"Kirche muss Komfortzonen verlassen"
Der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl ruft dazu auf, die gegenwärtigen pastoralen Umbrüche in der Kirche mutig zu nutzen. Ein kirchlicher "Auf-Bruch" bedeute, "liebgewordene Komfortzonen zu verlassen", schreibt Krautwaschl unter Bezugnahme auf den deutschen Pastoraltheologen Matthias Sellmann in einem aktuellen Hirtenbrief zum Ostersonntag. Kirche sei schließlich kein Selbstzweck, "sondern für die Menschen da" - und daher müsse Kirche auch "ständig in Veränderung" sein. Dies entspreche auch der Osterbotschaft und dem Bekenntnis der Kirche zu Christus als "Re-Former".
In der Steiermark erlebe er "viel lebendige Gemeinschaft" in den Pfarren, so Krautwaschl. Auch die jüngsten Pfarrgemeinderatswahlen seien ein Zeugnis davon gewesen, "dass Kirche bei uns lebt und Kraft hat". Auf-Bruch bedeute jedoch, mit den verfügbaren personellen, materiellen und ideellen Mitteln "sorgsam umzugehen" und durch ein "Zusammenschauen in den verschiedenen Seelsorgebereichen" die diözesanen Angebote neu zu gestalten, erläutert der Bischof. Dabei gelte: "Wir wissen uns zu allen gesendet und blenden niemanden aus."
Lernen könne man dabei auch vom Blick über den eigenen diözesanen Tellerrand: "Uns Christen im 'alten Europa' sagt man häufig nach, müde geworden zu sein und dem Evangelium kaum Strahlkraft mehr abzugewinnen." In dieser Situation könne der Blick auf Christen in anderen Weltregionen, wo das Christentum sich in der Diaspora befindet und vom Engagement jedes Einzelnen lebt, lehrreich sein "und unsere gemeinsame Berufung in der Nachfolge stärken", erinnert Krautwaschl. "Auch die Schätze der anderen christlichen Konfessionen helfen uns in der Nachfolge, die eigene Berufung neu und tiefer zu denken."
Konkret verweist der Bischof in diesem Zusammenhang auf das zum 500. Jahrestag des Erscheinens der 95 Thesen Martin Luthers begangene Reformationsgedenkjahr 2017. Es sei ein Jubiläum, das "Ansporn sein" solle, "das Feuer der Ökumene als Jünger und Jüngerinnen des gemeinsamen Herrn neuerlich anzufachen". Denn die Welt brauche "das gemeinsame Zeugnis aller Christen und Christinnen als Heilmittel gegen jede Form von Egoismus und Selbstgenügsamkeit", mahnt der Bischof.
Quelle: kathpress