Sozialsysteme zukunftstauglich machen
Die diesjährige Papst-Leo-Preisträgerin Iris Straßer hat mit dem von 1878 bis 1903 amtierenden Brückenbauer zur Arbeiterschaft Leo XIII. argumentiert, um auf notwendige Reformen im heutigen Österreich hinzuweisen. "Wir müssen uns die Frage stellen, wie unsere Sozialsysteme für die Zukunft gestaltet werden können. Ein Fortschreiben der bestehenden Situation ist weder leistbar, noch personell machbar", erklärte die Unternehmensberaterin und Präsidentin der Katholischen Aktion der Diözese Gurk im Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag". Für die drängenden großen Themen - Armut, Alter, Pflegebedarf, Integration - gebe es immer noch keine Lösungen, mahnte Straßer den Ansatz Papst Leos ein.
Dieser habe vor mehr als 100 Jahren gesagt: "Wir müssen alles ganz anders machen." Sie kenne viele Menschen, so Straßer, "die bereit sind, ihre Rolle zu verlassen und ganz Neues anzugehen. So einen Anstoß braucht es auch. Ich denke, im Kleinen muss man anfangen - anstatt auf die großen Lösungen zu warten. Denn dann geht gar nichts weiter."
Die niederösterreichische "Papst Leo-Stiftung" wird die Initiatorin des Unternehmensnetzwerkes "Verantwortung zeigen" mit dem Papst-Leo-Preis 2017 für besondere Verdienste um die Katholische Soziallehre auszeichnen. Die Initiative, der sich bereits 75 Firmen vor allem im Süden Österreich angeschlossen haben, versucht, verantwortliches Wirtschaften zu fördern. Die Netzwerkpartner bekennen sich dazu, gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, und engagieren sich etwa beim Thema Nachhaltigkeit oder für soziale Anliegen. Überreicht wird der Preis am 12. Mai um 19 Uhr bei einem Festakt in Horn. Benannt ist er nach Papst Leo XIII., der mit seiner Enzyklika "Rerum novarum" die Katholische Soziallehre begründete.
Engagement nützt auch den Firmen
Iris Straßer informierte im "Sonntag" ausführlich über konkrete Projekte der Initiative "Verantwortung zeigen", zuletzt etwa zwei Mentoring-Programme, bei denen noch aktive oder bereits pensionierte Führungskräfte junge Menschen beim Berufseinstieg bzw. bei Unternehmensgründungen helfen. Beim Projekt "Brückenschlag" absolvieren Führungskräfte, "die sonst ein Survival-Training machen oder den Jakobsweg gehen", eine Woche lang ein Praktikum in einer Sozialeinrichtung, berichtete Straßer. Dabei gehe es darum, "sich als Mensch einmal in einem ganz anderen Kontext wahrzunehmen. Zu fragen: Wer bin ich, wenn ich nicht in meiner gewohnten Rolle bin?" Umgekehrt könnten Chefs von Sozialeinrichtungen in Unternehmen, in einer Bank, einem Produktionsbetrieb etc. eine Woche lang als "Praktikanten" intensiv von dortigen Managern lernen.
Seit mehreren Jahren gebe es in Kärnten landesweite "Engagement-Tage", wo Firmengruppen in Sozialeinrichtungen Hand anlegen. "Es fördert die Kultur der Unternehmen, wenn man sich für etwas einsetzt, das wirklich Sinn macht", nannte die KA-Präsidentin Beispiele wie ein Hochbeet oder ein Gartenhaus für eine Behinderteneinrichtung, einen Spielenachmittag mit Kinderdorf-Kindern oder Ausflüge mit alten Menschen.
Viele Rückmeldungen bestätigten positive Effekte auch für die Unternehmen selbst. Wenn sich z.B. die Firma Mahle immer mit ihren Lehrlingen einbringe, "geschieht Persönlichkeitsentwicklung", wies Straßer hin. "Ein Ausbildner hat mir gesagt, dass es die Qualität der Lehrlingsausbildung massiv verbessert hat." Ihre Erfahrung: "Kein Unternehmen macht mit, damit es in der Zeitung steht. Es geht wirklich um die Unternehmenskultur."
Quelle: kathpress