Schabhüttl lobt kirchliche Migrantenseelsorge in Traiskirchen
Der scheidende Leiter des Flüchtlingslagers Traiskirchen, Franz Schabhüttl, sieht in der von der Erzdiözese Wien getragenen Migrantenseelsorge in dem Asylwerber-Erstaufnahmezentrum einen wichtigen Beitrag gegen Christenhass und für die spätere Integration von Geflüchteten. Etlichen Muslimen sei teils schon im Kindesalter eine tiefe Abneigung gen Christen "regelrecht eingeimpft" worden, schildert Schabhüttl in seinem neuen Buch "Brennpunkt Traiskirchen". Die kirchlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger in Traiskirchen hätten seiner Erfahrung nach "vor allem bei unseren neugierigen und aufgeschlossenen Bewohnern dem Feindbild Christentum den Schrecken genommen". Insbesondere wenn dies bei jüngeren Asylwerbern gelinge, profitiere die spätere Aufnahmegesellschaft nachhaltig.
Es sei der Erzdiözese hoch anzurechnen, dass sie sich "vorbehaltlos und ohne missionarischen Ehrgeiz" einer gesellschaftlich wichtigen Aufgabe angenommen habe, so Schabhüttl. Die kirchlichen Mitarbeiter machten Flüchtlingen jedweder Konfession ein Angebot, Österreich und dessen Sitten, Gebräuche und Werte kennenzulernen.
Um das Zusammenleben unterschiedlichster Menschen möglichst friedlich zu gestalten, brauche es "Gemeinsamkeiten und Offenheit, nicht Segregation und Rückzug". Vor diesem Hintergrund habe man in Traiskirchen anstatt der katholischen Kapelle und des muslimischen Gebetsraums einen interkonfessionellen Raum eröffnet, der für alle in Österreich anerkannten Religionen nutzbar ist.
Ausdrücklich mitunterstützt werde dieser Weg vom für die Migrantenseelsorge der Erzdiözese Wien verantwortlichen Weihbischof Franz Scharl, der Traiskirchen regelmäßig besuche, wie Schabhüttl weiter schreibt. "Von Anfang an schickte Scharl überwiegend Frauen, die unseren Bewohnern - vor allem den jungen - Aufmerksamkeit schenkten und versuchten, ihnen näherzubringen, dass die Geschlechter in Österreich gleichberechtigt und Christen Menschen wie alle anderen sind."
Die Kategoriale Seelsorge der Erzdiözese Wien entsendet seit vielen Jahren mehrmals wöchentlich Mitarbeiter in das südlich von Wien gelegene große Flüchtlingslager. Für die kirchlichen Angebote an die dort untergebrachten Menschen sind Gastfreundschaft und Interkonfessionalität wichtige Schlagworte. Neben Gesprächsangeboten werden etwa Freizeitmöglichkeiten unter anderem auch für Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge organisiert. Für Asylwerber mit christlichem Glauben gibt es die Möglichkeit zur Teilnahme an Gottesdiensten. Zwei Mal pro Woche feiern katholische Priester entweder eine Heilige Messe oder einen Wortgottesdienst.
Der 63-jährige Schabhüttl geht in den kommenden Tagen als Leiter des Flüchtlingsaufnahmezentrums in Pension. Am vergangenen Freitag veröffentlichte er zusammen mit dem "Presse"-Journalisten Andreas Wetz seine beruflichen Memoiren.
Dass der Beamte in dem Buch das unter anderem Verhalten von Hilfsorganisationen in der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 als aktionistisch kritisiert, sorgte in den vergangenen Tagen für zahlreiche Schlagzeilen. Die angesprochenen NGOs, darunter auch die Caritas der Erzdiözese Wien, wiesen die Vorwürfe zurück. "Jeder, der die Bilder von obdachlosen Menschen in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen gesehen hat, weiß: Hier herrschte dringender Handlungsbedarf", sagte etwa der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.
Quelle: kathpress