Großer Theologe, humorvoller Mensch: Heiligenkreuz ehrt Benedikt
Mit einem bunten Festprogramm hat die "Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz" am Freitag den emeritierten Papst Benedikt XVI. anlässlich seines kommenden 90. Geburtstages am 16. April geehrt. Dabei wurden neben dem Profil des großen Theologen auch die menschlich-liebenswerten Seiten des Theologieprofessors, Erzbischofs, Kardinals, Papstes und nun emeritierten Papstes deutlich. Seit dem Besuch von Benedikt XVI. in Stift Heiligenkreuz im Rahmen des Papstbesuchs 2007 in Österreich sind das Stift und die Hochschule besonders eng mit ihm verbunden.
Als Gäste konnte Rektor P. Karl Wallner u.a. den Präsidenten des vatikanischen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, den Apostolischen Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, den orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis) und den syrisch-orthodoxen Chorepiskopos Emanuel Aydin begrüßen; weiters auch die emeritierten Bischöfe Maximilian Aichern, Ludwig Schwarz, Christian Werner und Egon Kapellari.
Der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim sprach in seinem Vortrag wörtlich von einer "religiösen Wüste der postsäkularen Gesellschaft". In dieser Wüste hätten heilige Orte wie eben Klöster als "Oasen" die Aufgabe, Begegnungen mit Gott zu ermöglichen oder auch die Würde des Menschen zu verteidigen. Der Abt ging auch auf den von Benedikt XVI. gebrauchten viel diskutierten Begriff bzw. Anspruch der "Entweltlichung" der Kirche ein. Darunter sei eben gerade keine weltfremde Kirche gemeint, bekräftigte Heim. Es gehe vielmehr um eine Weltzuwendung durch die Wiederentdeckung des Heiligen. Gewalt und Hass würden so in Liebe und der Tod in Leben umgewandelt.
Impressionen der Feier
In ähnlicher Weise habe Papst Franziskus vor einer selbstgenügsamen Kirche gewarnt und eine verkündende Kirche gefordert. Hier würden sich die beiden Päpste sehr nahe stehen. Diese Weltzuwendung müsse sich vor allem auch durch die Sensibilität für die Nöte der Mitmenschen auszeichnen, so Heim.
Der Heiligenkreuzer Abt konstatierte eine Art "Selbstsäkularisierung" der Kirche. Gerade "laue" Christen würden das Licht Christi verdecken. Dieser Gefahr gelte es durch eine richtig verstandene Entweltlichung zu begegnen.
"Mozart der Theologie"
P. Stephan Horn, Sprecher des Ratzinger-Schülerkreises, erinnerte daran, dass Ratzinger stets um "lebhafte und freie Diskussionen" bemüht gewesen sei und immer zuerst seine Studenten zu Wort kommen ließ. In allen Vorträgen und Diskussionen sei dabei stets auch sein Interesse an der evangelischen und orthodoxen Kirche und sein Engagement um die Ökumene deutlich geworden.
Prof. Michaela Hastetter vom Internationalen Theologischen Institut Trumau hob in ihren Ausführungen u.a. auf die große Liebe von Papst Bendikt XVI. für die Kirchenväter hervor. Wer die Kirchenväter studiere, blicke nicht nur zurück in die Geschichte, sondern bereite zugleich die Zukunft der Kirche vor, so die Überzeugung Ratzingers. Freilich habe dieser die Kirchenväter stets "verwoben" mit der Heiligen Schrift gesehen.
Msgr. Michael Hofman, Vorsitzender der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung, erinnerte sich an Prof. Ratzinger als seinen Doktorvater. Ratzinger habe sich sehr viel Zeit für seine Studenten genommen und sie tatsächlich persönlich begleitet. "Er wusste, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen", so Hofman über den emeritierten Papst. Was oft zu wenig in den Blick genommen werde: Papst Benedikt sei ein sehr humorvoller Mensch.
Prof. Barbara Hallersleben von der Universität Fribourg sprach in ihren Ausführungen im Sinne des emeritierten Papstes einer "Rückkehr-Ökumene" das Wort. Die Rückkehr müsse in dem Sinn erfolgen, "dass alle Kirchen umkehren zu Jesus Christus". Ziel sei dabei die sichtbare Einheit der Kirche. Dass Benedikt XVI. vom Papstamt zurückgetreten sei, zeuge von besonderem Mut und der "Fähigkeit, mit dem eigenen Ende in Beziehung zu stehen".
Prof. Anton Strukelj von der Theologischen Hochschule Laibach wies darauf hin, dass die Schriften Josef Ratzingers auch in Slowenien sehr stark rezipiert würden. Er bezeichnete den emeritierten Papst als "Mozart der Theologie" und spannte so den Bogen zur Musik, die Joseph Ratzinger stets Trost und Freude zugleich gewesen sei und noch immer ist. Auch die Musik könne zum Glauben hinführen.
90 Luftballons für den emeritierten Papst
Für den Freitagnachmittag standen u.a. noch ein Festvortrag von Kardinal Koch und eine Podiumsdiskussion mit dem Wiener Dogmatiker Prof. Jan-Heiner Tück, dem Verleger Bernhard Meuser und dem Heiligenkreuzer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck auf dem Programm; weiters eine Pontifikalvesper mit Abt Heim in der Abteikirche und ein anschließender Empfang. Am Samstag wird Kardinal Koch schließlich eine Dankmesse in der Abteikirche feiern. Bei der anschließenden "Gratulationsfeier" am Campus der Hochschule werden Studenten der Hochschule Benedikt XVI. u.a. mit einem Geburtstagsständchen und 90 weiße und gelbe Luftballons gratulieren.
Quelle: kathpress