Hohe kirchliche Auszeichnung für Landeshauptmann Pühringer
Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer wird mit einer der bedeutendsten kirchlichen Auszeichnungen in Österreich, der "Kardinal-Opilio-Rossi-Medaille", ausgezeichnet. Ihm wird die Auszeichnung gemeinsam mit dem am vergangenen Wochenende neu gewählten geschäftsführenden Präsidenten des Katholischen Laienrates Österreichs (KLRÖ), Wolfgang Rank, am 30. Mai im Parlament überreicht, kündigte der Laienrat am Mittwoch an. Zu dem Zeitpunkt wird Pühringer als Landeshauptmann bereits aus dem Amt geschieden sein.
Die Laudatio für den Politiker wird der Linzer Bischof Manfred Scheuer halten, jene für Rank der frühere Präsident der "Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände" (AKV), Josef Zemanek. Die AKV vergibt die "Kardinal Opilio Rossi-Medaille", die den Namen des einstigen Apostolischen Nuntius in Österreich und Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Laien trägt, alljährlich für "herausragende Leistungen im Sinne des wohlverstandenen Laienapostolats" zur "Gestaltung der Gesellschaft aus christlicher Verantwortung". Zuletzt wurden damit der Arbeits- und Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal (2016), die bei der Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsfälle engagierte Hospizverbandspräsidentin und Ex-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (2015) und der Publizist Hans Winkler (2014) geehrt.
"Mache mir über Innerkirchliches Sorgen"
In einem ausführlichen Interview mit der Linzer "KirchenZeitung" (aktuelle Ausgabe) zog Josef Pühringer Bilanz über seine 22-jährige Tätigkeit als Landeshauptmann, die er am 6. April mit der Amtsübergabe an Thomas Stelzer beendet. Und der bekennende Katholik, der während seines Jus-Studiums als Religionslehrer in Traun wirkte, äußerte sich auch über religiöse Themen. Er mache sich "über Innerkirchliches Sorgen", sagte Pühringer. "Obwohl ich, solange ich aktiver Politiker bin, keine Aussagen dazu mache, würde ich es Papst Franziskus und der Kirche sehr wünschen, dass er so lange lebt, dass von all dem, was er vernünftig in seinen Reden sagt, noch das eine oder andere realisiert werden kann." Konkret nannte der Landeshauptmann den Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene, wo "die Gemeinden weiter als die Amtshierarchie" seien. Sorge bereite ihm auch die zunehmende Distanz zur Kirche und das häufige Scheitern dabei, die Jugend zu begeistern.
Zum vielzitierten Ausspruch von Papst Franziskus "diese Wirtschaft tötet", sagte Pühringer: "Wenn ich von entwicklungspolitischen Reisen heimkomme, gebe ich ihm hundertprozentig Recht." Dies gelte etwa für das "System der Apartheid" oder die "gnadenlose Ausbeutung" von Menschen im Kongo, Guatemala oder Nicaragua. Er glaube aber nicht, dass der Papst mit seiner Kritik die ökosoziale Marktwirtschaft meinte "und dass er Österreich im Blick gehabt hat", so Pühringer. Was nicht heiße, dass es nicht auch hierzulande etwas zu verbessern gibt.
Eine Wirtschaft unter christlich-sozialen Prinzipien sei auch in Zukunft durchaus konkurrenzfähig, zeigte sich der Landeschef überzeugt. "Damit Wirtschaft nachhaltig gut funktioniert, brauche ich den vernünftigen Umgang mit Ressourcen, und ich brauche motivierte Mitarbeiter." Erfolg liege letztlich immer am Duo kluger Unternehmer und engagierte Mitarbeiterschaft.
Barmherzigkeit plus Klugheit
Das von einer ÖVP-FPÖ-Koalition regierte Land Oberösterreich fordert eine Deckelung der bedarfsorientierten Mindestsicherung. Dieses auch kirchlicherseits vieldiskutierte Streitthema ist für Pühringer eine Gratwanderung, die er mit der Frage umschrieb: "Sind im sozialen Netz jene, die hineingehören, oder sind da Leute, die sich dort wohler fühlen als in der Tagesauseinandersetzung am Arbeitsplatz?" Der Landeshauptmann sprach sich "bei allem Bekenntnis zu einem starken sozialen Netz" für eine Einkommensdifferenz aus zwischen voll Erwerbstätigen und ausschließlichen Sozialtransfers-Empfängern. Ohne diese Differenzierung sei der gesellschaftliche Zusammenhalt bedroht. Pühringer berief sich auf den Salzburger Theologen und Sozialethiker Clemens Sedmak, der Barmherzigkeit und Klugheit als zusammengehörig beschreibe. Pühringer wörtlich: "Eine Politik ohne Erbarmen ist erbärmlich, aber eine Politik ohne Klugheit führt zu gesellschaftlichen Problemen."
Im Blick auf die internationale Politik sagte Pühringer, die EU dürfe "nicht Sündenbock für alles" gemacht werden - auch wenn es zu viel Zentralismus und zu viel Bürokratie gebe. Wichtig sei, dass sich die politische Mitte deutlicher profiliert. "Ich kann für die Zukunft nur sagen: Rechts und links sind noch nie Probleme gelöst worden, sondern nur in der Mitte", unterstrich Pühringer, und weiter: "Eine Politik, die die Familie als Grundbaustein der Gesellschaft sieht, die einen vernünftigen Leistungsgedanken hat, die die ökosoziale Marktwirtschaft so herunterbricht, dass sie die Bürger auch verstehen, so eine Mitte ist mehrheitsfähig."
Quelle: kathpress