Papst empfing ägyptische Migranten und startete nach Kairo
Papst Franziskus ist zu einer zweitägigen Reise nach Ägypten aufgebrochen. Um kurz vor 11 Uhr startete er von Rom aus zu seinem Kairo-Besuch. Kurz vor dem Start traf er laut mitreisenden Journalisten noch neun Einwanderer. Wie Vatikan-Journalisten aus dem Papstflieger auf Twitter schrieben, sprach der Papst noch vor der Autofahrt zum Flughafen im Vatikan mit Migranten aus Ägypten. Weitere Details wurden bisher nicht bekannt. Am Donnerstagabend hatte Franziskus noch die römische Basilika Santa Maria Maggiore aufgesucht, um vor der Marienikone "Salus Populi Romani" zu beten und um Beistand zu bitten, wie er dies vor jeder Auslandsreise zu tun pflegt.
Um 14 Uhr trifft Franziskus in Kairo ein. Dort wird er von einem Regierungsvertreter und dem Patriarchen der koptisch-katholischen Kirche in Ägypten, Ibrahim Isaac Sedrak, am Flughafen empfangen. Die offizielle Empfangszeremonie findet im Präsidentenpalast statt. Auf dem Programm stehen Gespräche mit Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi und dem Großimam der Al-Azhar Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, im Gebäude der Al-Azhar, die als wichtigste Hochschule des sunnitischen Islam gilt. Franziskus nimmt dort an einer bereits am Donnerstag eröffneten internationalen Konferenz zum Thema Frieden teil.
Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I., ist bereits in Kairo und trifft an der Al-Azhar Franziskus. Es ist das erste Mal, dass ein so prominent besetztes christlich-muslimisches Treffen stattfindet.
Parolin: Ägypten muss Bürger schützen
Die Reise findet unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Besuch läuft laut Vatikan ungeachtet der jüngsten Anschläge wie geplant ab. Franziskus werde während seines Aufenthalts in Kairo ein normales Auto ohne Panzerung verwenden.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sagte am Donnerstag im Interview mit dem vatikanischen Fernsehsender CTV, die Regierung in Kairo müsse alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Bürger zu schützen - unabhängig davon, welcher sozialen oder religiösen Gruppe sie angehörten. "Offensichtlich ist die Herausforderung durch den Terrorismus eine Herausforderung, die viel weiter geht, die sich nicht auf Fragen der Sicherheit beschränkt", so der Kurienkardinal. Es gehe hauptsächlich darum, dem Terrorismus den Boden zu entziehen, etwa durch Perspektiven und Bildung, besonders für Jugendliche. Hier sei die ganze Gesellschaft gefordert.
Schönborn: Kairos Müllsammler sind Glaubenszeugen
Kardinal Christoph Schönborn erinnerte im Blick auf die Papstreise in einem Beitrag für die Zeitung "Heute" (Freitag) an seine eigenen Begegnungen in Ägypten, wo er im Oktober war. Der Papstbesuch sei "eine persönliche Geste des Trostes und der Ermutigung für alle Christen im Nahen Osten", schreibt Schönborn.
Ägyptens Christen seien seit langem Ziel des mörderischen IS-Terrors. "Brutale Bombenanschläge besonders gegen koptische Kirchen fordern immer wieder zahlreiche Opfer, zuletzt am Palmsonntag in Tanta und Alexandria mit 47 Toten." Als er sich bei seinem Besuch selbst ein Bild vor Ort machte, habe ihn besonders die Begegnung mit den "Zabbaleen", den christlichen Müllsammlern im Südosten Kairos, beeindruckt. "Nicht weniger als 30.000 leben hier. Sie entsorgen den Müll der fast 20 Millionen Einwohner dieser Riesenstadt. Sie sind im Glauben tief verwurzelt. Ihr Zeugnis als Christen ist überzeugend", so der Wiener Erzbischof.
Patriarch: Reise kommt gesamtem Volk zugute
Aus Sicht des koptisch-katholische Patriarchen Ibrahim Isaac Sidrak wird die Ägyptenreise von Papst Franziskus dem Land "Früchte des Friedens für das ganze ägyptische Volk bringen". Zudem sei der Besuch des Papstes Unterstützung und Ermutigung für die Christen des Landes, so Sidrak im "Osservatore Romano" (Freitag). Angesichts der jüngsten Anschläge auf koptische Kirchen seien die Christen in Ägypten zwar besorgt, blickten aber dennoch mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft, so der Patriarch. Man erhoffe sich vom Papstbesuch nicht nur Impulse für den Frieden, die Ökumene und den interreligiösen Dialog, sondern auch für die Wirtschaft des Landes und die Politik.
Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der ägyptischen Regierung etwa könnten aus Sicht des Patriarchen durch den Papstbesuch gestärkt werden. Man wünsche sich, dass die staatlichen Autoritäten nach der Reise stärker für die Christen eintrete. Sie seien für das soziale und politische Leben des Landes ebenso wichtig wie alle anderen. Alle müssten zusammenarbeiten, "Seite an Seite, auch mit Menschen anderer religiöser Konfessionen", so Sidrak.
Opfergedenken, Religionstreffen und Großmesse
Am frühen Abend ist eine Rede des Papstes vor Politikern, Diplomaten und Vertretern der Zivilgesellschaft sowie im Anschluss eine Begegnung mit dem koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II. vorgesehen. Beide wollen an der Sankt-Peter-und-Paul-Kirche gemeinsam für die Opfer des islamistischen Anschlags vom 11. Dezember 2016 beten, als ein Selbstmordattentäter in der Kirche 28 Personen tötete.
Am Samstag feiert der Papst auf einem Luftwaffenstützpunkt am Stadtrand von Kairo einen Gottesdienst. Dazu werden mehr als 20.000 Gläubige erwartet. Anschließend steht ein Mittagessen mit den ägyptischen Bischöfen sowie der Besuch eines Priesterseminars auf dem Programm. Insgesamt hält sich der Papst 27 Stunden in Ägypten auf. Am Nachmittag kehrt er nach Rom zurück.
Quelle: kathpress