Gründonnerstag: Bischöfe unterstreichen Bedeutung des Priesteramtes
Österreichs Bischöfe haben bei den traditionellen Chrisammessen in ihren Diözesen die Bedeutung des Priesteramtes unterstrichen. Bei diesen Gottesdiensten werden die heiligen Öle für sakramentale Anlässe geweiht, die mit ihrem Bischof versammelten Priester erneuern dabei zudem ihr Weiheversprechen. Am Mittwoch fanden Chrisammessen in den Domkirchen von Salzburg, Klagenfurt, St. Pölten, Linz, Graz und Eisenstadt statt, geleitet von den jeweiligen Diözesanbischöfen; in Innsbruck stand der frühere Innsbrucker (und danach Salzburger) Bischof Alois Kothgasser der Messe vor.
"Gerade als Priester sind wir nie nur in eigener Mission unterwegs; denn wir haben eine Sendung bekommen", sagte Erzbischof Franz Lackner den im Salzburger Dom versammelten Klerikern; darin liege eine "große Befreiung, weil wir nicht alles Heil aus unseren eigenen Lebens- und Glaubensquellen schöpfen müssen, vielmehr geben wir weiter, was wir empfangen haben", zitierte der Erzbischof den Apostel Paulus. Er persönlich empfinde diese Aufgabe als großes Glück, so Lackner. Priesterliche Sendung bedeute, "Stimme für das Wort sein, Mittler einer Gabe, die von Gott kommt".
Dafür gelte es als Priester den Menschen entgegen zu gehen, "sie dort aufsuchen, wo sie leben, leiden und sich freuen". Nicht umsonst rufe Papst Franziskus immer wieder dazu auf, dass die Kirche an die Ränder der Gesellschaft gehen müsse, erinnerte Lackner. Gerade die Armen seien Adressaten der Frohen Botschaft. Der Erzbischof unterstrich weiters, das zu verkündigende Wort Gottes sei nicht nur "eine große schöne Erzählung" oder "bloße Erinnerung an etwas, das einmal war". Gottesdienst bedeute immer auch ein "realisierendes Zeichen der Zuwendung Gottes".
Hier liege auch das Fundament der sakramentalen Verfasstheit der Kirche, wies Lackner hin: Die Sakramente seien wirksame Heilszeichen Gottes, "die sakramentale Zuwendung Gottes ist aufs engste verwoben mit dem sakramentalen Priestertum". Lackner bezeichnete es als große Herausforderung, das (allen Christen zugesprochene) allgemeine Priestertum mit dem besonderen nicht zu vermischen. Vielmehr müsse "das Ergänzende" entdeckt werden, das gegenseitige Angewiesensein aufeinander und die Wertschätzung füreinander.
Schwarz: "Kein Beruf, sondern Lebensform"
"Priestersein ist kein Beruf, sondern eine Lebensform", betonte der Kärntner Bischof Alois Schwarz beim Ölweihegottesdienst im Klagenfurter Dom. Bei der so genannten "Missa chrismatis" weihte er 24 Liter der drei heiligen Öle (Chrisamöl, Krankenöl und Katechumenenöl), die während des Jahres für die Sakramentenspendung in der Diözese Gurk verwendet werden. Schwarz rief dazu auf, den Glauben als starke Ressource im Alltag und in Belastungssituationen zu nutzen. Wer in das spirituelle Leben investiere und Kontakt mit Gott suche, erfahre eine Dynamik, die sich im Alltag positiv niederschlage.
Priester zu sein bedeute, "mit Gott und für Gott mit den Menschen und für die Menschen zu leben", so Schwarz. Priester seien auch Diener der Sakramente: "Ein Sakrament hat niemand für sich. Sakramente sind immer für andere da. Sakramentale Begegnung verdeutlicht unverzichtbar, dass wir nicht über Gott verfügen, sondern dass er uns geschenkt wird", sagte der Bischof.
Bei der anschließenden Recollectio, der geistlichen Zusammenkunft der Priester im Klagenfurter Slomek-Heim, ermunterte Schwarz dazu, eine "Lebenskultur mit Zeiten der Stille und der Muße" zu pflegen und verantwortungsvoll mit den persönlichen Ressourcen umzugehen. Arbeit dürfe nicht mit Leben verwechselt werden, "auch wenn man 24 Stunden am Tag Priester ist".
