Wiener Gemeinderat will besseren Schutz für Kopten
Der Wiener Gemeinderat hat sich für besseren Schutz der koptischen Minderheit ausgesprochen. Infolge der jüngsten Anschläge auf Kirchen in Ägypten seien die Gläubigen auch in Wien "verängstigt", heißt es in einem Mehrparteienantrag von ÖVP, SPÖ und Grünen vom Freitag. Österreichs Bundesregierung solle die ägyptische Regierung und die lokalen Autoritäten in den betroffenen Gebieten bestärken, alles zu tun, um weitere Übergriffe auf Kopten zu verhindern, so der Beschluss. Gleichzeitig wird Kopten in Wien besserer Schutz zugesagt.
Zehn bis 15 Millionen Kopten gibt es laut Schätzungen weltweit, wobei viele von ihnen in Europa und Nordamerika in der Diaspora leben. "Dies nicht zuletzt deshalb, da sie oft Opfer von Verfolgung werden und zahlreiche Anschläge auf sie verübt werden", so die drei Parteien in ihrer Aussendung. Über 10.000 koptisch-orthodoxe Christen leben in Österreich und sind hier seit 2003 offiziell als Kirche anerkannt.
Verwiesen wird dabei auf die Attentate gegen Kopten vom Palmsonntag 2017 und vom Dezember 2016, bei denen 44 bzw. 30 Menschen ums Leben kamen, sowie auf die Vertreibungen von Christen der Sinai-Halbinsel vom Februar 2017 durch die Terrormiliz IS, die die Kopten in einem Drohvideo als "Lieblingsbeute" erklärt hätten. Die Parteien erinnern auch an die Drohschrift, die im Vorjahr an der Mauer der größten koptischen Kirche Wiens gefunden wurde. Der Täter konnte nicht eruiert werden.
Der Mehrparteienantrag verurteile die Anschläge und sichere der koptischen Gemeinde in Wien den Einsatz für ihren Schutz vor Verfolgung, Gewalt und Bedrohung zu, erklärte die Grünen-Menschenrechtssprecherin Faika El-Nagashi als eine der Antragsteller. Wien sehe sich als "Menschenrechtsstadt und Vorreiterin in Sachen Menschenrechte", so der SP-Gemeinderat Peter Florianschütz. In ihren Herkunftsländern verfolgte Minderheiten bräuchten auch in Wien "jeden erdenklichen Schutz", betonte die VP-Mandatarin Gudrun Kugler, die von einem "wichtigen ersten Schritt" sprach.
Die FPÖ schloss sich dem Antrag nicht an, sondern brachte einen eigenen Antrag auf Verurteilung der Anschläge auf Ägyptens Kopten sowie auf Schutzmaßnahmen für sie ein. Es dürfe nicht unter den Tisch gekehrt werden, dass die Gefahr vor allem von eingewanderten Muslimen ausgehe, wurde die Vorgangsweise begründet.
Der Gemeinderatsbeschluss kam eine Woche nach dem Besuch von Papst Franziskus in Kairo und zwei Tage vor einem "ökumenischen Gebet für verfolgte Christen", zu dem am Sonntagabend Außenminister Sebastian Kurz gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn und dem koptischen Bischof Anba Gabriel in die Wiener koptisch-orthodoxe Kirche "Maria vom Siege" geladen haben.
Quelle: kathpress