Gemeinsamer katholisch-evangelischer Osterbrief
Erstmals in der Geschichte des Burgenlandes haben der katholische Bischof und der evangelische Superintendent gemeinsam einen Osterbrief verfasst. Das Schreiben von Bischof Ägidius Zsifkovics und Manfred Koch geht an alle evangelischen und katholischen Pfarren des Burgenlandes und soll am Ostersonntag oder Ostermontag bei den Gottesdiensten verlesen werden. Der Brief enthält einen Appell vom "Miteinander der Konfessionen zum Füreinander in jener Liebe, die Christus uns aufgetragen hat - untereinander wie auch im Umgang mit der Welt", wie es in dem Schreiben wörtlich heißt.
Ein dreifacher Anlass sei für das erstmals gemeinsame Osterschreiben eines Superintendenten und eines Bischof an die katholischen und evangelischen Christinnen und Christen ausschlaggebend gewesen, wie es zu Beginn heißt: Erstens das Reformationsjubiläum zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags Luthers; zweitens der "jahrhundertelange Weg unserer christlichen Konfessionen", der "von Religionskriegen über Polemiken und Vorurteile" schließlich zur ökumenisch bahnbrechenden Vergebungsbitte "und zu immer stärker werdender Verbundenheit geführt hat." Und schließlich und vor allem das konkrete Osterfest selbst als "gemeinsame Grundlage des christlichen Glaubens und Lebens".
Der "Glanz des Osterlichts" lehre, auch "bestehenden Unterschiedlichkeiten unserer Konfessionen gelassener" zu begegnen und auf der gemeinsamen Glaubensgrundlage des Ostergeschehens darauf zu vertrauen, auch Hindernisse in der Ökumene zu überwinden, halten Koch und Zsifkovics fest. Dafür brauche es freilich eine Abkehr von "verstockten Sichtweisen, persönlichem Ehrgeiz oder Geltungsbedürfnissen". Ostern sei die große Chance, solche irdischen Verstrickungen abzustreifen und das Wagnis einer grundlegenden Glaubens- und Transzendenzerfahrung, die immer Erneuerung bedeutet, einzugehen.
Wie Emmaus: Kirchen sehen Gesuchtes lange nicht
Der ökumenische Osterbrief nimmt in Wort und Bild Bezug auf die Emmausgeschichte zweier Jünger, die sich auf den Weg machen und nicht erkennen, dass der von ihnen Gesuchte bereits bei ihnen ist. Die grafische Gestaltung der rahmengebenden Vorder- und Rückseite des Osterbriefs in Form einer modernen Bebilderung der Emmausjünger stammt vom Künstler Heinz Ebner. Die Emmausjünger seien auch "ein Sinnbild unserer beiden Kirchen: In fünf Jahrhunderten haben uns Politik, Ideologie und theologische Spitzfindigkeiten die Sicht aufeinander und dadurch die Sicht auf Gottes Fülle verdunkelt, habe es allzu oft Abend werden lassen", so der selbstkritische Blick auf die eigene "von Blindheit geschlagene" Geschichte.
Der entscheidende Grundgedanke müsse jedoch darin bestehen, dass nur über das Erkennen des jeweils anderen, des Mitmenschen und Nächsten Christus als der Gesuchte erkannt werden kann: "Um aber Christus wirklich erkennen zu können, führt kein Weg an der Liebe vorbei", heißt es wörtlich in dem ökumenischen Osterbrief. Nur über die Liebe zueinander öffne sich der Weg zum Glaubensgeheimnis und diese Liebe sei die "höchste Form des Erkennens und Verstehens". Bis heute fehle es "oftmals an Unvoreingenommenheit", bis heute werde diese "Liebesfähigkeit" mancherorts vermisst, mahnt der Osterbrief ein.
Pochen auf Rechthaberei überwinden
Das Ostereignis und das Erlebnis der Emmausjünger müssten deshalb als Wegweiser für "den gemeinsamen ökumenischen Weg der Zukunft" gesehen werden. Dieser Weg führe zu einer "Erneuerung der Christenheit aus dem Geist der Heiligen Schrift", zu einem "wirklich glaubhaften Zeugnis des Glaubens, der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe in dieser Welt". Die Orientierung am Evangelium und dessen Übersetzung "in Taten der Liebe" überwinde ein egozentrisches Pochen auf Rechthaberei: "Denn 'Recht' hat jeder, der sein Leben im Glauben an Jesus Christus lebt", so Zsifkovics und Koch.
Gerade das Burgenland mit seinen historischen Erfahrungen, mit dem Leben "an einer Grenzen, am 'Eisernen Vorhang'", sei aufgerufen, das ehemals "schreckliche Gegeneinander der Konfessionen" nicht nur in ein "Miteinander der Konfessionen" zu verwandeln, sondern in ein "Füreinander in jener Liebe, die Christus uns aufgetragen hat".
Quelle: kathpress