Mayr-Nusser zeigt, dass man Nein sagen kann
Der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, hat die am Samstag stattfindende Seligsprechung des Südtirolers Josef Mayr-Nusser (1910-1942) als "Geschenk für die Diözese Bozen-Brixen" (Ausgabe 19. März) bezeichnet. Er zeige, dass man Nein sagen könne. Der Kurienkardinal leitet am Samstag um 10 Uhr den Seligsprechungsgottesdienst im Maria-Himmelfahrt-Dom von Bozen. Zu Beginn der Messe verliest er das Dekret von Papst Franziskus, wonach Mayr-Nusser künftig als Seliger bezeichnet wird. Amato äußerte sich in einem Interview für die Südtiroler Kirchenzeitung "Katholisches Sonntagsblatt".
Mayr-Nusser, der als Märtyrer zur Seligsprechung kommt, war auf dem Weg ins nationalsozialistische Konzentrationslager Dachau am 24. Februar 1945 bei Erlangen in einem Viehwaggon an den Folgen der Haft gestorben. Er war 1944 nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht nach Bozen mit vielen anderen Südtirolern zum deutschen Militär eingezogen und dabei der Waffen-SS zugeteilt worden. Nachdem er am 3. Oktober 1944 in Konitz den SS-Eid verweigert hatte, wurde er zum Tode verurteilt.
Kardinal Amato sagte in dem "Sonntagsblatt"-Interview, Mayr-Nusser habe gewusst, dass er mit seinem Nein zum SS-Eid seinen Tod heraufbeschwören würde. Das er Kraft dazu gehabt habe, sei seiner religiösen Erfahrung zu verdanken, denn "jemand wird nicht plötzlich zu einem Märtyrer". Mayr-Nusser sei hingegen vorbereitet gewesen "auf sein Nein, aber auch vorbereitet, um die Konsequenzen zu tragen".
Der neue Selige sei "ein Vorbild in seinem Widerstand gegen eine antichristliche Kultur", erinnerte der Kurienkardinal: "Ein derartiger Widerstand sollte sich heute gegen eine oberflächliche Kultur richten, die Werte der Güte, der Familie und des Guten ablehnt." Die Seligsprechung sei ein Geschenk und ein Schatz für die Südtiroler Diözese. Sie enthalte "den Schatz christlicher Tugenden, den Schatz eines christlichen Zeugnisses, einen Schatz auch hinsichtlich des Verhaltens in einer Gesellschaft, in der nicht immer christliche Werte zum Tragen kommen".
Amato hob die Vorbildfunktion des neuen Seligen für die Jugend hervor. Eine seiner Botschaften sei, "dass man die eigene christliche Identität entschlossen und standhaft verteidigen kann, ohne die Fäuste zu erheben, und dass man nicht Angst davor haben muss, gegenüber allen großen und kleinen 'Hitlern', denen man im Leben begegnen kann, Nein zu sagen".
Quelle: kathpress