Fremdsprachige christliche Gemeinden fördern Integration
Die Wiener katholischen Gemeinden für Migranten leisten nach den Worten von Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz einen wichtigen Beitrag für die Integration in Österreich. "Viele Gemeinden fungieren als Anlaufstellen und tragen wesentlich dazu bei, dass Menschen hier nach ihrer Ankunft heimisch werden", sagte der Minister am Donnerstagabend bei einem Empfang für die anderssprachigen katholischen Gemeinden der Bundeshauptstadt. An der Veranstaltung im Außenministerium nahmen Spitzenbeamte des Ministeriums sowie rund 120 Priester, Pastoralassistenten und andere Vertreter der Gemeinden der Erzdiözese Wien mit Weihbischof Franz Scharl an der Spitze teil, der auch in der Bischofskonferenz für die anderssprachige Seelsorge zuständig ist.
Er sei "dankbar für das vielfältige christliche Leben in Wien", betonte Kurz. Er hob das große ehrenamtliche Engagement in den Gemeinden hervor und zeigte sich erfreut über bereits bestehende Kooperationen. Besonders wichtig sei dieser Einsatz auch angesichts der außenpolitisch "sehr bewegten Zeiten" und der Flüchtlingsbewegungen, so der Minister. Die Bemühungen um Integration in Österreich seien ein "Job, der nie aufhört", wobei für ihn die vorrangigen Bereiche der Spracherwerb, der Einstieg in den Arbeitsmarkt - auch durch Schaffung gemeinnütziger Arbeitsplätze - und die Vermittlung von Grundwerten seien, letzteres besonders bei Menschen aus anderen Kulturkreisen.
Solidarität mit koptischen Christen
Kurz kündigte beim Empfang seine Teilnahme am "Fest der Begegnung" der anderssprachigen Gemeinden Wiens im Dekanat Klosterneuburg am 24. Juni an und lud seinerseits zu einer ökumenischen Solidaritätsveranstaltung mit Kardinal Christoph Schönborn in der an die koptische Gemeinde übergebenen Kirche "Maria vom Siege" am 7. Mai ein. Angesichts der Anschläge auf ägyptische Gotteshäuser vor Ostern und in Zeiten, in denen weltweit 200 Millionen Christen verfolgt würden, sei es wichtig, "dass Länder, in denen Religionsfreiheit selbstverständlich ist, genau hinsehen, wenn dies anderswo nicht funktioniert", betonte der Minister.
Weihbischof Scharl dankte Kurz für dessen "von Wohlwollen und Interesse geprägten" Einsatz für die anderssprachigen Gemeinden, welcher sich "nicht nur in schönen Worten, sondern auch in konkreten Schritten" äußere. Die "Botschaft der offenen Türen" im Ministerium durch den seit 2012 jährlich abgehaltenen Empfang spreche für sich und komme auch bei den Gemeinden an. "Sehen und Anerkennen ist für die Integration wichtig. Wer gesehen wird, genießt Ansehen und ist in Folge auch eher bereit dazu, seine Fähigkeiten in die Gesellschaft zu investieren", so der Weihbischof.
Die Katholiken Wiens bezeichnete Scharl als ein "immer vielfältigeres Volk", da die Zahl der vertretenen Sprachgruppen ständig zunehme und Entwicklungen wie die jüngsten Flüchtlingsbewegungen sich auch hier abzeichneten. Aktuell wachse etwa die persisch-afghanische Gemeinde stark an, auch infolge der vielen - allein in Wien sind es heuer 254 - Erwachsenentaufen, wobei ein großer Teil der konvertierten Migranten aus diesem Kulturkreis auch in deutschsprachigen Pfarren mitlebten. "Unsere Gemeinschaft wird größer, bunter und katholischer im eigentlichen Sinn", so der Weihbischof.
Gottesdienste in 20 Sprachen
500.000 Katholiken in Österreich haben laut Angaben der Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge Migrationshintergrund, wobei zwei Drittel davon in Wien und Umgebung leben. Die meisten der praktizierenden Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert, viele Migranten besonders aus den ersten Generationen jedoch auch in den anderssprachigen Gemeinden. In der Erzdiözese Wien bietet die katholische Kirche Seelsorge in 20 Sprachen an, geleitet von 35 Priestern und vielen weiteren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Gemeinsamer Fixpunkt im Jahr ist der "Sonntag der Völker" im September, der auch in anderen österreichischen Diözesen begangen wird.
Quelle: kathpress