Wiener Weihbischof Scharl präsentiert ersten Lyrik-Band
Der Wiener Weihbischof Franz Scharl hat seinen ersten Lyrik-Band präsentiert. "Das Büchlein 'sonette, elementare;' ist radikal und seine äußere Erscheinung strahlt spirituelle Wärme sowie die Freiheit der Künste aus", hieß es in der Ankündigung der Universität für Angewandte Kunst Wien, die am Dienstagabend Gastgeberin für die Buchpräsentation war. Rektor Gerald Bast sprach bei der Begrüßung von einem durchaus "rätselhaften" Band, der noch dazu - weil am Hebräischen orientiert - von hinten nach vorne zu lesen sei. Der Autor selbst stellte seine "radikale" Lyrik in den Kontext der jüdischen Wurzeln des Christentums. Als Vorleser der auch als "zentriert und verschlüsselt" angekündigten Texte fungierte Schauspieler Martin Ploderer.
Weihbischof Scharl gestaltete an der Sonett-Form ausgerichtete Poeme zu je 14 Zeilen, die oft nur aus einem einzigen Wort bestehen und an hebräische Zahlensymbolik anknüpfen. Thematisch greift er Grundbefindlichkeiten und Herausforderungen wie die in der Schöpfung durchleuchtende Mystik, aber auch Bedrohungen der Natur etwa durch die Fukushima-Katastrophe, Verführung sowie Ausbeutung des Menschen, dessen Kommen und Gehen - und den unaussprechbaren Namen Gottes.
Er habe zwar schon als Student Gedichte geschrieben, knüpfe in seinem jetzigen Werk aber weder daran noch an andere literarische Vorbilder an, erzählte Scharl im Gespräch mit "Kathpress". Dieses Projekt sei über Jahre in ihm gereift; dass es jetzt "geboren" wurde, passe zu seiner Überzeugung, dass "jeder Mensch eine Sonderedition Gottes" sei.
"Leben ist mehr-, nicht eindeutig"
Annäherungen an Scharls Texte wie seine Varianten des Begriffes "Gottesbeweis" erfordern neben intellektueller Offenheit auch geistliche Weite und ästhetisches Gespür: designt und layoutiert wurden die Gedichte vom an der Kunst-Uni studierenden Enrico Tomassini. Rektor Bast sieht den Band des Weihbischofs als ein Sich-Widersetzen gegen den heute vorherrschenden Ruf nach Klarheit und Eindeutigkeit. Vieles im Leben sei jedoch mehrdeutig und komplex, es sei eine Domäne der Kunst, dies in immer neuen Kombinationen zu veranschaulichen und die "Sphäre der Ungewissheit" zu betreten.
Das Buch "sonette, elementare;" (ISBN 978-3-9503840-6-2) erschien in Zusammenarbeit zwischen dem Verlag "aa-infohaus" des Afro-Asiatischen Institutes und der Wiener "Angewandten", mit der Bischof Scharl vor einigen Jahren beim Projekt "Engels-Lounge" in Räumlichkeiten im Wiener Diözesanhauses am Stephansplatz 6 kooperierte. Mit dem Band verbindet Scharl auch ein humanitäres Anliegen: Der Erlös kommt zum Teil dem Kampf gegen Menschenhandel und Ausbeutung zugute.
Quelle: kathpress