Frauen müssen Verantwortung in Kirche tragen
Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden (VFÖ), will Frauen Mut machen, sich in der Kirche zu engagieren, auch wenn es für Frauen derzeit keine Zulassung zu den Weiheämtern gibt. Am wichtigsten sei es, das Evangelium zu verkünden und für die Menschen da zu sein. Und das sei nicht an das Geschlecht gebunden, betonte Mayrhofer im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Das Weiheamt sehe sie nicht als oberste Stufe auf einer Karriereleiter. Das Weiheamt sein kein "Erfolg", sondern eine Berufung: "Der Zugang zum Weiheamt ist den Frauen verwehrt, das ist richtig, aber wir haben viele verschiedene Leitungsaufgaben in der Kirche, die Frauen tatsächlich übernehmen." Es gehe darum, Aufgaben zu ergreifen und Verantwortung zu tragen.
Kirche sei jedenfalls mehr als eine männliche Hierarchie. "Kirche ist das Gesamt des Leibes Christi. Hier haben wir Frauen sehr wichtige Aufgaben", so die VFÖ-Präsidentin. "Ob es sich die katholische Kirche auf Dauer wirklich leisten kann und will, auf den Dienst der Frauen im Weiheamt zu verzichten, das ist eine Frage, über die zur Zeit auch in Rom nachgedacht wird, allerdings unter dem historischen Deckmantel", bezog sich Mayrhofer auf die vom Papst gebildete Kommission zum Diakonat der Frauen. Sie sehe übrigens gerade auch das Ordensleben als "prophetisches, komplementäres Amt zum hierarchischen Amt", betonte Mayrhofer.
Jungen Frauen, die heute eine kirchliche Berufslaufbahn einschlagen wollen, empfehle sie: "Tut, was ihr könnt! Stellt euer Leben auf gesunde Füße. Bildet euch, studiert Theologie. Lasst euch nichts einreden, denkt selber nach, fragt nach, macht den Mund auf! Setzt euch realistische Ziele und macht den nächsten möglichen Schritt."
In der Erzdiözese Wien gebe es bereits Frauen in Leitungspositionen: "Wir haben zum Beispiel eine Schulamtsleiterin und eine Pastoralamtsleiterin. Es ist nicht so, dass Frauen keine Leitungsämter übernehmen können. Es soll die bestqualifizierte Person sein, die die Leitung übernimmt, egal ob Mann oder Frau", so Sr. Mayrhofer. Frauen würden sich anders einbringen als Männer. Daher sei es gut, "wenn sowohl Männer als auch Frauen in verantwortlichen Positionen sind und einander ergänzen."
Vatikan-Expertin: Papst setzt auf die Laien
Die Vatikan-Expertin Gudrun Sailer - sie arbeitet seit vielen Jahren bei Radio Vatikan - erläuterte gegenüber dem "Sonntag" die Einstellung von Papst Franziskus zu Frauen. Mit Sicherheit sei dem Papst die Frage nach der Frau in der Kirche ein großes Anliegen, so Sailer. "Das hat er selbst gesagt und auch mit dem einen oder anderen Beschluss bekräftigt. Ich denke da nicht nur an Ernennungen, wie die neue Direktorin der Vatikanischen Museen, sondern z. B. auch an seine wiederholten Aufrufe, eine Theologie der Frau zu entwickeln, denn die fehlt. Ich glaube wirklich, dass er in dem Punkt für eine deutlich erkennbare Öffnung sorgt, nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Form."
Der Papst entscheide aber nicht sofort und allein, wie diese Öffnung für die Frauen auszusehen hat, sondern andersherum: "Er lädt die Gläubigen ein, Frauen wie Männer, über die Frauen in der Kirche nachzudenken und dann ihre Vorschläge einzubringen. Das ist kein Von-oben-herab, sondern ein Mit."
Bei Franziskus falle auch besonders auf, "wie oft er die Priester und Mitbrüder im Bischofsamt dazu ermahnt, die Meinung von Frauen zu hören". Denn Frauen hätten "einen anderen, einen ergänzenden, einen weiteren Blick auf die Dinge und auf die Lebenszusammenhänge". Deshalb sollten wichtige Entscheidungen in der Kirche nicht ohne Frauen getroffen werden. "Das ist die Meinung von Papst Franziskus, und das ist neu." Allerdings müsse er selber natürlich auch sehen, "dass da noch ein weiter Weg zu gehen ist", so Sailer.
Zur Frage, welche Schritte notwendig seien, damit Frauen und Männer in der Kirche gleichgestellt sind, meinte die Vatikan-Expertin wörtlich: "Der wichtigste Ansatz führt, denke ich, nicht über die Frage der Ämter." Die Frage der Ämter brauche eine theologische Vertiefung, "aber bis die vernünftig und durchdacht geleistet ist, das kann noch dauern". Franziskus setze auf einen anderen Weg. Sailer: "Er setzt auf die Laien. Er versucht die Laien in ihrer Identität zu stärken. Es bringt nichts, die Identität der Getauften mit der Identität der Geweihten miteinander zu vermischen, sagt Franziskus. Es ist das Insgesamt der Getauften, die allermeisten von ihnen ohne Weihe, das Insgesamt, das Kirche ist."
Quelle: kathpress