Pfarrerinitiative wünscht sich aktivere Bischöfe
Die Pfarrerinitiative drängt auf Reformen in der katholischen Kirche. Papst Franziskus habe zuletzt einige neue Spielräume eröffnet, die Bischöfe müssten diese nun aber auch nützen, etwa hinsichtlich des Pflichtzölibats, des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen oder der Zulassen von Frauen zum Weiheamt. Das war die Quintessenz einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien, zu der Obmann Pfarrer Helmut Schüler und einige weitere Vertreter der Initiative geladen hatten. "Wir wollen unsere Bischöfe aufwecken und ermutigen, die Bälle des Papstes aufzugreifen", so Schüller wörtlich.
Der Linzer Künstlerseelsorger Peter Paul Kaspar verglich Papst Franziskus mit Papst Johannes XXIII. Letzterer habe in nur fünf Jahren Amtszeit (1958-63) eine Initialzündung für Reformen in der Kirche geschafft, selbiges erhoffe er auch von Papst Franziskus.
In den Gemeinden gebe es nur mehr wenig Verständnis für den Pflichtzölibat, sagte der Wiener Pfarrer Gerald Gump. Noch dazu, wo es ja auch verheiratete katholische Pfarrer im seelsorglichen Einsatz gibt. Papst Franziskus habe angeregt, über verheirateten Priester nachzudenken und mutige Vorschläge zu machen. Auch wenn er sich vorerst einmal auf sogenannte "entlegene" Regionen bezogen habe. Hier müssten aber trotzdem auch die österreichischen Bischöfe aktiv werden, so Gump.
Die Vertreter der Pfarrerinitiative wiesen in diesem Zusammenhang auf das sogenannte "Lobinger-Modell" des gleichnamigen südafrikanischen Altbischofs hin. Es kennt zwei Arten von Priestern: hauptamtliche zölibatäre Priester und solche, die in und von den Gemeinden vor Ort bestellt werden, dann eine theologische Ausbildung erhalten, auch verheiratet sein können, vom Bischof geweiht werden und auch in der Seelsorge von hauptamtlichen Priestern begleitet werden. Dieses Modell sollte in ausgewählten Gemeinden erprobt werden, so der Kremsmünster Pfarrer P. Arno Jungreithmair.
Mit seinem Schreiben "Amoris Laetitia" habe der Papst auch neuen seelsorglichen Spielraum für den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen eröffnet, sagte Helmut Schüller. Das Anliegen des Papstes sei getragen vom Grundton der Offenheit und Barmherzigkeit sowie der Möglichkeit zum Zugang zu den Sakramenten, wobei letztlich das eigene Gewissen die oberste Instanz sei. Schüller verwies auf die Bischöfe von Malta, Argentinien oder Deutschland, die sich bereits in eigenen Schreiben dazu geäußert und Leitlinien für ihre Seelsorger herausgegeben hätten. Ein solches Schreiben von Seiten der österreichischen Bischöfe stehe noch aus, monierte der Obmann der Pfarrerinitiative.
Gleichwertigkeit von Mann und Frau
Einmal mehr bekräftigte Schüller auch die Forderung nach der Öffnung des kirchlichen Weiheamtes für Frauen. "Und zwar nicht wegen des Priestermangels sondern wegen der Gleichwertigkeit und der gemeinsamen Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau", betonte Schüller. Er verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass kürzlich in der Orthodoxen Kirche in Afrika sechs Frauen zu Diakoninnen geweiht worden waren. Das sei ein ermutigendes Zeichen. Diesen Schritt erhoffe er sich auch von der römisch-katholischen Kirche, so Schüller.
Wenig Verständnis zeigte Schüller dafür, dass es für die Diözese Innsbruck immer noch keinen neuen Bischof gibt. Es sei erstaunlich, wie geduldig so manche Diözese sei. Die Verzögerung sei jedenfalls "unnötig und unangemessen". In diesem Zusammenhang bekräftigte der Obmann der Pfarrerinitiative auch die Forderung, die Bischofsernennungen auf eine breitere Basis zu stellen und das Kirchenvolk stärker einzubinden.
P. Jungreithmaier wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in der Diözese Linz im Vorfeld der Nachfolge von Bischof Ludwig Schwarz ein breit angelegter Prozess gestartet worden war, aus dem zuerst zwölf und dann drei Kandidaten ausgewählt wurden. Inwieweit das dann aber die Entscheidung in Rom bezüglich des neuen Bischofs Manfred Scheuer beeinflusst habe, wisse man nicht.
Schüller zeigte sich auch überzeugt, dass die Zusammenlegung bzw. Fusionierung von Pfarren als einzige Reformstrategie der falsche Weg sein. Das komme in vielen Gemeinde sehr schlecht an. "Lebendige Gemeinde vor Ort" seien für die Zukunft der Kirche essentiell, so Schüller.
"Gerüchte über das Ableben der Pfarrerinitiative sind stark übertrieben", so der Obmann wörtlich. Im Gegenteil habe man laut eigenen Aussagen die Basis verbreitert und das internationale Netzwerk spanne sich inzwischen über alle Kontinente.
Quelle: kathpress