Papst in Osternachtfeier: Unrecht und Leid nicht hinnehmen
Papst Franziskus hat in der Osternacht dazu aufgerufen, Leid und Unrecht in der Welt nicht als unabänderlich hinzunehmen. Christen dürften sich nicht einreden, dass dies "das Gesetz des Lebens" sei und "sich mit Ausflüchten betäuben", sagte er am Samstagabend während des traditionellen Gottesdienstes im Petersdom. Als Beispiele nannte der Papst das Schicksal von Migranten, Obdachlosen und Opfern von Menschenhandel. Jesus habe durch seine Auferstehung nicht nur den Stein des Grabes umgekippt; er habe auch alle Schranken sprengen wollen, die von "unnützen pessimistischen Haltungen und berechnenden Denkwelten" errichtet würden, so Franziskus. In dem Gottesdienst taufte er elf Erwachsene aus acht Ländern, darunter China, Malaysia und Albanien. Sie erhielten auch Erstkommunion und Firmung.
Zu der festlichen Messe waren einige Tausend Gläubige in den Petersdom gekommen. Unter ihnen waren zahlreiche Kardinäle und Bischöfe. Der Papst warb dafür, all jene Orte aufzusuchen, "wo der Tod die einzige Lösung und das Grab das letzte Wort zu haben scheint", um zu verkünden, dass Jesus Christus auferstanden sei und lebe. "Wenn wir nicht fähig sind zuzulassen, dass der Heilige Geist uns auf diese Straße führt, dann sind wir keine Christen".
Franziskus führte in seiner Predigt die biblische Erzählung von den beiden Frauen an, die Jesu Grab leer antreffen. Im Gesicht dieser Frauen, die sich nicht mit dem Tod Jesu abgefunden hätten, spiegelten sich auch die Gesichter derer wider, "die Verachtung erfahren, weil sie immigriert sind, heimatlos, ohne Heim und Familie", erklärte Franziskus. Ebenso stünden sie für die Gesichter derer, "aus denen Einsamkeit und Verwahrlosung sprechen, weil sie auch sehr runzelige Hände haben" und derer, "die in der Gesellschaft den Schmerz des Elends, der Ausbeutung und des Menschenhandels spüren".
Die Schritte der heutigen Menschen, erklärte der Papst in der Ostermesse, glichen oft jenen der zwei Frauen, die zum Grab Jesu gegangen seien. In beiden Fällen handle es sich um "ein Gehen zwischen der Sehnsucht nach Gott und einer freudlosen Resignation". Doch Jesus lebe und wolle "in vielen Gesichtern auferstehen, welche die Hoffnung begraben haben, die Träume, die Würde".
Weiterer Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten in Rom ist am Sonntag die Ostermesse auf dem Petersplatz mit dem anschließenden Segen "Urbi et orbi", den der Papst vom Balkon des Petersdoms aus spendet. Dazu werden mehrere Zehntausend Gläubige aus aller Welt erwartet.
Quelle: kathpress