Küng: "Priester ist wichtiger denn je"
Für den St. Pöltner Bischof Klaus Küng ist die Aufgabe des Priesters "wichtiger denn je, und es ist eine schöne Aufgabe". Im St. Pöltner Dom feierten neben Küng Weihbischof Anton Leichtfried, Generalvikar Eduard Gruber und rund 150 Priester und Diakone aus der ganzen Diözese die Chrisammesse. Wie der Bischof ausführte sei es "die besondere, unersetzbare Aufgabe" des Priesters, das Geheimnis Jesu Christi, das Geheimnis seines Leidens, Sterbens sowie seiner Auferstehung zu feiern und dazu "beizutragen, dass dieses große Geheimnis auch von anderen entdeckt wird".
Ein großes Problem sieht Küng darin, dass viele Kinder von zuhause in religiöser Hinsicht weder Bildung noch Rückhalt hätten. Auch etliche Erwachsene seien oftmals "religiös ahnungslos" und "scheinen für das Religiöse keine Antenne mehr zu haben". Und doch seien "gewisse Sehnsüchte bei fast allen vorhanden". Deswegen seien alle Gelegenheiten zu nützen, "das Schöne und Große anzusprechen, das durch Gottes Wort vermittelt und durch den Glauben an Christus ermöglicht wird". Dafür sei Papst Franziskus ein großes Vorbild, betonte der Bischof.
Der Priester sei auch für die kranken und alten Menschen, für die - auch im weiteren Sinne - Heimatlosen und die in Not Befindlichen da. Dazu gehöre, Wege zu finden, "wie wir erreichbar sind und für Gespräche verfügbar trotz vielfältiger Verpflichtungen". Papst Franziskus sei es ein großes Anliegen, den Menschen in Not beizustehen, ihnen Heimat zu geben und Hoffnung zu vermitteln.
Scheuer: Kirchenkrise durch "Liebesarmut"
Bischof Manfred Scheuer nahm bei der Ölweihmesse im Linzer Mariendom im Beisein zahlreicher Priester Bezug auf das Leiden von bis zu 200 Millionen Christen, die weltweit verfolgt, viele von ihnen auch getötet werden. In Österreich habe die Kirche aus unterschiedlichsten Gründen viel von ihrer Strahlkraft verloren, so Scheuer. Die "Kirche in der Krise" löse bei vielen haupt- und ehrenamtlich Engagierten Gefühle der Ohnmacht, Bitterkeit, Lähmung und Wut aus. Das "Herz" dieser Krise liegt nach Scheuers Ansicht darin, "nicht mehr daran glauben zu können, dass Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit allen Kräften und mit seinem ganzen Denken und Sinnen, in Fleisch und Blut uns alle liebt. Uns liebt. Jeden und jede liebt. Seine ganze Welt liebt. Bis zur Vollendung: Bis ins Sterben hinein, in dem Auferstehung geschieht." Zum Stichwort Kirchenkrise könne man vieles sagen, "aber ist nicht eine entscheidende Antwort: unsere Liebesarmut, unsere Kleingläubigkeit an die 'Macht der Liebe?"
Die Karwoche fordere Christen dazu heraus, sich vorzustellen, wie es gewesen wäre, selbst beteiligt zu sein an der Leidensgeschichte Jesu vor 2.000 Jahren, sich hineinzuversetzen in die beteiligten Personen. Scheuer: "Welchen handelnden Personen bin ich nahe oder näher? Den dunklen Gestalten wie Kaiphas, Herodes oder Pilatus? Oder den weinenden Frauen? Simon von Cyrene, der Jesus das Kreuz tragen hilft? Veronika, die Jesus das Schweißtuch reicht?" Übertragen auf das Leben heiße das: Wer die Rolle des Zuschauers, der Zuschauerin einnehme, sei beteiligt: "Wenn wir uns kritisch absetzen, stecken wir mitten drinnen, wenn wir gleichgültig sind, werden wir mitschuldig. Wenn wir uns alle Möglichkeiten offenhalten wollen, entscheiden wir uns schon gegen die Liebe, wenn wir unentschieden sind, besetzen uns andere Ideologien." Das Fazit des Bischofs: "Wir sind Beteiligte, ob wir wollen oder nicht. Wir sind in das Drama des Kreuzweges involviert."
