Europas Krisen sind "Ernstfall des Glaubens"
Die aktuellen Ängste und Nöten in Westeuropa sind nach den Worten des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner für Christen ein "Ernstfall des Glaubens". Wenn der Terror von heute vorgebe, eine religiöse Wurzel zu besitzen, so seien als Antwort darauf nicht nur die Nächstenliebe, sondern auch "das ureigenste Glaubensverständnis" gefordert, heißt es in einem Fastenhirtenbrief, der am Sonntag in den Salzburger katholischen und auch evangelischen Pfarren verlesen wird. Lackner verfasste das Schreiben aus Anlass des laufenden Jubiläums "500 Jahre Reformation" erstmals gemeinsam mit dem Salzburger evangelischen Superintendenten Oliver Dantine.
Die Gläubigen wie auch "der Glaube selbst" stünden angesichts der aktuellen Geschehnisse auf dem Prüfstand, schrieb der Salzburger Erzbischof. Wichtig sei es, im Glauben ebenso wie im Leben die Hoffnung als "bleibende Grundstimmung" zu bewahren und auch in der Ökumene die Prioritäten neu zu setzen. Statt mühsam um gerechtfertigten Konsens zu ringen, gelte es nun vielmehr ein "glaubhaftes Zeugnis der Einheit stiftenden Kraft des Glaubens" zu geben und der "Einheit in und mit Jesus Christus" alles andere unterzuordnen. Lackner: "Die Geschichte wird einmal beurteilen, ob das im Kern christliche Abendland diese Herausforderung bestanden hat."
Ebenso wie Erzbischof Lackner die Gläubigen dazu aufrief, dem Evangelium "oberstes Mitspracherecht" einzuräumen, forderte dies auch Superintendent Dantine für die Ökumene ein. Schließlich sei die Heilige Schrift Grundlage und Bezugspunkt des Glaubens und binde "alle christlichen Kirchen an ihre Anfänge und ihre Wurzeln im Volk Israel". Der Superintendent verwies dazu auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65): Auch hier sei die Bedeutung der Bibel für den Glauben betont worden. Dies könne man trotz bestehender Differenzen durchaus als "Annäherung an das Verständnis der Bibel in den Kirchen der Reformation" deuten.
Ein besonderes Nahverhältnis zur Bibel sei das Hauptmerkmal der evangelischen Kirchen, schrieb Dantine weiter. Das Wort Gottes bestimme die persönliche Frömmigkeit ebenso wie auch das kirchliche Leben, theologische Debatten oder die Ausrichtung evangelischer Gottesdienste. Um bei der Schriftauslegung auch ohne verbindliche Entscheidung durch eine letzte Autorität dafür der "Gefahr der Beliebigkeit" zu entgehen, habe bereits Martin Luther die Suche nach dem, "was Christum treibet" gefordert: Die Gemeinden, die für die Auslegung selbst verantwortlich sind, müssten immer um das Verständnis der Bibeltexte ringen und dabei darauf achten, dass nichts im klaren Widerspruch zum Wirken und Reden Jesu stehe, so der Superintendent.
Quelle: kathpress