Buch würdigt Weihbischof als modernen Propheten
Ein neues Buch würdigt den vor 23 Jahren verstorbenen Wiener Weihbischof Florian Kuntner (1933-94) als prägende Persönlichkeit der Kirche Österreich, als einen Bischof, der seiner Zeit voraus war und auch heute noch Vorbildcharakter genießt: Ob Frauenpriestertum, "Viri probati" oder Flüchtlingsfrage - es gebe kaum ein aktuelles Thema, zu dem Kuntner nicht bereits vor über zwanzig Jahren prononciert und zukunftsweisend Stellung genommen hätte, unterstreicht die Publizistin Ingeborg Schödl im Gespräch mit "Kathpress". Ihr Buch zeichnet den Lebensweg Kuntners "vom Lausbuben zum Bischof" nach und ruft einen Priester und Bischof in Erinnerung, der in Amts- und Kirchenverständnis sowie in seinem bescheidenen und volksnahen Lebensstil als ein "moderner Prophet" gelten könne, so Schödl.
Für Schödl, die bereits 16 Bücher - darunter zahlreiche Portraits und Biografien von herausragenden österreichischen Glaubenszeuginnen und -zeugen - geschrieben hat, steht Kuntner für ein "fröhliches Christentum" mit Tiefgang; ohne Verbitterung und mit großem Mut uns zeitdiagnostischer Sensibilität habe Kuntner, der vor 40 Jahren zum Bischof geweiht wurde, Themen aufgegriffen und sich auch nicht gescheut, politisch und innerkirchlich anzuecken. "Ich bin mir sicher, mit Papst Franziskus hätte Kuntner seine Freude gehabt", so Schödl. Bis heute genieße Kuntner außerdem bei den Gläubigen ein hohes Ansehen, da er ihnen stets "auf Augenhöhe" und ohne Attitüden begegnet sei.
Florian Kuntner wurde am 22. März 1933 in Kirchberg am Wechsel (Niederösterreich) geboren. Er trat nach der Matura 1952 ins Wiener Priesterseminar ein und wurde 1957 in Wien zum Priester geweiht. Danach war er Kaplan in Gerasdorf, Atzgersdorf und Puchberg. 1962 wurde er Pfarrer von Piesting, 1971 Propstpfarrer der Dompfarre Wiener Neustadt und danach Bischofsvikar für den südlichen Teil der Erzdiözese Wien.
Papst Paul VI. ernannte Florian Kuntner am 30. September 1977 zum Titularbischof von Hirina und Weihbischof der Erzdiözese Wien. Kuntner wurde am 20. November 1977 gemeinsam mit Helmut Krätzl durch Kardinal Franz König im Stephansdom in Wien zum Bischof geweiht. Er starb am 31. März 1994 an einer Tropenkrankheit, die er sich bei einer Afrikareise zugezogen hatte, und wurde in der Domherrengruft von St. Stephan in Wien bestattet.
Mit seinen deutlichen Stellungnahmen zu Fragen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung erwarb sich Kuntner über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen als Anwalt von Menschlichkeit und Solidarität. Als Präsident der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden ("Iustitia et Pax") und der österreichischen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung "Pax Christi" verschaffte er in Fragen seines "Ressorts" der Stimme der Kirche immer wieder in der Öffentlichkeit Gehör. Der Wiener Weihbischof war auch österreichischer Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (Missio). Zudem war er Vorsitzender des Kuratoriums des Afro-Asiatischen Instituts (AAI).
Buchpräsentationen und Gedenkmesse
Erschienen ist das Buch "Florian Kuntner. Vom Lausbuben zum Bischof" im Verlag Tyrolia. Präsentationstermine des Buches mit der Autorin finden statt am Montag (27. März) im Thomassaal des Wiener Dominikanerklosters (Postgasse 4, Beginn 19 Uhr), am 31. März in der Pfarrkirche in Kirchberg am Wechsel (Florian-Kuntner-Platz 4, Beginn 18 Uhr) sowie am 1. April im Wiener Neustädter Bildungszentrum St. Bernhard (Domplatz 3, ca. 19.30 Uhr). Zuvor, um 18.30 Uhr, lädt das Referat für Weltkirche, Mission und Entwicklungsförderung der Erzdiözese Wien zum Gedenkgottesdienst für Bischof Kuntner in den Wiener Neustädter Dom ein. Hauptzelebrant ist Dompropst Msgr. Karl Pichelbauer.
Quelle: kathpress