Krautwaschl gegen pastorale "Einzelkämpfer"
Die gemeinschaftliche Dimension der kirchlichen Weiheämter betonte der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl in seiner Predigt vor der Erneuerung der Weiheversprechen bei der "Chrisammesse" im Grazer Dom. Der Dienst der Priester und Diakone sei einer "in der Gemeinschaft mit dem Bischof und den Brüdern untereinander". Krautwaschl sprach von einer "pastoralen Sendungsgemeinschaft". Er habe sich in den vergangenen Monaten verstärkt gefragt, wie diese Dimension des gemeinsamen Dienstes am Volk mehr und mehr Realität werden kann, "damit nicht der Eindruck entsteht, jeder von uns ist allein in diese Welt gesendet". Denn "Einzelkämpfer" sind in den Augen des Grazer Bischofs "nicht die Freudenboten, auf die die Welt heute wartet".
Es brauche zunehmend Klarheit zu einer gemeinschaftlichen Unterscheidung der Geister angesichts aller Herausforderungen rund um den Globus, von denen keine Abschottung möglich sei. "Synodalität auf allen Ebenen von Kirche ist ein Zeichen, das wir im Heute unserer Tage aufmerksam zu hören haben, angstfrei und im Vertrauen, im Vertrauen auf den Geist der leitet und der sich in den vielen Erfahrungen und in den vielen Mitdenkern zeigt", so Krautwaschl wörtlich.
Kothgasser: Ein Blick auf Jesus genügt
Mit mehr als 100 Priestern, Diakonen und Pfarrkuratorinnen zelebrierte der em. Erzbischof Alois Kothgasser die Chrisammesse im Innsbrucker Jakobsdom und eröffnete die Feier humorvoll: Diözesanadministrator Jakob Bürgler habe ihn gebeten, dieser Messe vorzustehen - was Kothgasser an das italienienische Sprichwort erinnere: "In mancanza dei cavalli trottano gli asini - in Ermangelung der Pferde laufen die Esel."
An die Kleriker gewandt sagte der frühere Innsbrucker Bischof: "Nicht selten wird heutzutage die Frage nach Wesen, Sendung und Leben der Priester mit manchen Fragezeichen versehen. Ein Blick auf Jesus müsste eigentlich genügen, um aufkommende Zweifel zu zerstreuen." Neben Anforderungen an Priester und Diakone wie den Dienst des Gebetes und der Verkündigung auszuüben, die Mysterien Christi zu feiern oder die Gemeinden umsichtig zu leiten nannte Kothgasser eine "hochaktuelle Bereitschaft, die wir erneuern wollen" - jene zum Dienst an den Armen jeglicher Art, an den Kranken, den Heimatlosen, den Flüchtlingen, den Notleidenden und Bedürftigen in unserer Zeit.
Das tagtäglich erlebbare Elend vieler Menschen sei "ein Fass ohne Boden". Und der Erzbischof fügte hinzu: "Gott sei Dank haben wir viele, viele treue Helferinnen und Helfer in allen Schichten unserer Gesellschaft."
Elbs: Christsein ist "kein billiger Job"
Bereits am Montagabend hatte Bischof Benno Elbs die Chrisammesse mit Angehörigen des Vorarlberger Klerus im Feldkircher Dom gefeiert. Er betonte in seiner Predigt, dass christliches Leben, in welcher Form auch immer, "kein billiger Job" sei, "keine schnelle Erledigung von Pflichten, sondern etwas, das brennt, das lebendig ist, das Wärme ausstrahlt". Elbs forderte sein Auditorium auf, in sich hineinzuhören, ob das eigene Herz noch brenne.
Der Bischof griff das Bild des guten Hirten aus dem Neuen Testament auf. Ohne Zögern sei dieser den Verlorenen nachgegangen - auch in "Zonen außerhalb von Arbeitszeit oder Pflicht". Die Frage, die er sich dabei stelle, sei nicht die nach dem eigenen Nutzen sondern: "Wofür brenne ich? Wer braucht mich? Wem muss ich nachgehen? Wen soll ich - in diesem biblischen Sinn - suchen?", so Elbs. Es gehe darum, konkreten Menschen nahe zu sein und sie in die Mitte der Kirche hereinzunehmen.
Quelle: Kathpress