Kindergarten bei Schulreformen miteinbeziehen
Eine gemeinsame Ausbildung von Kindergarten- und Volksschulpädagoginnen, ein verbesserter Betreuungsschlüssel in den Gruppen sowie ein einheitliches, qualitätssicherndes Bundesgesetz für Kindergärten: Diese Forderungen hat die St. Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien anlässlich des Besuchs von Familienministerin Sophie Karmasin und ÖVP-Wien-Stadtrat Gernot Blümel in zwei Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft in Wien-Floridsdorf erhoben. Seit Jahren betone die St. Nikolausstiftung, die "erste Bildungsinstitution Kindergarten" müsse bei Reformen im Schulsystem miteinbezogen werden. "Aber auch bei der letzten Schulreform wurde der Kindergarten 'vergessen'", kritisierte die Stiftung in einer Aussendung am Dienstag.
Im Hinblick auf die neuen Aufgaben, die an Kindergartenpädagoginnen beim Übergang vom Kindergarten in die Schule gestellt würden, wäre die gemeinsame Ausbildung auf tertiärem Niveau "für beide Seiten wichtig und zugleich eine Aufwertung des Berufsfeldes", hieß es weiter. Der Betreuungsschlüssel müsse vor allem im Bereich der Kleinkindergruppen verbessert werden: Ideal wäre eine Fachkraft für drei Kleinkinder, derzeit würden jedoch zumeist 15 von einer Pädagogin und einer Assistentin betreut. Bundesweit geregelt werden sollte dies in einem neuen Kindergartengesetz, das auch die Qualität und die Öffnungszeiten sicherstellt.
Karmasin und Blümel konnten sich bei ihrem Besuch im derzeit umgebauten Pfarrkindergarten Leopoldau und im nahegelegenen Kindergarten "Feuerwache" vom anspruchsvollen pädagogischen Konzept der St. Nikolausstiftung überzeugen. In jeder Kleinkind-, Kindergarten- oder Hortgruppe betreuen eine ausgebildete Pädagogin und eine Assistentin die Kinder. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung haben die Möglichkeit, jedes Jahr Fortbildungen im Ausmaß ihrer jeweiligen Wochenarbeitszeit zu besuchen. Das interne Fortbildungsprogramm enthält ca. 150 Kurse, die für das Personal zum Großteil kostenfrei sind. Gerade in den ersten beiden Dienstjahren habe die laufende Weiterbildung und Begleitung der Jungpädagogen einen zentralen Stellenwert, erklärte die pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung, Susanna Haas.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal der katholischen Trägerorganisation sei das Mobile Team, bestehend aus Sonderkindergartenpädagoginnen, Psychologinnen und Ergotherapeutinnen. "Dieses interdisziplinäre Team unterstützt rasch und niederschwellig Pädagoginnen und Pädagogen im Bedarfsfall und steht auch Eltern beratend zur Verfügung", sagte Haas.
Übernahme von Alt-Wien-Standort
Der ehemalige Alt-Wien-Standort am Leopoldauer Platz wird derzeit nach baubehördlichen Vorschriften umgebaut. U.a. entstehen ein Bewegungs-, Personal- und Besprechungsraum und ein großer Garten. Ab dem Kindergartenjahr 2017/18 stehen in Floridsdorf somit 80 weitere Betreuungsplätze für Kinder ab einem Jahr zur Verfügung, kündigte Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung, an. Nur knapp 100 Meter entfernt eröffnete die Stiftung bereits im Herbst 2016 den Kindergarten "Feuerwache", wo 80 Kinder betreut werden; 35 Kinder davon wurden vom ehemaligen Alt-Wien-Standort aufgenommen.
Nach mehreren Skandalen um Wiens private Kindergärten - wie Fördermissbrauch um den Betreiber von Alt Wien oder Förderstopp für den Verein Oase des Kindes - stärkten Karmasin und Blümel den Vertretern der St. Nikolausstiftung den Rücken. Die Familienministerin unterstrich die Relevanz und Berechtigung von Privatkindergärten. "Es ist wichtig, Vielfalt voranzutreiben, bei privaten Kindergärten nicht zu verallgemeinern, und hier sieht man, dass diese auch besonders qualitätsvoll, über den gesetzlichen Standards, arbeiten", wird Karmasin in der "Presse" (7. März) zitiert. Wiens ÖVP-Parteichef Blümel hielt fest, wegen einzelner Skandale dürfe man nicht private Betreiber an sich zurückdrängen.
Quelle: kathpress