Handeln Gottes außerhalb des menschlich Vorstellbaren
Die Auferstehung Jesu lässt sich mit dem menschlichen Verstand nicht erfassen. So sehr die Menschen das "Wie?" der Auferstehung Jesu naturgemäß interessiert, so sehr "kommt hier die Dimension des Glaubens ins Spiel". Das betont der Linzer Bischof Manfred Scheuer in einem Gastkommentar im "Neuen Volksblatt" (Samstag-Ausgabe). Das Handeln Gottes sei schlicht außerhalb des menschlich Vorstellbaren. Scheuer: "Gott lässt das Leben über den Tod siegen. Das ist die alles umstürzende Botschaft von Ostern. Der Tod ist nicht bloß ein Ereignis am Ende des Lebens."
Es gebe viele Erfahrungen von Tod, "in denen im Leben das Sterben sich ankündigt". Es seien die Erfahrungen, nicht angenommen zu sein, im Beruf zu versagen, an seine Grenzen zu stoßen in der täglich fordernden Leistungsgesellschaft, überfordert zu sein, konfrontiert zu sein mit Leid, Krankheit, zerbrechenden Beziehungen und Tod. Auch die Sprache sei aufschlussreich: "Wir alle kennen die Redewendungen vom toten Punkt, von Blicken, die töten könnten, von Dingen, die totgeschwiegen werden. Beleidigung und Verleumdung können ein Töten sein", so Scheuer.
Mit der Auferstehung Jesu und seiner bleibenden Gegenwart verbinde sich die Hoffnung, "dass alle kaputtmachenden Mächte und Kräfte, dass jeder Egoismus, dass alle Teufelskreise der Lüge und der Gewalt, dass schließlich der Tod überwunden werden". Mit Ostern verbinde sich der Glaube, "dass alle in Christus auferstehen und dass die ganze Welt zum Guten vollendet wird".
"Karfreitag raubt den Atem"
Am Freitagnachmittag stand Scheuer dem Karfreitagsgottesdienst im Linzer Mariendom vor. "Der Karfreitag raubt in seiner negativen Dynamik schier den Atem" so Scheuer in seiner Predigt: "Die menschlichen Abgründe tun sich in einer komprimierten Tiefe vor uns auf: Verlassenheit, Einsamkeit, Todesangst in Getsemani. Erbarmungsloses Räderwerk von Verleumdung und Hass, institutionellen Verfahren und Willkür. Ohne Möglichkeit zur Verteidigung, ausgeliefert einer undurchschaubaren Gemengelage an Vorwürfen, Ängsten und kollektiver Hysterie. Verurteilt, als Verbrecher eingestuft, des Todes würdig. Hingerichtet, qualvoll das Sterben, von den Menschen und Gott verlassen. Das Kreuz errichtet als Pfahl des Scheiterns."
Es sei anders gekommen, als es sich die Menschen um Jesus vorgestellt hatten. Es sei auch anders gekommen als es sich Jesus erwünscht hatte. "Seine Vision vom Reich Gottes wurde nicht angenommen."
Der Karfreitag ist für Scheuer auch ein Hineinfühlen in die Leidensgeschichte Jesu: "Der Kreuzweg Jesu ist auch in unser Leben eingraviert. Jeder von uns hat eine Leidensbiographie, die Erinnerung an schmerzliche Ereignisse im Leben, die immer noch wehtun."
Auch wenn die Passion Jesu keine Erklärung für die Leidenden bereit hält, so lädt sie laut dem Linzer Bischof dennoch zum Mitgehen ein: "Im Mitgehen mit Jesus auf seinem Kreuzweg wird uns das ganz einfache Licht des Vertrauens geschenkt. Jesus bricht Resignation, Verbitterung und Verzweiflung im Leid auf und setzt das Leid in eine Beziehung."
Quelle: kathpress