Einheitsübersetzung ist "zeitgemäße Überarbeitung"
Die Bibel ist im Salzburger Bildungshaus St. Virgil in zwei neuen Übersetzungen - katholische Einheitsübersetzung und evangelische Lutherbibel - vorgestellt worden. In einem Bericht der Erzdiözese Salzburg über die Präsentation am Montag sprach Alterzbischof Alois Kothgasser, der Vertreter der österreichischen Bischöfe in der internationalen Kommission für die neue Einheitsübersetzung, von einer "zeitgemäßen Überarbeitung", die angestrebt worden sei. Deswegen seien in der aktuellen Ausgabe u.a. neben den "Brüdern" auch die "Schwestern" als Adressaten der Apostelbriefe mitgenannt.
Zehn Jahre sei an der nun für den gesamten deutschen Sprachraum verbindlichen Einheitsübersetzung gearbeitet worden. "Man muss neue Erkenntnisse berücksichtigen, und schließlich ist etwas nie so gut, dass es nicht auch verbessert werden könnte", betonte Kothgasser laut der Aussendung vor rund 100 Interessierten.
Sein großes Interesse an einer Revision habe ihn zu einer Mitarbeit bewogen. "Außerdem hatte sich in Österreich kein anderer Bischof gefunden, der Exeget gewesen wäre", stellte Kothgasser schmunzelnd fest. Schon als junger Student sei er von der Bibel fasziniert gewesen, "sie ist für mich das Grundbuch, das ich versucht habe zu verkünden und zu leben".
Gelungene "Quadratur des Kreises"
Marlies Gielen, Mitarbeiterin an der Revision und Professorin für Neues Testament an der Universität Salzburg, berichtete vom Anspruch, "den Grundklang des Textes, der ja von den 70er-Jahren geprägt war, beizubehalten" und gleichzeitig eine größere Nähe zur Originalsprache der biblischen Schriften herzustellen. "Das klang verdächtig nach dem Versuch einer 'Quadratur des Kreises'", so Gielen. Insgesamt sei es den 50 Fachleuten jedoch gelungen, diese Herausforderung gut zu meistern. Die Einheitsübersetzung habe das Potenzial, in den kommenden Jahrzehnten den Menschen das Wort der Heiligen Schrift in den verschiedenen kirchlichen Handlungsfeldern, aber auch bei der privaten Bibellektüre verständlich und verlässlich nahezubringen, zeigte sich Gielen überzeugt.
Anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation wurde auch die Lutherbibel einer Revision unterzogen, berichtete Jutta Henner, evangelische Theologin und Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft. Seit 2010 hätten 70 Experten 36.000 Verse und 800.000 Wörter unter die Lupe genommen - darunter viele erst durch in die Alltagssprache eingegangene Ausdrücke wie "Feuereifer", "Kleingläubige", "Menschenfischer", "Lückenbüßer" oder "Herzenslust". Die Lutherbibel war für die deutsche Sprache prägend", unterstrich Henner. Luther wieder mehr zu Wort kommen zu lassen und auf viele "sprachliche Glättungen" vergangener Ausgaben zu verzichten sei das Ziel der Mitarbeiter der Lutherbibel-Revision gewesen.
Bei beiden Revisionsprozessen sei auch die ökumenische Verbundenheit deutlich spürbar gewesen, wies Henner hin: "Wissenschaftler beider Kirchen haben sich in ihrer Arbeit gegenseitig ausgetauscht und bereichert."
Quelle: kathpress