Bischof Küng fordert Subsidiaritätsprinzip ein
Der St. Pöltner Bischof Klaus Küng hat für familienpolitisch relevante Maßnahmen das Subsidiaritätsprinzip (eine Aufgabe soll möglichst von der kleinsten "zuständigen" Einheit übernommen werden) eingefordert. In einem Kommentar für die "Niederösterreichischen Nachrichten" (NÖN) verwies er darauf, dass in letzter Zeit darüber berichtet werde, "dass sehr zweifelhafte Projekte mit Steuergeldern gefördert werden, oder dass der Staat immer mehr Einschnitte dort vornimmt, wo persönliche Lebensbereiche und familiäre Infrastrukturen des Menschen betroffen sind". Als Beispiele nannte er fragwürdige Sexualerziehungsbroschüren sowie bürokratische Hürden für den Einsatz von Babysittern, Leihomas oder Au-pair-Kräften.
Politisch Verantwortliche sollten sich - so legt Küngs Kommentar nahe - die Frage stellen: "Welches ist die Aufgabe des Staates und öffentlicher Einrichtungen und wie viel davon ist vielleicht schon Bevormundung oder bisweilen manipulativ?" Der in der Bischofskonferenz für den Bereich Familien zuständige Diözesanbischof benannte demgegenüber als Grundsatz eine "Weisheit" der katholischen Soziallehre: "Im Mittelpunkt soll immer der Mensch stehen."
Die Rolle der einzelnen Person, der Familie oder von kleineren Einheiten darf nach Küngs Überzeugung nicht durch andere weggenommen oder ersetzt werden, sie müsse vielmehr gestützt werden. "Denn es geht um das Gelingen von Selbstverwirklichung, für den Einzelnen, für die Familie und für die Gesellschaft als Ganzes." Auf diesen Prüfstein sollte immer wieder die konkrete Umsetzung neuer Vorhaben gestellt werden, "denn sie wollen vielfach Gutes, bewirken im Ergebnis aber auch Schlechtes".
"Pornografieaffine" Sexualaufklärung
So gebe es öffentliche Förderungen für Jugendinfos - auch durch Ministerien - die eine Form der Sexualerziehung vorantreiben, "die durch Inhalt und pornografieaffine Darstellung die Würde der Person, von Intimität und Scham, völlig vergisst und letztlich einer Kultur des Missbrauchs Vorschub leistet", beklagte Küng. Das sei keine Unterstützung der Bemühungen vieler Familien, sondern "konträr zur Freude der Liebe und zu christlichen Werten" und schade letztlich jungen Menschen und der ganzen Gesellschaft.
Der Bischof griff auch Kritik daran auf, dass "die kleine Sozialstruktur" immer mehr verunmöglicht werde: Babysitter bräuchten nunmehr eine vielstündige Ausbildung, damit ihre Kosten von der Steuer abgesetzt werden können, Angebote sogenannter Leihomas würden nicht mehr gefördert und die Tradition von Au-pair-Kräften werde erschwert, da diese nur mehr wenige Stunden arbeiten dürfen. "Wir begegnen also immer wieder Schnittstellen zwischen staatlich und privat, zwischen Eigenverantwortung und Fremdbestimmung", so Küng.
Quelle: kathpress