Theaterstück über KZ-Pfarrer Gruber vor Erstaufführung
Die Lebensgeschichte des Priesters Johann Gruber (1889-1944), der im nationalsozialistischen im KZ Gusen ein geheimes Hilfswerk für seine Mithäftlinge aufbaute und nach dessen Auffliegen ermordet wurde, wird demnächst im Linzer Mariendom uraufgeführt. Das Stück "Der Fall Gruber" aus der Feder des Linzer Autors Thomas Baum steht unter Regie von Franz Froschauer, der auch die Hauptrolle spielt. Die Vorstellungen finden am 24. und 25. Juni jeweils um 20.30 Uhr in Österreichs größter Kirche statt, die aufgrund der am Folgetag beginnenden Innenraum-Umgestaltung völlig leergeräumt ist.
Johann Gruber wurde in Tegernbach (Bezirk Grieskirchen) als ältestes von vier Kindern geboren und verlor früh seine Eltern. Nach Besuch des Linzer Gymnasiums Petrinum wurde er Priester und nach Kaplansjahren 1934 Direktor der Linzer Blindenanstalt, wobei er eine eigene Reformpädagogik entwickelte, in deren Mittelpunkt das Glück des Kindes stand. Er sprach sich gegen den Anschluss aus, nahm heftige Konflikte mit dem Kreuzschwestern-Orden und mit nationalsozialistischen Lehrern auf sich, wurde 1938 wegen eines angeblichen Sittlichkeitsdelikts denunziert, von der Gestapo festgenommen und kam ins KZ Gusen.
Im Konzentrationslager war "Papa Gruber" in der Krankenbaracke tätig und baute dabei ein regelrechtes Hilfswerk auf, indem er u.a. notleidende Mithäftlinge mit der "Gruber-Suppe", Kleidung und Informationen über die Kriegslage versorgte und durch Organisation inhaftierter Lehrer sogar eine geheime KZ-Schule für Lagerkinder auf die Beine stellte. Schilderungen Überlebender zufolge rettete er vielen Menschen in Gusen das Leben. Grubers Netzwerk flog jedoch auf und er wurde nach tagelangem Verhör und Folter am 7. April 1944 - einem Karfreitag - grausam ermordet. In der Nachkriegszeit geriet Gruber weitgehend in Vergessenheit. Am 7. Jänner 2016 wurde er vom Strafgericht Wien vollständig rehabilitiert.
Manischer Veränderer
In Thomas Baums Theaterstück, das wiederum auf einer Biografie des Linzer Historikers Helmut Wagner basiert, inszeniert und spielt Franz Froschauer Pfarrer Gruber, in weiteren Rollen sind Katharina Bigus, Tanja Jetzinger, Alois Kreuzwieser, Anna Valentina Lebeda und Andreas Pühringer zu sehen. Gezeigt werden drei besonders charakteristische Lebensabschnitte Grubers. Er sei enorm geschäftstüchtig gewesen und habe dabei eine "manische, unstillbare Lust am Verändern" an den Tag gelegt, hob Baum in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Mittwoch) hervor. Im KZ Gusen habe der Priester aufgrund seines hochraffinierten Tricksens im Sinne der Hilfsbedürftigen als "Al Capone von Gusen" gegolten.
Gruber sei keine verklärte, nur seelsorgerische Person gewesen, sondern in seiner Getriebenheit, das System zu verändern, penetrant und auch für die Kirche zunehmend unangenehm, so Baum weiter: Für den Klerus seiner Zeit sei es "durchaus willkommen" gewesen, "das Problem Papa Gruber an den Nationalsozialismus abzugeben". Verrat und Denunzierung hätten verheerend zusammengewirkt, "die Kirche alleine hätte ihm keinen Prozess gemacht - und die Nazis alleine auch nicht."
Konfessionsloser will Seligsprechung
Besonders eindrucksvoll bezeugen Grubers überlebende Mithäftlinge den Einsatz des KZ-Priesters, darunter etwa Louis Deblé. "Durch seine Güte konnten sich am Abend nach zwölf Stunden Arbeit ... bis zu 30 junge Verhungernde versammeln, und er kam daher wie ein himmlischer Bote zur Austeilung seiner Suppe. ... Er war der Christus in der Hölle".
Ein Gruber-Gedenken gab es bereits zu Monatsbeginn im Rahmen der Befreiungsfeiern im KZ Mauthausen, als der Linzer Bischof Manfred Scheuer den in Gusen ermordeten Priester als Beispiel für gelebte internationale Solidarität im Lager hervorhob. Der fließend französisch sprechende Gruber habe sich beim Eintreffen französischer Sozialisten und Widerstandskämpfer sofort für diese interessiert, zitierte der Bischof den späteren belgischen Polizeipräsidenten Paul Brusson, der das KZ Gusen überlebte. "Ohne irgendwelche Vorurteile der Religion schenkte er uns seinen Rat, seine Ermutigungen, und beschloss schließlich, auch uns in seine Hilfsorganisation einzugliedern und uns zu unterstützen", gab der konfessionslose Brusson, der 1988 in einem Brief an den Vatikan eine Seligsprechung Grubers anzustoßen versuchte, laut Scheuer an.
Aufführungen von "Der Fall Gruber" beginnen am 24. und 25. Juni jeweils um 20.30 Uhr im Linzer Dom, Karten kosten 29 Euro und sind im Domcenter Linz oder unter www.oeticket.at erhältlich. Das speziell für Kirchen als Spielort konzipierte Stück wird ab Herbst 2017 auch als Gastspiel angeboten. (Infos zu Johann Gruber: www.johann-gruber.at)
Quelle: kathpress