Erstmals reist ein Papst nach Kairo
Papst Franziskus besucht am 28. und 29. April Kairo. Es handelt es sich um den ersten Besuch eines römisch-katholischen Kirchenoberhaupts in der ägyptischen Hauptstadt seit der 90. Auslandsreise von Johannes Paul II. ist "Heiligen Jahr 2000". Der Papst reise auf Einladung des ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi, der katholischen Bischöfe, des koptischen Patriarchen Tawadros II. und des Großimams der islamischen Hochschule Al-Azhar, Scheich Ahmed Mohammed al-Tayyeb, in das nordafrikanische Land, teilte das vatikanische Presseamt am Samstag mit. Einzelheiten des Programms sollten später bekanntgeben werden, hieß es.
Religionspolitisch bedeutsam wird die Reise vor allem durch das Treffen des Papstes mit Großimam Al-Tayyeb. Die von ihm geleitete traditionsreiche Universität gilt als Lehrautorität im sunnitischen Islam, dem die Mehrheit der Muslime weltweit angehört. Ob die Begegnung an der Al-Azhar-Universität selbst erfolgt, wurde noch nicht bekanntgegeben, steht aber zu erwarten. Der Dialog zwischen dem Vatikan und der Al-Azhar lag jahrelang auf Eis.
Am 22. und 23. Februar hatte eine hochrangige Delegation des Vatikan mit Al-Azhar-Vertretern über Strategien gegen religiösen Extremismus beraten und damit den vor sechs Jahren unterbrochenen Dialog offiziell wiederaufgenommen. Der Leiter des päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog, Kardinal Louis Tauran, sprach dabei von einer "neuen Phase" des Kontakts.
Besuch Al-Tayyebs bei Papst brach Eis
Für einen ersten Durchbruch hatte Mai vergangenen Jahres ein Besuch Al-Tayyebs bei Papst Franziskus gesorgt. Nach diesem vom Vatikan als historisch bezeichneten Treffen war eine Wiederaufnahme des Dialogs vereinbart worden. Dazu gab es mehrere Vorbereitungstreffen auf Arbeitsebene. Im Juli sprachen Vertreter des päpstlichen Dialograts und der Al-Azhar-Universität auch von der Möglichkeit einer gemeinsamen Friedenskonferenz.
Ein 1998 begonnener theologischer Austausch zwischen der Al-Azhar-Universität in Kairo und dem Vatikan wurde 2011 von ägyptischer Seite abgebrochen. Grund war die Forderung von Benedikt XVI. (2005-2013) nach einem besseren Schutz für koptische Christen vor Terror und Gewalt.
In Ägypten stellen sunnitische Muslime die Bevölkerungsmehrheit. Der Anteil koptischer Christen, deren Ursprünge auf die frühesten Zeiten des Christentums zurückgehen, wird auf etwa 10 Prozent geschätzt. Die gegenwärtige Gesellschaft ist von islamistischen Tendenzen geprägt. Seit Ende 2010 wurden koptische Kirchen wiederholt zum Ziel von Anschlägen islamistischer Extremisten. Die Zahl der Katholiken unter den rund 94 Millionen Einwohnern gibt der Vatikan mit 240.000 an.
Ägyptens Christen erhoffen Stärkung
Die katholische Kirche in Ägypten erhofft von Papst Franziskus, der am 28. und 29. April nach Karo reist, eine Bestärkung im Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit im Land. Die Visite sei aber auch "eine Art, die christlichen Märtyrer zu ehren, die des Glaubens wegen getötet wurden", sagte der Sprecher der koptisch-katholischen Bischofskonferenz, Rafic Greiche, dem vatikanischen Pressedienst Asianews am Samstag.
Der Papst folgt einer Einladung des ägyptischen Staatspräsidenten und der katholischen Bischöfe wie auch des koptischen Patriarchen und des Großimams der islamischen Hochschule Al-Azhar. Greiche sagte dazu, alle diese Institutionen hätten "mit Nachdruck" um einen Besuch gebeten. Franziskus werde in Ägypten "von allen" erwartet.
"Der Papst kommt, um die zahlenstärkste Christengemeinde des Orients zu stärken und uns in unserem Zusammenleben mit den Muslimen zu stärken", zitierte der Pressedienst den Sprecher der Bischofskonferenz. "Wir wussten von seiner Absicht, aber wir kannten nicht das Datum", sagte Greiche weiter.
Seit dem Arabischen Frühling und dem Erstarken islamistischer Tendenzen in der ägyptischen Gesellschaften wurden Christen und kirchliche Einrichtungen in Ägypten immer wieder Ziele von Angriffen. Ein großer Anschlag ereignete sich zuletzt am 11. Dezember in der Peter-und-Paul-Kirche neben der koptischen Markus-Kathedrale in Kairo. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in die Luft und riss nach unterschiedlichen Angaben 25 bis 29 Menschen in den Tod.
Quelle: kathpress