Fehlende Abtreibungsstatistik "Realitätsverweigerung"
Entschieden für die Einführung einer anonymen Statistik und Motivenerhebung zu Schwangerschaftsabbrüchen hat sich die Salzburger Theologin Angelika Walser ausgesprochen. Es wäre "sehr wichtig, unter anderem zu erfahren, ob neben den individuellen auch gesellschaftspolitische Gründe eine Rolle spielen, einen Abbruch vornehmen zu lassen. Letztere fallen nämlich in den Handlungsspielraum der Politik", schrieb die Moraltheologin in einer auf der Parlamentshomepage veröffentlichten Unterstützungserklärung zur Bürgerinitiative "Fakten helfen".
"Dringend" brauche man in Österreich eine "valide Statistik" über den Schwangerschaftsabbruch. Sie selbst berufe sich in Lehrveranstaltungen und bei Vorträgen seit vielen Jahren auf alle möglichen Statistiken aus Deutschland und anderen Ländern Europas, berichtete Walser. Sie stelle dabei fest, "wie bedauerlich und ärgerlich es ist, in Österreich auf mehr oder weniger zuverlässige Quellen und Schätzungen angewiesen zu sein." Es gehe dabei "nicht darum, moralische Urteile zu fällen, sondern um eine realistische Einschätzung der Lage".
Ein "absolutes Rätsel" sei ihr, warum im laizistischen Staat Frankreich der Soziologe Luc Boltanski schon 2007 vielbeachtete empirische Studien zum Thema veröffentlichen konnte, während in Österreich auch zehn Jahre später offiziell noch keine Daten erhoben werden, so die Theologin. Es handle sich hier um eine "Realitätsverweigerung", deren "ideologische Gründe" ihr "nicht nachvollziehbar" seien. Schließlich sei aus Boltanskis Studien mittlerweile bekannt, dass der Schwangerschaftsabbruch für viele Frauen eine schwierige, mit Trauer verbundene Entscheidung sei, die durchaus nicht immer ausschließlich freiwillig geschlossen werde.
"Ganz konkret" gehe es laut Walser bei der Forderung nach Fakten rund um das Abtreibungs-Thema auch um verbesserte Karenzregelungen oder Kündigungsfristen. "Wenn hier auf Basis des erhobenen Wissens verbesserte Rahmenbedingungen geschaffen werden könnten, wäre das für alle ein Vorteil - für angehende Mütter, Eltern und Kinder", so die Theologin.
Die sogenannte "Fristenregelung" sieht Walser durch die Anliegen der Bürgerinitiative nicht berührt. Es handle sich dabei um eine "hart erkämpfte ethische Kompromisslösung, die heute von niemandem mehr ernsthaft in Frage gestellt wird und berechtigterweise die letzte Entscheidungshoheit über ihren eigenen Körper Frauen selbst überlässt." Keine Frau könne Interesse an einer Aufweichung haben, befand die Salzburger Wissenschaftlerin.
Die von der "Aktion Leben" initiierte Bürgerinitiative "Fakten helfen!" wurde bislang von über 54.000 Österreichern unterzeichnet. Sie wurde im Parlament eingereicht und soll bei der nächsten Sitzung des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen - voraussichtlich im April - behandelt werden. Bis dorthin ist eine Unterschrift auf der Homepage des Parlaments weiter möglich. (Info: www.fakten-helfen.at)
Quelle: kathpress