Neues Johannes-Schasching-Institut an Katholischer Privatuni Linz
An der Katholischen Privatuniversität (KU) Linz gibt es jetzt ein "Institut für Christliche Sozialwissenschaften Johannes Schasching SJ". Mit dessen Errichtung erfahre dieser Fachbereich eine organisatorische Neustrukturierung, teilte die KU in einer Aussendung mit. Benannt ist das Institut nach dem bedeutenden österreichischen Sozialethiker P. Johannes Schasching, der am 10. März 100 Jahre alt geworden wäre. Der aus Oberösterreich stammenden Jesuit und Papstberater habe die für das Fach typische dreidimensionale Ausrichtung in besonderer Weise verkörpert, erinnerte die KU: Es gehe stets um einen konstruktiven Dialog von Wissenschaft, kirchlicher Sozialverkündigung und gesellschaftlicher Praxis.
Laut Christian Spieß, Professor für Christliche Sozialwissenschaften und Vorstand des neuen Instituts, würdigt die Katholische Privatuni mit der Benennung den Einfluss Johannes Schaschings auf die Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65): "Schasching hat einen erheblichen Beitrag zur Erneuerung des Sozialkatholizismus und insbesondere zur Modernisierung der kirchlichen Sozialverkündigung geleistet." Die österreichische Provinz der Jesuiten hat dem neuen Institut den Nachlass von Schasching als Dauerleihgabe zur Forschung übergeben.
Auch andere Organisationen sind an einer angemessenen Würdigung des Lebenswerkes von Pater Schasching beteiligt: Der von der Industriellenvereinigung in Kooperation mit der KU Linz vergebene "WER-Preis für die Förderung des Dialogs von Wirtschaft, Ethik und Religion" wurde jüngst in "Pater Johannes Schasching SJ-Preis" umbenannt; die "Pater Johannes Schasching SJ Gesellschaft" schrieb im Vorjahr ein nach dem Sozialethiker benanntes Stipendium aus; die Katholische Sozialakademie (ksoe) vergibt ebenfalls seit 2016 eine Forschungsstelle namens Schasching-Fellowship.
Vorträge und Symposion zum 100er
Dass sich der Geburtstag des Vordenkers am 10. März zum 100. Mal jährt, ist für die Katholische Sozialakademie als eine seiner Wirkstätten Anlass für Vorträge am 13. März sowie ein Symposion: Dabei wird Jesuitenprovinzial Bernhard Bürgler um 17.30 Uhr im Theatersaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften den Innsbrucker Sozialethiker Wolfgang Palaver als Festvortragenden begrüßen, weiters den Linzer Altbischof Maximilian Aichern, die Publizistin Barbara Coudenhove-Kalergi u.a.
Bereits um 9 Uhr widmet sich Christina Plank als Forscherin im Rahmen der "Schasching-Fellowship" bei einem "ksoe-Frühstück" im Wiener im Restaurant "Inigo" neuen Lebens- und Produktionsweisen im Ernährungssektor unter sozialethischen Gesichtspunkten; um 14 Uhr steht ein Seminar mit Buchpräsentation unter dem Titel "Menschengerechtes Wirtschaften" mit Sebastian Thieme - dem früheren Schasching-Fellow - auf dem Programm. Das Festprogramm unter dem Titel "zeitgerecht - zeitbedingt" umfasst außerdem ein Gedenken an P. Schasching um 16.30 Uhr in der Wiener Jesuitenkirche.
Vielfach geehrter Vordenker
P. Johannes Schasching SJ wurde am 10. März 1917 in St. Roman bei Simling in Oberösterreich geboren. Er besuchte das Jesuiten-Gymnasium Collegium Aloisianum am Freinberg in Linz und trat nach der Matura 1937 in die Gesellschaft Jesu ein. Er studierte Philosophie, Theologie, Staatswissenschaften sowie Soziologie etwa in München, Wien, Innsbruck, in Chicago, New York und Löwen. Schasching profilierte sich als Universitätslehrer, er unterrichtete Sozialwissenschaften in Innsbruck und an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Zugleich war er Provinzial der österreichischen Jesuiten, dann Regionalassistent im Generalat des Jesuitenordens in Rom.
Pater Schasching war Berater bis in höchste Kreise, etwa Konsultor des Päpstlichen Rates Iustitia et Pax, und Mitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1991 war er bis 2005 in der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) in Wien tätig. Er wirkte mit am Sozialhirtenbrief der katholischen Bischöfe Österreichs (1990) und am 2003 erschienenen Ökumenische Sozialwort der christlichen Kirchen Österreichs. 2013 verstarb P. Johannes Schasching im 97. Lebensjahr und im 77. Jahr seines Ordenslebens.
Für seine Verdienste um ein sach-, menschen- und gesellschaftsgerechtes Wirtschaften wurde er vielfach geehrt, unter anderem mit dem "Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" (1973), dem "Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" (1987) sowie mit mehreren Ehrendoktoraten.
Quelle: kathpress