"Meister, Lehrer, Freund": Prominente gratulieren Benedikt
"Heilandzack, schreibt der Mann gut!" - Wenn Benedikt XVI. am Ostersonntag, 16. April, seinen 90. Geburtstag feiert, kann er sich auch über ungewöhnliche Aufwartungen freuen. So etwa über Gratulationen von prominenten Schriftstellern, Komponisten, Philosophen und Politikern, die gesammelt in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Communio" vorliegen. Unter den 16 Gratulanten sind u.a. Kardinal Christoph Schönborn, der österreichische Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der frühere Vatikan-Sprecher P. Federico Lombardi, der Philosoph Charles Taylor und die Autorin Sibylle Lewitscharoff. Letztere zeigt sich dabei insbesondere vom Stil Benedikts XVI. so beeindruckt, dass ihr ein "Heilandzack!" als Ausruf der Begeisterung entfährt.
Lewitscharoff, die zuletzt als Vortragende bei der Wiener "Poetikdozentur" über Religion und Literatur referierte, bewundert als Protestantin in besonderer Weise die nüchterne Formulierkunst Benedikts: "Kein Firlefanz, kein Kasperltheater. Kluge, scharfe Äuglein in einem einnehmenden Antlitz. Seine Schriften sind erstklassig." Ähnlich die Einschätzung ihres Autoren-Kollegen Arnold Stadler, der wie Joseph Ratzinger in München Theologie studierte und dabei im Georgianum (Priesterseminar) lebte. "Zum Glück" gebe es "Benedikt und seine Bücher", so Stadler - sie seien "dem Verstehen und dem Verstehenwollen zuliebe geschrieben".
"Europäer und Weltbürger"
Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, erinnert in seinem Beitrag vor allem an die Jahre zwischen 1987 und 1992, als er unter der Leitung Kardinal Joseph Ratzingers an der Erstellung des "Katechismus der Katholischen Kirche" mitarbeitete. Diese Aufgabe betrachte er "nach wie vor als die größte, spannendste und schönste meines Lebens", so Schönborn, der seit 1977 außerdem Mitglied im Ratzinger-Schülerkreis ist. Ratzinger habe das Projekt zielstrebig und mit großer konzeptioneller Klarheit vorangetrieben und dabei auch kritischen Stimmen getrotzt: "Ich kann nur meine bleibende Dankbarkeit darüber ausdrücken, dass ich mitarbeiten durfte und unseren Jubilar als Meister, Glaubenslehrer und Freund in diesen unvergesslichen Jahren erleben konnte."
Als weitere Stimme aus Österreich kommt in der Sammlung der österreichische Alt-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zu Wort: Benedikt XVI. sei "ein Weg-'Weiser', ein Vor- und Nachdenker. Ein Europäer und Weltbürger", so Schüssel, der dem emeritierten Papst selber mehrfach begegnete; u.a. bei einer Audienz vor der Übernahme der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft 2006. Damals habe ihn Benedikts "Spiritualität und Gedankentiefe" sehr beeindruckt; auch bewundere er die prophetische Weitsicht, die Benedikt etwa in seiner Enzyklika "Caritas in veritate" (2009) zeigte, wo er Migration als soziales Problem epochalen Ausmaßes bezeichnete.
Der kanadische katholische Star-Philosoph Charles Taylor dankt Benedikt schließlich für die theologische Fokussierung auf das Zentralthema der Liebe (agape). "Immer wieder neu müssen wir Christen unser Leben auf den wesentlichen Kern unseres Glaubens ausrichten: agape." Benedikt habe dieses Thema in vielen Schriften behandelt: "Dafür stehen wir alle in seiner Schuld", so Taylor.
Von der philosophischen Schärfe Ratzingers zeigt sich der Berliner Philosoph Holm Tetens beeindruckt: So sei Benedikt ein "Philosoph auf dem Stuhl Petri" - und dessen Enzyklika "Spe salvi" über die christliche Hoffnung sei ein Meister- und Lehrstück philosophischer Formulierkunst, so Tetens, der zuletzt mit seinem Buch "Gott denken: Versuch über rationale Theologie" für Aufsehen gesorgt hatte.
"Zeit, Bach und Mozart zu spielen"
Der zeitgenössische polnische Komponist Krysztof Penderecki, der u.a. eine eigene, von Benedikt geschätzte, Lukas-Passion (Passio et mors Domini nostri Jesu Christi secundum Lucam) sowie ein Musikstück zu Ehren des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. komponiert hat, wünscht Benedikt, der selbst sehr gut Klavier spielt, "Zeit, Bach und Mozart zu spielen. Vielleicht auch Chopin?" Und der Berliner Kirchenmusiker und Komponist Wolfgang Seifen unterstreicht die Kunstaffinität und das kirchenmusikalische Feingefühl Benedikts. "Leider ist eine um sich greifende Banalität und Trivialität der Gottesdienstgestaltung und des Vollzugs der Eucharistie zu verzeichnen", schreibt Seifen - eine Tatsache, gegen die Benedikt stets in Kommentaren und Büchern angeschrieben habe.
P. Federico Lombardi, der während des Pontifikats von Benedikt XVI. das Presseamt des Heiligen Stuhls leitete, würdigt den Jubilar als "Sucher und Diener der Wahrheit und nicht des einfachen Kompromisses". Benedikt sei ein "mutiger Erbauer des Dialogs zwischen Glaube und Kultur in unserer Zeit" und zugleich ein "aufmerksamer und intelligenter Wächter des Glaubens der Kirche" gewesen. Er habe es stets als ein Privileg betrachtet, "für ihn da sein und ihm dienen zu können", so Lombardi.
Weiters zu Wort kommen in der Zusammenstellung der Politikwissenschaftler und frühere Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (1976-1988), Hans Maier, der FAZ-Journalist Christian Geyer-Hindemith, der französische Philosoph Jean-Luc Marion, der Freiburger Theologe Hansjürgen Verweyen, der Wiener Bibelwissenschaftler Ludger Schwienhorst-Schönberger, der emeritierte Bischof der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Ulrich Wilckens, sowie die französische Philosophin Julia Kristeva.
Die aktuelle Ausgabe der katholischen Zeitschrift "Communio" steht unter dem Gesamtthema "Religion und Gewalt". Die 1972 u.a. von Joseph Ratzinger mit begründete Zeitschrift wird vom Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück geleitet.
Webtipp: www.communio.de
Quelle: Kathpress