RSK-Messe zum Staatsvertragsgedenken
Premiere im Belvedere: Erstmals feierte der Rosenkranz-Sühnekreuzzug (RSK) am Ort der Unterzeichnung des Staatsvertrages eine "Messe für das Vaterland". Der geistliche Leiter der Gebetsgemeinschaft, Pater Benno Mikocki, gedachte beim Gottesdienst am Montag in der Schlosskapelle all jener, die maßgeblich an der Wiedererlangung der Freiheit Österreichs vor 62 Jahren mitwirkten. Namentlich nannte er Leopold Figl, der mit den damaligen Außenministern von England, Frankreich, der UdSSR und USA am 15. Mai 1955 den Staatsvertrag unterzeichnete, den damaligen Bundeskanzler Julius Raab, Staatssekretär Bruno Kreisky sowie die Hunderttausenden Beter mit RSK-Gründer Petrus Pavlicek an der Spitze. Die Feier endete mit dem Segen für Österreich und seine Bewohner, gespendet im historischen Marmorsaal.
"Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört" - dieses Wort aus dem Markusevangelium stellte Pater Mikocki ins Zentrum seiner Predigt. Jesus Christus habe damit die für Christen maßgebliche Verhältnisbestimmung im spannungsreichen Verhältnis von Politik und Religion getroffen. Christen sollten weder in Weltflucht die politische Autorität ablehnen noch diese überhöhen bzw. sakralisieren. Jesus habe mit dieser Aussage vielmehr eine Mittelweg zwischen beiden Extremen vorgegeben. Dazu zähle für Christen auch die Pflicht, sich für das Gemeinwesen einzusetzen, und "dem Staat zu geben, jeder nach seinen Möglichkeiten".
Dieser doppelte Auftrag an Christen werde auch im "Vater unser"-Gebet deutlich: Den Gläubigen müsse es zuerst um das Reich Gottes gehen. Gleichzeitig gelte es sich für die irdischen Nöte einzusetzen. Es sei bezeichnend, dass im Gebet Jesu die Bitte um das tägliche Brot noch vor allen anderen irdischen Bitten käme, führte der Franziskanerpater aus. Dadurch werde deutlich, dass sich Christen konkret in der Welt engagieren müssen.
Messgewand mit Maria-Theresia-Bezug
An der Feier im Rahmen des 70-Jahr-Jubiläums des RSK nahmen u.a. deren Leiterin Traude Gallhofer und der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt und Großneffe des Staatsvertrags-Außenministers, Markus Figl, teil. Für die musikalische Gestaltung war Thomas Dolezal verantwortlich. Bei der Liturgie in der barocken Schlosskapelle trug der Zelebrant ein von Kaiserin Maria Theresia gestiftetes Messgewand aus dem Paramentenschatz des Stephansdoms.
Die Geschichte der 1947 gegründeten Bewegung ist eng mit dem Gebet für die Freiheit des nach dem Krieg von den Alliierten besetzten Österreich verbunden. Rasch wuchs die Zahl der Beter rund um Pater Pavlicek von ursprünglich 500 auf 200.000 im Jahr 1950 an. Nach 81 Sühneandachten und mehreren Lichterprozessionen mit Zehntausenden durch die Wiener Innenstadt erfüllte sich 1955 das Gebetsanliegen um die Wiedererlangung der vollen Freiheit Österreichs. Im Hinblick auf den österreichischen Staatsvertrag 1955 sagte der damalige Bundeskanzler Julius Raab: "Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, nicht so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft."
Nach dem Staatsvertrag textierte P. Pavlicek das von ihm verfasste und für den RSK typische Lied um, wo es seitdem in der zweiten Strophe heißt: "Schutzfrau Öst'reichs, o Maria, unser Fleh'n hast du erhört. Freiheit wieder uns gegeben, Frieden Österreich beschert. Denn, o Mutter..." Mit diesem Lied endete auch die Gedenkmesse zum Staatsvertrag im Belvedere.
Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahr 1955 weitete sich die Gebetsgemeinschaft auf das Ausland aus. Besondere Bedeutung erhielt sie beispielsweise 1961 im Rahmen der Errichtung der Berliner Mauer - und dann 1988/89 beim Fall des Eisernen Vorhangs.
Der RSK als "Gebetsgemeinschaft für Kirche und Welt" umfasst derzeit rund 700.000 Mitglieder in mehr als 130 Ländern. Neben der alljährlichen "Maria-Namen-Feier" in Wien bietet sie auch Exerzitien und Einkehrtage an. Für die Mitglieder gibt der RSK die Zeitschrift "Betendes Gottesvolk" heraus. (Infos: www.rsk-ma.at)
Quelle: kathpress