"Priester ist man nicht im luftleeren Raum"
"Priester ist man nicht in einem luftleeren Raum ... nein, Priester ist man immer in einer konkreten geschichtlichen Situation und in konkreten menschlichen Situationen": Das betonte der Vorarlberger Diözesanbischof Benno Elbs am Samstag bei der Priesterweihe des gebürtigen Polen Dariusz Radziechowski im Feldkircher Dom. Ein Blick auf die Welt und die Kirche von heute mache bewusst, dass wir in turbulenten Zeiten leben. Vieles löse Verunsicherung und Angst aus, verwies Elbs auf wirtschaftliche Unsicherheiten, Krieg, Gewalt und Terror, auf Flüchtlinge, Fremde und Entwicklungen in der Politik. Der Wunsch nach mehr Sicherheit und Kontrolle führe zur Frage "Wo bleibt die gewohnte, geliebte Freiheit?", so der Bischof in seiner Predigt.
Der Ort des Priesters sei "dort, wo es Unterdrückung gibt, wo Menschen leiden", griff Elbs ein Wort des Propheten Jesaja aus der Lesung auf. Dort heißt es: "Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemanden verleumdest, dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag" (Jes 88, 9b-10).
"Entscheidend ist in jeder Begegnung, den anderen Menschen mit Liebe und Wertschätzung anzunehmen", fuhr der Bischof fort. Für Priester bedeute dies auch, mit den Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen "Hoffnungs-Liturgie zu feiern, zu schenken". Etwa bei der Taufe, bei Erstkommunion oder Firmung, bei Hochzeiten, aber auch "dann, wenn der Tod in unser Leben tritt".
Gegen "Versuchung der Resignation"
Gegen den Umstand, dass es "auch in unseren Reihen als Priester die Versuchung der Mutlosigkeit und Resignation" gebe, legte Bischof Elbs dem Neupriester nahe, einen "Ort am Herzen Jesu" einzunehmen. Auch gegen andere in Welt und Kirche beobachtbare Versuchungen wie Neid, "Angst, den Wohlstand teilen zu müssen" oder Hass, der sich heute in vielen Internet-Postings zeige, gelte es die Nähe Jesu als "Quelle, die niemals versiegt", zu suchen. Elbs wörtlich: "Es gehört zu den schönsten und wichtigsten Aufgaben eines Priesters, immer neu diese Quelle zu suchen und so zu einem bewässerten Garten zu werden, wo viele Menschen Freude finden, wo die Freundschaft stärker ist als der Hass, wo die Liebe stärker ist als Neid oder Ausgrenzung, wo das Leben stärker ist als alles, was Tod und Vernichtung möchte."
Neupriester Dariusz Radziechowski wurde 1981 in der polnischen Stadt Limanowa geboren. Er studierte Theologie und Philosophie an der Universität Krakau und in Rom. Seit 2013 lebt Radziechowski in Vorarlberg, zwei Jahre wirkte er in den Pfarren Vandans und Gantschier, wo er am 2. Juli 2016 von Bischof Elbs zum Diakon geweiht wurde. Seit September ist er in der Pfarre Lustenau Kirchdorf zu den hl. Peter und Paul tätig.
Quelle: kathpress