Medienempfang zwischen "Fake News" und Wahrheitssuche
Fehlentwicklungen in der Digitalisierung, "Fake News" und dem drohenden "postfaktische Zeitalter" muss durch Wahrheitssuche und den Mehrwert von Qualitätsjournalismus begegnet werden. Das war Grundtenor des Empfangs für Medienschaffende, zu dem der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Mittwoch ins Erzbischöfliche Palais geladen hatte und bei dem der neue ORF-Landesdirektor Christoph Takacs sowie "Kathpress"-Chefredakteur Paul Wuthe das Wort ergriffen. Vor zahlreichen Vertretern von Medien und Kirche plädierte der Gastgeber unter Verweis auf Vaclav Havel für den "Versuch, in der Wahrheit zu leben". "Jenseits der Ideen, jenseits von richtig und falsch, gibt es einen Ort, treffen wir uns dort", zitierte der Erzbischof den persischen Sufi-Mystiker Dschalal ad-Din Muhammad Rumi.
Eindrücke vom Medienempfang
Ein ungeschminktes Bild von den gegenwärtigen Herausforderungen einer unkontrollierten Digitalisierung und ihren Auswirkungen auf Gesellschaft und Medien zeichnete ORF-Landesdirektor Takacs und sagte: "Wir müssen die Digitalisierung in den Griff bekommen, damit sie uns nicht im Griff hat." Besonders alarmierend sei der Umstand, dass selbst internationale Nachrichtenagenturen mit dem Gedanken spielten, "Nachrichten maschinell herzustellen, um Journalisten zu sparen", warnte Takacs am "Welttag der Kommunikation und der Informationsgesellschaft".
Immer deutlicher zeigten sich zudem die negativen Auswirkungen von Sozialen Medien: Der Preis dieser scheinbar kostenlosen Netzwerke sei die Überlassung von Daten. Suchalgorithmen würden bei den Nutzer dieser Medien zu einer Verengung des eigenen Weltbildes führen und zu einer übersteigerten Suche nach Aufmerksamkeit, "Likes" und "Followern", warnte der ORF-Landesdirektor. "Alle schreiben, niemand liest" - dieses Wort in Anlehnung an Oscar Wilde sei noch nie so treffend gewesen wie in Zeiten von Facebook, Twitter und WhatsApp.
Angesichts dieser Entwicklungen müsse Journalismus seinen Mehrwert beweisen. Seine Aufgabe sei es, die Realität so zu spiegeln, dass sich die Kunden selbst eine Meinung bilden können. Letztlich gehe es dabei um einen Beitrag für eine "aufgeklärte Gesellschaft", so Takacs.
Jugendliche vor Informationsdilemma
"Fake News" und ein drohendes "postfaktisches Zeitalter" sind als erkannte Probleme inzwischen bei den Mediennutzern angekommen und zeigen sich in einer zunehmenden Verunsicherung hinsichtlich der Glaubwürdigkeit von medialen Inhalten. Das stellte "Kathpress"-Chefredakteur Wuthe in seinem Statement fest und verwies dabei auf eine aktuelle Jugend-Studie von "Safer Internet" über Gerüchte im Netz. Diese habe ein "Informationsdilemma" für junge Menschen aufgezeigt, für die Soziale Netzwerke zwar die Hauptquelle für tagesaktuelle Informationen seien, die aber gleichzeitig als "wenig glaubwürdig" gelten würden.
Der Umstand, dass 86 Prozent der befragten Jugendlichen dem Wahrheitsgehalt von Informationen aus den Sozialen Medien misstrauten, sei "besorgniserregend, zugleich zeigt er aber das bereits hohe Problembewusstsein unter jungen Menschen an", so Wuthe. Die Jugendlichen wüssten nämlich laut dieser Studie, dass dagegen nur die eigene Recherche im Netz helfe, womit zugleich ein möglicher Lösungsweg eröffnet sei: "Er führt zu Qualitätsmedien, zu handwerklich gutem und somit professionellem Journalismus", die - so wie Inhalte der "Kathpress" - im Web auffindbar seien.
Dies mache gleichzeitig den hohen Wert der Informationsfreiheit deutlich. "Sie ist ein hohes Gut für das Zusammenleben der Menschen in demokratischen Gesellschaften genauso wie in der Kirche. Ob als Bürger oder als getaufter Christ, in beiden Fällen geht es um das Recht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten, um sich eine persönliche Meinung zu bilden und Verantwortung zu übernehmen", hielt Wuthe fest. Dass die Informationsfreiheit in der Kirche in Österreich einen hohen Stellenwert habe, beweise u.a. die Gründung der "Kathpress" vor 70 Jahren. Damit leiste die Kirche einen "Dienst an der Informationsgesellschaft" und erfülle in spezifischer Weise ihren "Grundauftrag als Kommunikationsgemeinschaft".
Quelle: kathpress