Heimische Ordensleute im deutschen "Ökumene-Kloster" Volkenroda
Eine Abordnung der heimischen Ordensgemeinschaften hat am vergangenen Wochenende am "Christusfest" im ostdeutschen "Ökumene-Kloster" Volkenroda teilgenommen. "Einfach Christus - der Weg der Gemeinschaft" lautete das Motto der Sternwallfahrt, mit mehr als 600 Teilnehmern. Angeführt wurden die österreichischne Wallfahrer von Abt Reinhold Dessel vom Stift Wilhering. Er sprach in einer Aussendung der Ordensgemeinsachaften von einem "Treffen in Freundschaft und christlicher Verbundenheit". Volkenroda sei ein Ort mit großer Vergangenheit und großer Zukunft, zeigte sich der Abt überzeugt: "So wie hier die verschiedenen christlichen Konfessionen miteinander leben, umgehen und verbunden sind, so würde ich mir das für die großen Kirchen auch wünschen."
In Volkenroda ist eine neue Form von christlichem Gemeinschaftsleben entstanden. Das Kloster liegt in einer nur schwach besiedelten ländlichen Gegend im Norden Thüringens. 1131 von Zisterziensern gegründet, wurde es im 16. Jahrhundert zerstört und war bis zur politischen Wende 1989/90 dem Verfall preisgegeben.
1994 entschlossen sich mutige Christen, das Kloster wieder aufzubauen. Die junge "Jesus-Bruderschaft" renovierte Teile der Anlage und baute neue hinzu. So bilden heute die älteste erhaltene Zisterzienser-Klosterkirche Deutschlands und der futuristisch anmutende Christus-Pavillon die beiden sich harmonisch ergänzenden Kontrapunkte des Klosters.
Der Christus-Pavillon war ein Beitrag der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland für die Expo 2000 in Hannover. Das aus Stahl und Glas gebaute Gebäude mit einem 27 Meter hohen Kreuz und einem Kreuzgang wurde nach der Expo abgebaut und in Volkenroda wieder aufgebaut.
Die "Jesus-Bruderschaft", deren Anfänge auf das Jahr 1961 zurückgehen, hat mehrere Besonderheiten: Sie ist eine Lebensgemeinschaft aus Frauen und Männern, die sich entweder zölibatär oder als Ehepaar um ein gemeinschaftliches Leben bemühen. Und es gehören ihr sowohl evangelische als auch katholische Christen an. Bei den Feiern und liturgischen Angeboten der Gemeinschaft kommen evangelische wie katholische Elemente gleichermaßen vor.
Drei Mal am Tag finden in dem modernen Kirchenbau in Volkenroda Gebetszeiten der "Jesus-Bruderschaft" statt, zu der alle eingeladen sind. Es gibt auch Biker-Gottesdienste, Sportlerwallfahrten, Einkehrtage und Camps für Jugendliche, um nur einige Aktivitäten zu nennen. Das Kloster betreibt einen Bauernhof und hat sich inzwischen auch als Pilger-, Kultur-, Bildungs- und Tagungszentrum mit einem Beherbergungsbetrieb etabliert. Rund 50.000 Menschen nutzen die Angebote jährlich.
Die Gemeinschaft der "Jesus-Bruderschaft" hat neben Volkenroda auch Niederlassungen in Gnadenthal (Hessen) und Hennersdorf (Sachsen). Dazu kommen die Begegnungszentren Latrun (Israel) und Makak (Kamerun). Die Gemeinschaft in Volkenroda zählt zwölf Mitglieder.
Im klassischen Sinn handelt es sich bei der "Jesus-Bruderschaft" (noch) nicht um einen Orden. Die Gemeinschaft ist als Verein organisiert. Die Vereinsstatuten werden aber durchaus als Vorform einer eigenen Ordensregel verstanden.
Vielfalt und Verbundenheit
Ferdinand Kaineder, Sprecher der heimischen Ordensgemeinschaften, stellte bei der "Christuswallfahrt" das vielfältige Netz der katholischen Orden in Österreich vor. Die Gesellschaft brauche unbedingt die Inspiration der Ordensleute, so Kaineder. Ein Leben nach den evangelischen Räten bedeute, ein einfaches, gemeinschaftliches und hellwaches Leben zu führen. Die "Christuswallfahrt" zeige den Weg in Richtung Einheit, "die nicht Einheitlichkeit, sondern Buntheit und Vielfalt, eine neue Verbundenheit untereinander mit einer Hinwendung auf Jesus Christus, eine Pilgern zu Gott meint."
Unter den Volkenroda-Pilgern waren am Wochenende auch der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr und Äbtissin Leatitia Fech von der Abtei Waldsassen. Die Äbtissin wird gemeinsam mit Ulrike Köhler, die zu den führenden Kräften der "Jesus-Bruderschaft" und des Klosters Volkenroda zählt, Ende November zum österreichweiten Ordenstag nach Wien kommen.
(Infos: www.kloster-volkenroda.de bzw. www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress