Ökumenische Übersetzung wäre "unbedingt notwendig"
Obwohl die revidierte Einheitsübersetzung etwa zeitgleich mit der neuen Lutherbibel herausgegeben wurde, wäre eine ökumenische deutsche Bibel "unbedingt notwendig". Wie der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding in einem Interview mit der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen anmerkte, ist Deutsch die einzige große Sprache, in der es keine allgemein-ökumenische Bibelübersetzung gibt. Aber "wir kommen jetzt langsam heraus aus der etwas unglücklichen Zeit der ökumenischen Profilierung", befand Söding. Er verwies auf die Öffnung dafür, dass in ökumenischen Gottesdiensten sowohl die Einheitsübersetzung als auch die Lutherbibel gelesen werden können. "Künftige Revisionsarbeiten müssen dann aber ökumenisch erfolgen."
Laut dem Bibelwissenschaftler gibt es keinen stichhaltigen Grund, warum es nicht ein gemeinsames Projekt einer Bibelübersetzung für pastorale Zwecke geben sollte. Auch die Gute-Nachricht-Bibel sei ökumenisch verantwortet worden, wenn auch für einen speziellen Adressatenkreis.
Söding hält die Arbeit mit verschiedenen Übersetzungen grundsätzlich für "sehr erhellend und lehrreich". Denn damit werde deutlich: "Jede Übersetzung ist eine Interpretation." Die Bibelwerke würden für Vergleiche Material bereitstellen. Das helfe zu verstehen, "wie es zu Differenzen kommt und dass es um die Sichtweisen, nicht aber um richtig oder falsch geht".
"Klang der biblischen Sprache muss erkennbar sein"
Die Revision der Einheitsübersetzung war nach Überzeugung Söding schon unbedingt notwendig, an ihr habe schon der "Zahn der Zeit" genagt. Das Ergebnis hält der Neutestamentler im Ganzen für gelungen, gemessen am Anspruch, die Übersetzung am Urtext zu kontrollieren und sie biblischer zu gestalten. Die Bibel sei sowohl in Hebräisch als auch auf Griechisch in einer einfachen Sprache geschrieben worden, "aber primitiv ist der Text nicht", hielt Söding fest. Er sprach von einer "sehr prägnanten Sprache" in der Bibel, "die von allen verstanden werden kann". So müsse auch eine deutsche Übersetzung wirken. Und: "Der Klang der biblischen Sprache muss erkennbar sein." Damit solle klar werden: "Die Bibel ist ein wichtiges Buch, gerade für heute. Sie ist die Heilige Schrift."
Söding plädierte auch dafür, die neue Einheitsübersetzung unter Wahrung der Verlagsrechte auch im Internet verfügbar zu machen: "Der Apostel Paulus hätte sicher das Internet genützt, um seine Theologie zu verbreiten." Gerade für jüngere Leute seien die digitalen Medien heute die wichtigste Informationsquelle. "Warum soll man sich zum Beispiel nicht zu Weihnachten kostenlos eine Bibel runterladen dürfen?", fragte Söding. "Da steigert man die Festfreude und fördert das Bibellesen."
Quelle: kathpress