Katholische Arbeitnehmer plädieren für "30-Stunden-Woche"
Unter dem Titel "Arbeit fair teilen - 30 Stunden sind genug!" hat die "Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung Österreich" (KABÖ) eine visionäre Antwort auf jüngste Forderungen zur Flexibilisierung der Arbeitszeit gegeben. In einer Aussendung anlässlich des bevorstehenden "Tages der Arbeit" (1. Mai) nannte die KABÖ am Freitag eine kollektive Arbeitszeitverkürzung und die schrittweise Einführung einer "30-Stunden-Woche" als Ziel. Damit könne Arbeitslosigkeit abgebaut und das Erwerbsarbeitsvolumen fairer verteilt werden, hieß es.
Die Wirtschaftskammer hatte zuletzt eine Arbeitszeit-Diskussion mit der Forderung angestoßen, durch die Erhöhung der Tageshöchstarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern. Dazu die skeptische Anmerkung der katholischen Arbeitnehmer: "Das mag aus Sicht der Wirtschaft stimmen, aber ist das 'unendliche' Wachstum der Wirtschaft auch menschengerecht?" Es sei offenkundig, dass eine Erhöhung der Tageshöchstarbeitszeit nicht nur Vorteile für die Arbeitnehmer bringt.
Die KABÖ forderte demgegenüber eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich und führte eine Reihe von Argumenten ins Treffen: Die Arbeitnehmer hätten eine umfassende Arbeitszeitverkürzung "angesichts des enormen Produktivitätszuwachses in den letzten Jahrzehnten bei gleichzeitig niedrigerer Reallohnentwicklung schon erarbeitet"; mit kürzerer täglicher Arbeitszeit könnte das Ungleichgewicht bei bezahlten und unbezahlten Tätigkeiten zwischen Frauen und Männer fairer aufgeteilt werden; Kinder, Familie, Haushalt und Karriere könnten bei geringerer Arbeitszeit leichter unter einen Hut gebracht, pflegebedürftige Angehörige leichter betreut werden.
Es bliebe auch mehr Zeit für Weiterbildung, Hobbys und ehrenamtliches Engagement; zudem würden lange Arbeitszeiten krank machen, auch aus Gründen des Umweltschutzes und der Ressourcenschonung sei es sinnvoll, weniger zu arbeiten. Schließlich spricht - so die KABÖ - auch der Umstand für eine Arbeitszeitverkürzung, dass damit mehr Jobs geschaffen würden.
Weiters hielt die Katholische Arbeitnehmerbewegung fest: Auch bei neuer - kurzer - Vollzeit brauche die Gesellschaft gemeinsame freie Zeit, um gesellschaftliches Leben zu ermöglichen. "Dafür ist der arbeitsfreie Sonntag für möglichst viele Menschen zu erhalten." (Links: www.gutearbeit.at, www.kaboe.at)
KJ fordert Jobs für junge Menschen
Anlässlich des am 30. April begangenen "Tages der Arbeitslosen" hat die Katholische Jugend Österreich (KJÖ) auf die Realität arbeitsloser Jugendlicher aufmerksam gemacht und und die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft aufgefordert, Arbeitsplätze für junge Menschen zu schaffen. Knapp 39.000 Jugendliche unter 25 Jahren seien im März 2017 arbeitslos gemeldet gewesen - laut KJÖ-Vorsitzenden Matthias Kreuzriegler ein untragbarer Missstand: "Jugendliche ohne Arbeit sind Jugendliche ohne Zukunftsperspektiven."
Lob zollte Kreuzriegler der Initiative der Wirtschaftskammer, die den 30. April zum "Tag der Arbeitgeber" ausrief: "Ohne Unternehmen oder andere Arbeitgeber wie z.B. die katholische Kirche, die einer der größten Arbeitgeber des Landes ist, gibt es keine Arbeitsplätze." Politische Entscheidungsträger müssten die Rahmenbedingungen so gestalten, dass es Arbeitgebern erleichtert wird, neue Jobs zu schaffen. Mehr Augenmerk fordert die KJÖ für die Phase des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt: Hier sei es wichtig, Jugendliche zu begleiten, Hoffnungen und Sorgen abzuklären und gemeinsam nach Gestaltungsmöglichkeiten zu suchen.
