen Männerbewegung ausgezeichnet.
Quelle: kathpress