Zwei Seher-Kinder von Fatima sind jetzt heilig
Francisco (1908-1919) und Jacinta Marto (1910-1920) sind jetzt offiziell Heilige der Kirche. Papst Franziskus erklärte die beiden Hirtenkinder, denen 1917 in Fatima die Gottesmutter erschien und Botschaften übermittelte, am Samstag auf dem Marienplatz des weltbekannten portugiesischen Heiligtums zu verehrungswürdigen Vorbildern für Katholiken.
Zu der Heiligsprechungszeremonie und der anschließenden Messe versammelten sich laut portugiesischen Behördenangaben eine halbe Million Menschen aus aller Welt. Der Bischof von Leiria-Fatima, Antonio dos Santos Marto, bat den Papst formell um die Aufnahme der Geschwister Francisco und Jacinta ins Verzeichnis jener Heiligen, die weltweit öffentlich verehrt werden dürfen. Daraufhin sprach Franziskus auf Portugiesisch die Formel, die beide zu Heiligen erhebt. Anschließend wurden Reliquien der Seherkinder unter dem Applaus der Menge an den Altar gebracht. Für die dritte Seherin, Lucia dos Santos (1907-2005), läuft derzeit das Seligsprechungsverfahren.
In seiner Predigt bei dem Gottesdienst zum 100. Jahrestag des Beginns der Marienerscheinungen von Fatima bestärkte Papst Franziskus die Christen im Vertrauen auf die Gottesmutter. Maria könne allen Hoffnung und Frieden geben, sagte der Papst. Zudem verurteilte er eine "Gleichgültigkeit, die unser Herz erstarren lässt". "Unter dem Schutz Mariens", so Franziskus, könne man "das junge und schöne Gesicht der Kirche wiederentdecken, das strahlt, wenn sie missionarisch, einladend, frei, treu, arm an Mitteln und reich an Liebe ist".
Der Papst würdigte die Seherkinder Francisco und Jacinta als Vorbilder. Die "göttliche Gegenwart" sei fester Bestandteil ihres Lebens gewesen. Vor der Heiligsprechung der Geschwister hatte Franziskus einige Minuten im stillen Gebet an ihren sowie dem Grab Lucias verharrt. Besonders ging der Papst in seiner auf Portugiesisch gehaltenen Predigt auch auf die Gottesmutter Maria ein, die den Menschen Mutter sei und ihnen Schutz und Hoffnung bringe.
Am Ende des Gottesdienstes machte der Papst in einem eigenen Grußwort kranken Menschen Mut. Wer seine Krankheit annehme, sei eine "geistliche Ressource" und "Kapital für jede christliche Gemeinschaft", sagte er zu den Kranken, die zur Heiligsprechung waren.
An dem Gottesdienst nahm auch Portugals Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa teil. Schon Samstagfrüh hatte Franziskus den sozialistischen Ministerpräsidenten Antonio Costa in seiner Pilgerherberge zum persönlichen Gespräch empfangen.
Pilger übernachteten im Freien
Der Platz zwischen den beiden Basiliken von Fatima war bereits zwei Stunden vor dem Gottesdienst weithin gefüllt. Viele Pilger hatten mit Schlafsäcken oder einfachen Rettungsdecken auf dem Areal übernachtet. Rund um den großen Marienplatz gruppieren sich die Erscheinungskapelle mit der weltbekannten Statue der Muttergottes von Fatima als "Herz" des Heiligtums sowie die beiden Basiliken: Die alte "Basilika Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz", in der auch die drei Hirtenkinder Francisco Marto, Jacinta und Lucia begraben sind. Genau gegenüber liegt die erst vor zehn Jahren geweihte große "Basilika der Heiligsten Dreifaltigkeit". Das runde Gotteshaus mit einen Durchmesser von 125 Metern zählt zu den größten Kirchen weltweit.
Franziskus verbrachte die Nacht von Freitag auf Samstag im Exerzitienhaus "Nossa Senhora do Carmo" direkt neben dem Wallfahrtsgelände. Unmittelbar vor Beginn des Gottesdienstes am Samstag besuchte Franziskus die alte Rosenkranzbasilika von Fatima und betete vor den Gräbern der Seherkinder.
Schon in der Früh fand in der Unterkunft des Papstes ein im Reiseprogramm nicht angekündigtes Treffen mit einer muslimischen Flüchtlingsfamilie statt. Bei der Familie handelte es sich um Palästinenser, die in den 1950er-Jahren in den Irak emigriert und von dort wegen des Kriegs 2003 nach Syrien geflohen waren. Inzwischen leben sie in Portugal.
Vom Vatikan angekündigt war zudem einen Begegnung Franziskus' mit dem 104-jährigen Priester Joaquim Pereira da Cunha, dem laut Medienangaben ältesten Geistlichen Portugals. Cunho wurde am 8. Juli 1912 im nordportugiesischen Baiao geboren und ist damit nur wenig jünger als die Seherkinder von Fatima.
Im Anschluss an den Gottesdienst ist für Papst Franziskus noch ein Mittagessen mit den Bischöfen des Landes vorgesehen. Nach der Verabschiedung am Militärflugplatz Monte Real, zu der Portugals Staatspräsident Sousa, Kirchenvertreter sowie einige Hundert Gläubige erwartet werden, verlässt Franziskus am Samstagnachmittag Portugal Richtung Rom.
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Quelle: Kathpress