Aktionen zum "Tag der Arbeitslosen"
Die Katholische Jugend selbst setze sich in Projekten und Aktionen für Jugendliche in der Arbeitswelt ein. Kreuzriegler betonte, dass Jugendliche mitreden wollen, wenn es um die Gestaltung ihrer Lebens- und Arbeitswelt geht. Wie ihre konkreten Vorstellungen aussehen, was einen guten Arbeitsplatz ausmacht, habe zuletzt das bildungspolitische KJÖ-Projekt "wir.gestalten.arbeit" gezeigt. Hier hatten Jugendliche in der Arbeitswelt die Gelegenheit, ihre Ideen und Visionen zu fairer Arbeit zu entwickeln und diese an Verantwortliche in der Politik weiterzugeben - namentlich zu Themen wie Weiterbildung, Entlohnung, respektvoller Umgang und Arbeitszeit.
Anlässlich des "Tages der Arbeitslosen" führt die Katholische Jugend Aktionen in ganz Österreich durch. In der Wiener Innenstadt z.B. werden sogenannte "Arbeitsplätzchen" - Kekse mit Botschaft - verteilt; in Linz installiert die KJ z.B. eine Slackline, wo man sich unter dem Motto "Drahtseilakt Arbeitsmarkt" erproben kann; in Innsbruck formulierten Jugendliche gemeinsam mit dem Tiroler Autor und Poetry Slammer Stefan Abermann Texte, die persönliche Zugänge zum Arbeitslosigkeit und Berufseinstieg zeigen. Das Video davon (http://schule-arbeit.at/index.php/aktuelle-aktion) ist auf der KJ-Homepage und auf Facebook bereits veröffentlicht, es wurde auch an den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter und Landesrätin Beate Palfrader übergeben. Beide sagten ihre Unterstützung der Anliegen zu.
Neue Betriebsseelsorge-Ausbildung
Die Betriebsseelsorgerinnen und -seelsorger in Österreich bieten eine neue Ausbildung an. Wie Karl Immervoll, Betriebsseelsorger für das obere Waldviertel und weiters als Theologe, Schuhmacher und Musiker tätig, in einem Eintrag im Blog der Katholischen Sozialakademie erklärte, soll mit dem im Oktober beginnenden Angebot "hingehen. Ausbildungskurs für Seelsorge & christliches Engagement in der Arbeitswelt" angemessen auf neue Entwicklungen am Arbeitsmarkt reagiert werden: Von Arbeit leben zu können, sei heute nicht selbstverständlich, die Vermischung von Arbeit und Freizeit werde zur Normalität, so der Lehrbeauftragte an der Lehranstalt für pastorale Berufe in Wien.
Zielgruppe der neuen Betriebsseelsorge-Ausbildung sind Personen, die im kirchlichen Rahmen mit der Arbeitswelt zu tun haben. Berufsbegleitend über zwei Jahre soll der Kurs Werkzeuge und Kenntnisse vermitteln - immer mit klarer Option für die Benachteiligten, wie Immervoll anmerkte. "Wir entwickeln gemeinsam eine heutige Theologie der Arbeit und deren Anwendung im pastoralen Handeln." Seelsorge solle letztlich auf die Befreiung von Menschen aus unwürdigen und unsozialen Verhältnissen abzielen und zu Partizipation ermutigen, "die aber immer mehr Menschen verwehrt wird".
Nähere Informationen zum Ausbildungskurs "hingehen" erteilen die Träger "Cardijn Verein", Betriebsseelsorge Österreich, Katholische Arbeitnehmerbewegung und Katholische Sozialakademie Österreichs (Link zum Folder: http://bit.ly/2qebF3z).
Quelle: kathpress