"Durch Bildung der Armut entkommen"
Zum Selbstläufer entwickelt hat sich das "Lerncafe"-Konzept der Caritas: Am Mittwoch wurde in Räumlichkeiten des Stiftes Herzogenburg die bereits neunte Einrichtung dieser Art in Niederösterreich - österreichweit sind es damit bereits 46 - eröffnet. Zumal mit geringerer Bildung ein höheres Armutsrisiko einhergehe, sei Bildung ein "wichtiger Schritt, um aus der Armutsspirale zu entkommen", hob der St. Pöltner Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger dabei die Grundidee des Projekts hervor. Jedes Kind habe "Recht auf optimale Unterstützung".
Lerncafes helfen "dort, wo sonst wenig Mittel verfügbar sind", sagte Ziselsberger, der auf die ganzheitliche Arbeitsweise verwies: Man versuche in den Einrichtungen vor allem, Kinder aus sozial benachteiligten Familien in ihren Talenten zu stärken, Brücken zu den Eltern zu bauen und Lust am Lernen zu wecken. Geöffnet hat das Lerncafe an vier Tagen pro Woche. 24 Kinder aus den umliegenden Volks- und Hauptschulen kommen bis Semesterende regelmäßig an zwei Nachmittagen und werden in zwei Gruppen betreut. Das Angebot ist kostenlos, vor Ort tätig sind zwei hauptamtliche Mitarbeiter sowie zahlreiche freiwillige Helfer.
Das Deutschlernen, die Hausaufgaben-Unterstützung und das Erleben von Gemeinsamkeit seien eine "gute Basis" für die Integration, stellte Landesrat Karl Wilfing bei der Eröffnung fest. Auch für die Unterstützung von Flüchtlingsfamilien sei das Projekt wichtig. Propst Maximilian Fürnsinn segnete die Räumlichkeiten, in denen früher das Bezirksgericht untergebracht war, zudem übergab Andreas Kickinger eine bei den NÖ Kindersommerspielen in Herzogenburg gesammelte Spende.
Österreichweit werden derzeit in den 46 Caritas-Lerncafes über 1.160 Kinder und Jugendliche betreut, wobei 94 Prozent von ihnen Migrationshintergrund haben. Unterstützt werden sie dabei von 670 Freiwilligen. Die Erfolgszahlen der Einrichtung sind hoch: 97 Prozent der Teilnehmer haben im vergangenen Schuljahr die jeweilige Schulstufe positiv abgeschlossen. Rund 500 Kinder und Jugendliche stehen derzeit auf der Warteliste für einen Platz im Lerncafe, der Bedarf sei jedoch noch weit höher, heißt es seitens der Caritas. Das Projekt wird seit 2010 von der EU als "Best Practice"-Beispiel in Sachen Integration geführt.