Kirchliche Kritik an NGO-Schelte von Kurz
"Wenn Außenminister Sebastian Kurz im Zusammenhang mit der Rettung von Flüchtlingen vor dem Ertrinken im Mittelmeer freiwillige Hilfsorganisationen angreift und undifferenziert von 'NGO-Wahnsinn' spricht, hat er Grenzen der Humanität überschritten und betreibt mit dem Schicksal von Menschen ein unwürdiges Spiel." Mit diesen Worten hat der Integrationsbeauftragte der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl, am Samstag auf die jüngsten Aussagen des Ministers bei seinem Besuch bei der Frontex-Mission der EU auf Malta reagiert. Es sei "absurd und unerträglich, wenn ein Politiker durch populistische Einwürfe vom Versagen der internationalen Staatengemeinschaft abzulenken versucht, indem er jenen Menschen Vorwürfe macht, die Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten versuchen", hielt Hohl fest.
Der Generalsekretär der steirischen Katholischen Aktion erinnerte in seiner Stellungnahme an die von Papst Franziskus in Richtung EU geforderte Solidarität: "Auch bei der Bewältigung der Asyl- Flüchtlingsfrage wäre es angebracht, gemeinsam nach tragfähigen Lösungen zu suchen, anstatt rein populistische Vorschläge einzuwerfen, die mit Menschenleben spielen. Auch in turbulenten Zeiten dürfen die Menschenrechte nicht außer Kraft gesetzt werden."
Die umstrittene Aussage von Kurz über NGOs betraf den Umstand, dass Hilfsorganisationen inzwischen näher an der libyschen Küste Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten, als zuvor. Dies hat u.a. damit zu tun, dass sich das Mandat der Frontex-Mission nur auf die Gewässer vor Italien und Malta bezieht. Dem halten Hilfsorganisationen entgegen, dass durch ihr Operieren in libyschen Gewässern Tausende vor dem Ertrinken gerettet werden konnten.
Der österreichische Außenminister hatte sich im Zuge seines Frontex-Besuchs erneut dafür ausgesprochen, dass die im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge nicht mehr auf das italienische Festland gebracht werden, sondern nach australischem Vorbild gestoppt und in Flüchtlingszentren außerhalb der EU in Nordafrika zurückgestellt werden sollten. Wenn das gängige Praxis wäre, würde sich innerhalb kurzer Zeit kaum mehr jemand auf eine lebensgefährliche Flucht über das Meer aufmachen, argumentierte der Außenminister.
Quelle: kathpress