Kirche für verantwortungsvolles Unternehmertum
"Die Kirche bekennt sich zum Unternehmertum und zum gewinnorientierten Wirtschaften. Allerdings mit der Bedingung, dass dabei die Würde der Arbeitnehmer und ein schonungsvoller Umgang mit den Ressourcen der Welt beachtet werden." - Das hat Bischof Alois Schwarz in seinen Ausführungen beim Kongress christlicher Führungskräfte erklärt, der am Donnerstagnachmittag im Stift Göttweig eröffnet wurde. Schwarz betonte zugleich auch die Selbstverpflichtung der Kirche hinsichtlich dieser Prinzipien. Der Kongress steht unter dem Motto "Future Wealth. Werte - Wohlstand - Wachstum". Bischof Schwarz zeigte sich überzeugt, dass Wohlstand - in dessen nicht nur materieller, sondern ebenso geistiger Spielart - für alle möglich sei.
Der Bischof ging auch auf das viel zitierte wie kritisierte Zitat von Papst Franzskus über eine "Wirtschaft, die tötet", ein. Der Papst habe damit nicht die soziale Marktwirtschaft gemeint, betonte der Bischof unter Verweis auf zahlreiche weitere Äußerungen des Papstes. Lobend hob Bischof Schwarz Familienunternehmen hervor. Diese seien schon von ihrer Natur her auf Nachhaltigkeit und damit auch auf das Wohl der kommenden Generationen angelegt. Schwarz ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Wirtschaftsfragen zuständig.
Der lutherische Bischof Michael Bünker kam auf die besonders im Jahr des Reformationsjubiläums (2017) stark betonten Werte der Freiheit und Verantwortung zu sprechen. Er ermutigte die rund 300 Unternehmer und weiteren Teilnehmer der Tagung, sich nicht zu sehr von vermeintlichen Sachzwängen in der Wirtschaft treiben zu lassen, sondern auch nach neuen Handlungsräumen zu suchen; sie sollten dabei immer nach dem eigenen Gewissen handeln. Im Blick auf Martin Luther wies Bünker auf dessen Überzeugung hin, dass Eigentum dann zum Diebstahl werde, wenn der nicht selbst benötigte Überschuss nicht den bedürftigen Nächsten zugute komme.
Führen bedeutet Dienen
Der Kongress in Stift Göttweig dauert noch bis Samstag. Inhaltlich geht es um die grundsätzliche Frage, wie Wirtschaftswachstum und Gemeinwohl in Einklang zu bringen sind und welche Verantwortung dabei - auch im Kontext der ökologischen Krise - Führungskräften obliegt.
Abt Columban Luser, Hausherr in Stift Göttweig, zitierte aus der Regel des Heiligen Benedikt, wonach man unter ""Führen" kein "Herrschen", sondern ein "Dienen" verstehen müsse. Dienen bedeute jedoch nicht Schwäche sondern ganz im Gegenteil Stärke und Weitblick. Wer gut führt, wisse um die individuellen Stärken und Schwächen seiner Mitarbeiter und habe zugleich stets das Ziel der gemeinsamen Unternehmung im Auge.
Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung, warnte vor einem weiteren Auseinanderdriften der Gesellschaft. Die Welt brauche ein gemeinsames Werteverständnis, basierend auf Grund- und Freiheitsrechten, unabhängig von allen ethnischen, religiösen oder kulturellen Hintergründen. Trotzdem sehe er gerade das Christentum als prädestiniert an, um zwischen den Menschen und Völkern Brücken zu schlagen, so Kapsch. Aufgabe der Wirtschaft sei es, nachhaltige Werte zu schaffen und nicht die eigene Profitmaximierung vor alles andere zu stellen.
Glaubwürdigkeit und Vertrauen
Den Hauptvortrag am ersten Tag hielt Erste Bank-Chef Andreas Treichl. Er unterstrich die Notwendigkeit, den Kunden Sicherheit zu geben. Mitarbeiter eines Finanzdienstleistungsunternehmen müssten auch bereit sein auf, auf Geschäfte zu verzichten, wenn es für den Kunden nicht das Richtige sei. Es gehe um Glaubwürdigkeit und Vertrauen in Zeit von Vertrauensverlusten in Institutionen. Die Kriterien, ob ein Geschäft legal und profitabel sei, würden dabei nicht ausreichen.
Auf die heranwachsende Generation kämen laut dem Erste-Vorstandsvorsitzenden schwierige Zeiten zu. Wer nicht in der Lage sei, einen Teil seines Vermögens zu riskieren, habe keine Chance, zu seinem Arbeitseinkommen noch irgendetwas dazuzuverdienen. Sei mit dem Begriff "Sparen" früher ein Wertzuwachs verbunden worden, gehe es heute höchstens noch um eine Art "aufheben oder hinausschieben". Gleichzeitig, und das sei eine noch viel dramatischere Entwicklung, sei es möglich, Geld auszuborgen, ohne irgendetwas dafür zu bezahlen. Eine völlig "absurde Situation", die sich vor einiger Zeit noch niemand hätte vorstellen können, so Treichl.
Die Aufgabe seiner Bank sehe er in erster Linie darin, Wohlstand zu verbreiten und zu sichern, sagte der Bankenexperte. Weiters unterstütze die "Erste" auch Sozialprojekte und betreibe u.a. auch die "Zweite Bank" für Menschen, die sonst keine Chance auf ein Konto hätten.
"Weg in die Zukunft"
Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner würdigte in ihrem Grußwort die Stifte und Klöster als "Wegweiser und Orte der Ruhe". Hier seien jene Werte, die über Generationen hinweg die heimische Gesellschaft prägten, besonders spürbar. "Unsere Heimat ist auf christlichem Gedankengut aufgebaut und diese Grundwerte des menschlichen Zusammenlebens sind auch weiterhin ein guter Begleiter am Weg in die Zukunft", erklärte Mikl-Leitner.
Der Kongress christlicher Führungskräfte wird bereits zum dritten Mal veranstaltet. Getragen wird er von den Ordensgemeinschaften, der Katholischen Aktion, der Evangelischen Akademie Wien und der Industriellenvereinigung. (Infos: www.wertevollfuehren.at)
Quelle: kathpress