Schönborn zu 60 Jahre Römische Verträge: Keine Alternative zur EU
Zum weiteren Bemühen um ein Miteinander in der EU hat Kardinal Christoph Schönborn aufgerufen. "Ich bin fest überzeugt: besser ein mühsames Miteinander, als ein aussichtsloser Alleingang", so der Wiener Erzbischof in der Tageszeitung "Heute" (Freitag). Er nahm in seiner Kolumne Bezug auf die Feiern zum 60. Jahrestag der sogenannten "Römischen Verträge", mit denen der Grundstein für die heutige EU gelegt wurde. Papst Franziskus empfängt zu diesem Anlass am Freitagabend die Staats- und Regierungschefs von 27 EU-Mitgliedsländern.
Schönborn erinnerte an die sechs Gründerstaaten, die sich 1957 auf den gemeinsamen Weg geeinigt hatten und die "Grundlagen für einen immer engeren Zusammenschluss der europäischen Völker" gelegt hatten, wie es in der Präambel des EWG-Vertrages heißt. Die "Gründungsväter der europäischen Integration" - Konrad Adenauer, Robert Schuman und Alcide de Gasperi - seien "überzeugte Christen" gewesen, erinnerte der Erzbischof. Ihr Ansinnen sei es gewesen, nach "zwei mörderischen Weltkriegen, ausgelöst durch die europäischen Konflikte", ein "Europa des Friedens und der Gemeinsamkeit" zu schaffen.
Diese Anfangsbegeisterung sei heute freilich verflogen und es sei "mühsamer geworden", stellte der Erzbischof fest. Populisten würden ein baldiges Ende der EU herbeireden und der "Brexit" Englands werde als der "Anfang vom Ende" dargestellt. Auch das Ende des Wirtschaftsbooms, die Gefährdung der Einheit durch die Flüchtlingsfrage sowie die in Mode gekommene Kritik an der EU spielten hier mit. Schönborn dazu: "Aber was ist die Alternative? Soll jeder wieder für sich allein wursteln? Glauben die Kritiker ernsthaft, dass Österreich alleine eine Insel der Seligen wäre?"
Beten für Europa
Der 60. Geburtstag der europäischen Einigung wird in zahlreichen EU-Ländern kirchlicherseits von zahlreichen Gebetsaktionen begleitet. In der römischen Kirche "Santi Apostoli" versammeln sich am Freitag Vertreter der christlichen Kirchen zu einem ökumenischen Gebet. Erwartet werden u.a. der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Kardinal Kurt Koch, der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, Nunzio Galantino, der Dekan der Evangelisch-lutherischen Kirche Italiens, Heiner Bludau, sowie der rumänisch-orthodoxe Metropolit Italiens, Siluan Span.
In 50 weiteren europäischen Städten finden am Freitag ebenfalls ökumenische Gebete für Europa statt, darunter in Wien in der Schönstatt-Kapelle am Kahlenberg oder im Kärntner Kloster Wernberg jeweils um 19 Uhr. Das teilt das aus 300 christlichen Gemeinschaften und Bewegungen bestehende Netzwerk "Gemeinsam für Europa" mit, das die Gebetsaktion initiiert hat und auf seiner Homepage www.together4europe.org Gebetsvorlagen bereitstellt. Ziel sei es, "der Welt zu zeigen, dass Brüderlichkeit und Einheit trotz aller kulturellen und konfessionellen Unterschiede möglich sind". Es gehe darum, Gott zu "danken für Frieden, Menschenrechte und Wohlstand", sowie ihn für "Versöhnung und Solidarität in Europa" zu bitten, so das Netzwerk.
Quelle: Kathpress