Appell zu familienfreundlicherer Politik
Der Katholische Laienrat Österreichs (KLRÖ) fordert von der österreichischen Bundesregierung Korrekturen in der Steuer- und Bildungspolitik: Die beabsichtigte Senkung der Lohnnebenkosten dürfe nicht "auf dem Rücken der Familien" durchgeführt werden, mahnte der Laienrat in einer Aussendung am Dienstag. Als "kurzsichtig, unsolidarisch und familienpolitisch nicht vertretbar" stufte der Laienrat das Vorhaben insofern ein, als es zu einer Halbierung der Einnahmen für den Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) führen würde. Kritik übte der Laienrat auch an den Plänen von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid, bis 2020 die Sonderschulen zu schließen: Die "besonderen Bedürfnisse der Kinder einerseits und die Wahlfreiheit der Eltern andererseits" dürften nicht übergangen werden.
Der Katholische Laienrat hatte bei seiner letzten Vollversammlung am vergangenen Wochenende u.a. gesellschaftspolitische Resolutionen formuliert, einen Studientag zu den Themen Dialog und Jugend abgehalten und den bisherigen Ehrenpräsidenten Wolfgang Rank zum neuen "geschäftsführenden Präsidenten" für ein Jahr gewählt. Rank folgt auf den bisherigen Präsidenten Theodor Quendler, der statutengemäß nicht mehr kandidieren durfte.
An die neue Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner und an Justizminister Wolfgang Brandstetter appellierte die KLRÖ-Vollversammlung weiters, den Auftrag des Entschließungsantrags zu erfüllen, der mit dem Fortpflanzungsmedizingesetz am 21. Jänner 2015 beschlossen wurde. Auf Grund dieses Entschließungsantrags sollte geprüft werden, wie die Interessen von Kindern und Frauen besser geschützt werden können. Die Prüfberichte seien aber noch immer nicht vorhanden. Es gebe weder Vorschläge für ein zentrales Register der Eizellspenderinnen und der Samenspender noch eine Erhebung und wissenschaftliche Auswertung von Daten, mit denen Sicherheit und Qualität medizinisch unterstützter Fortpflanzung gewährleistet werden sollen. Auch das Recht von Kindern, Auskunft über ihre genetischen Eltern zu erhalten, sei nicht gestärkt worden.
Auch im Blick auf die kommende Pfarrgemeinderatswahl am 19. März forderte der Laienrat, stärkeres Augenmerk auf die Anliegen der Familien zu legen: In den neu zusammengesetzten Pfarrgemeinderäten solle jeweils ein Mitglied mit der Wahrnehmung der Anliegen der Familien - "und da speziell auch der Anliegen der Familien mit Migrationshintergrund" - beauftragt werden. Familien benötigten heute mehr denn je die Unterstützung durch die Gesellschaft und im Besonderen durch die religiösen Gemeinschaften, so der Laienrat.
"Dialog" und "Jugend"
Der Studienteil der Vollversammlung des Laienrats stand im Zeichen der beiden großen Themen "Dialog" und "Jugend". Der scheidende KLRÖ-Präsident Theodor Quendler betonte die Notwendigkeit eines "strukturierten und verbindlichen" ständigen Gesprächsvorgangs zwischen Hierarchie und Laien in der Kirche; er unterstrich seine Überzeugung, dass "Synodalität der Weg ist, den Gott für die Kirche im dritten Jahrtausend will". Papst Franziskus stehe für eine neue "Kultur des Miteinanders" in der Kirche.
Im Hinblick auf die im kommenden Jahr bevorstehende Weltbischofssynode zum Thema "Jugend" berichteten die Bischöfe Helmut Krätzl und Werner Freistetter über ihre Erfahrungen. Positiv werde laut Krätzl von den Jugendlichen der hohe Einsatz der Firmhelfer bei der Firmvorbereitung hervorgehoben. Auf der anderen Seite gebe es aber eine anhaltende Kritik an der Kirche als Institution und ein großes Unwissen über die Eucharistie als Zentrum des christlichen Glaubens. Die Kirche lege zu wenig Augenmerk auf die Jugendpastoral, so der emeritierte Wiener Weihbischof, der über 40 Jahre lang Jugendliche begleitet hat.
Militärbischof Werner Freistetter verwies indes auf die wichtige Funktion der Militärseelsorger: Bis zu zwei Drittel der jungen Soldaten im Auslandseinsatz sei aus der Kirche ausgetreten oder nicht getauft. Wenn es gelinge, mit diesen eine persönliche Beziehung aufzubauen, wecke dies nicht selten auch Interesse an tieferen religiösen Fragen, berichtete Freistetter. In der Konfrontation mit Ausnahmesituationen bei den Auslandseinsätzen würden dann vielfach auch Fragen zum Bereich "Religion, Gewalt, Krieg" wach, die nach Antwort verlangen.
Solidarität mit Papst Franziskus
Zum Abschluss seiner Vollversammlung hatte der Laienrat am Wochenende außerdem seine uneingeschränkte Solidarität mit Papst Franziskus erklärt: Man sei dankbar für dieses Pontifikat und erkläre weiterhin seine Unterstützung. "Der Katholische Laienrat begrüßt die bescheidene Amtsführung, die eindrucksvollen Gesten und die richtungweisenden Entscheidungen des Bischofs von Rom", heißt es in der Erklärung. Anlass war der vierte Jahrestag seit der Wahl von Jorge Mario Bergoglio am 13. März.
Papst Franziskus setzte sich in vorbildhafter Weise für eine gerechte und barmherzige Kirche, für eine synodale Kirche und für eine Kirche, die sich der Schwachen, der Armen und der vor Gewalt Flüchtenden annimmt, so der Laienrat weiter. Er gebe damit Beispiele, wie die Grundsätze Jesu im Leben der Kirche zum Tragen kommen können. Für die katholische Kirche und darüber hinaus trete er ein "für Gerechtigkeit und Frieden, für die Teilhabe aller an einem Leben in Würde und Gerechtigkeit, für eine faire Wirtschaft und für die Bewahrung des 'gemeinsamen Hauses'".
Der Laienrat unterstütze den Papst in diesem Anliegen und er appelliert zugleich an die österreichischen Bischöfe, "mutige Vorschläge" für die Pastoral zu unterbreiten und "die vom Papst ermöglichten Schritte zügig zu verwirklichen".
Quelle: kathpress